Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.wollen -- das ist Laster. Und in solchem Falle ist wollen — das iſt Laſter. Und in ſolchem Falle iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027" n="15"/> wollen — das iſt Laſter. Und in ſolchem Falle iſt<lb/> Hyppolit. Die Welt um ihn lebt im rechtlichen Frie¬<lb/> denszuſtande, er aber zieht umher wie ein außerrechtlich<lb/> erobernder Krieger, das iſt eine unverſchämte Bevorzu¬<lb/> gung des Individuums gleich dem Abſolutismus, die ich<lb/> verabſcheue, und doch kann ich mich nicht zu dem phili¬<lb/> ſterhaften Handwerk entſchließen, Alberta, ſeine ſichre<lb/> Beute, vor dem Unglück, was ihrer harrt, zu warnen.<lb/> Weiß ich denn auch, ob das Mädchen nicht glücklich iſt,<lb/> wenn ſie nur <hi rendition="#g">eine</hi> heiße Stunde unter den Strahlen ihrer<lb/> Liebesſonne ruht? Wie iſt ſie glücklich, wenn ſie ihn nur<lb/> ſieht, träumeriſch geht ſie mit uns umher, lächelt ſchmerz¬<lb/> lich, ſpricht wenig, und iſt innig, weich wie ein Blu¬<lb/> menblatt. Mit allen Waffengattungen iſt die Liebe in<lb/> ihr ſanftes Herz gezogen, und hat Alles zum Kriegs¬<lb/> ſtande ausgerüſtet: wenn der Feind der Liebeshinderniſſe<lb/> in unſern Geſprächen zum Vorſchein kommt, da hebt ſie<lb/> das ſchöne Köpfchen plötzlich muthig, und ihr Türken¬<lb/> bund, den ſie um den Kopf trägt, wirft ſich in den<lb/> Nacken und ſie fordert kühn alle Welt heraus. Alle Scheu<lb/> iſt von ihr gewichen in ſolchen Momenten. In einem<lb/> ähnlichen Geſpräche redete ich ihr in dieſen Tagen —<lb/> wir promenirten in einem entfernten Theile des Gartens<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0027]
wollen — das iſt Laſter. Und in ſolchem Falle iſt
Hyppolit. Die Welt um ihn lebt im rechtlichen Frie¬
denszuſtande, er aber zieht umher wie ein außerrechtlich
erobernder Krieger, das iſt eine unverſchämte Bevorzu¬
gung des Individuums gleich dem Abſolutismus, die ich
verabſcheue, und doch kann ich mich nicht zu dem phili¬
ſterhaften Handwerk entſchließen, Alberta, ſeine ſichre
Beute, vor dem Unglück, was ihrer harrt, zu warnen.
Weiß ich denn auch, ob das Mädchen nicht glücklich iſt,
wenn ſie nur eine heiße Stunde unter den Strahlen ihrer
Liebesſonne ruht? Wie iſt ſie glücklich, wenn ſie ihn nur
ſieht, träumeriſch geht ſie mit uns umher, lächelt ſchmerz¬
lich, ſpricht wenig, und iſt innig, weich wie ein Blu¬
menblatt. Mit allen Waffengattungen iſt die Liebe in
ihr ſanftes Herz gezogen, und hat Alles zum Kriegs¬
ſtande ausgerüſtet: wenn der Feind der Liebeshinderniſſe
in unſern Geſprächen zum Vorſchein kommt, da hebt ſie
das ſchöne Köpfchen plötzlich muthig, und ihr Türken¬
bund, den ſie um den Kopf trägt, wirft ſich in den
Nacken und ſie fordert kühn alle Welt heraus. Alle Scheu
iſt von ihr gewichen in ſolchen Momenten. In einem
ähnlichen Geſpräche redete ich ihr in dieſen Tagen —
wir promenirten in einem entfernten Theile des Gartens
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