Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.so hat man die besten Manieren, alles Andere ist an¬ Man war still, wir hatten zu heftig gesprochen; ich Ich sehe durch meine Glasthür Camilla einsam ſo hat man die beſten Manieren, alles Andere iſt an¬ Man war ſtill, wir hatten zu heftig geſprochen; ich Ich ſehe durch meine Glasthür Camilla einſam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0047" n="35"/> ſo hat man die beſten Manieren, alles Andere iſt an¬<lb/> genehme Zugabe. Wird es aber zur Hauptſache ge¬<lb/> macht — ſetzte Hyppolit — Leerheit, Abgeſchmackt¬<lb/> heit, Unkultur, und die feinen Perſonen, die ſich im¬<lb/> mer und nur darin wohlbefinden können, dürfen nicht<lb/> zu unſern gebildeten Ständen gezählt werden, weil ſie<lb/> von Bildung nichts wiſſen und an hohlen Spielereien,<lb/> an Firlefanz und Puppenkram genug haben. Und mei¬<lb/> nen Sie denn, daß jene feinen Manieren ein Prä¬<lb/> rogativ des Adels ſeien? Nicht einmal die letztern ſind<lb/> es, und wir haben ſolcher bürgerlichen Affen genug.<lb/> Es iſt eine lächerliche Schwäche von uns, daß wir den<lb/> arroganten Titel „Adel“ noch immer geſtatten, daß<lb/> wir ihn ſelbſt in unſerer Polemik noch immer gebrauchen;<lb/> man nenne es „Junkerei“ oder ähnlich.</p><lb/> <p>Man war ſtill, wir hatten zu heftig geſprochen; ich<lb/> fürchte, unſere hieſige Geſellſchaft iſt der Auflöſung nahe.</p><lb/> <p>Ich ſehe durch meine Glasthür Camilla einſam<lb/> wandeln — leb' wohl für heute, ich will ernſtlich zu<lb/> erfahren verſuchen, welcher Kummer das liebe Mädchen<lb/> drückt, ich habe ſie ſehr gern. Leb' wohl!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0047]
ſo hat man die beſten Manieren, alles Andere iſt an¬
genehme Zugabe. Wird es aber zur Hauptſache ge¬
macht — ſetzte Hyppolit — Leerheit, Abgeſchmackt¬
heit, Unkultur, und die feinen Perſonen, die ſich im¬
mer und nur darin wohlbefinden können, dürfen nicht
zu unſern gebildeten Ständen gezählt werden, weil ſie
von Bildung nichts wiſſen und an hohlen Spielereien,
an Firlefanz und Puppenkram genug haben. Und mei¬
nen Sie denn, daß jene feinen Manieren ein Prä¬
rogativ des Adels ſeien? Nicht einmal die letztern ſind
es, und wir haben ſolcher bürgerlichen Affen genug.
Es iſt eine lächerliche Schwäche von uns, daß wir den
arroganten Titel „Adel“ noch immer geſtatten, daß
wir ihn ſelbſt in unſerer Polemik noch immer gebrauchen;
man nenne es „Junkerei“ oder ähnlich.
Man war ſtill, wir hatten zu heftig geſprochen; ich
fürchte, unſere hieſige Geſellſchaft iſt der Auflöſung nahe.
Ich ſehe durch meine Glasthür Camilla einſam
wandeln — leb' wohl für heute, ich will ernſtlich zu
erfahren verſuchen, welcher Kummer das liebe Mädchen
drückt, ich habe ſie ſehr gern. Leb' wohl!
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