Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.Mäßigung, sauberen Klarheit, Deinem geläuterten Schön¬ Mäßigung, ſauberen Klarheit, Deinem geläuterten Schön¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="175"/> Mäßigung, ſauberen Klarheit, Deinem geläuterten Schön¬<lb/> heitsſinn nicht eben dahin kommen könneſt. Sie bat<lb/> mich, bald wiederzukommen und ihren Vater kennen zu<lb/> lernen, der ſich ſehr freuen würde, einem ſolchen Gange<lb/> der politiſchen Ausbildung zuzuhören. Ich nannte Hyp¬<lb/> polits Namen; ſie entfärbte ſich und Thränen traten ihr<lb/> in die Augen. Ich bat, ihn mitbringen zu dürfen. Sie<lb/> ſchwankte, mein Mitwiſſen errieth ſie mit weiblichem<lb/> Takte ſogleich — das gab ein heimliches Band zwiſchen<lb/> uns, was uns ſchnell einander näher brachte. Sie<lb/> war verlegen, zupfte an den Bändern, ſah auf die Erde,<lb/> faltete auf dem Schooß die kleinen Hände und ſah ſtarr<lb/> in ihre Verſchlingung. Endlich hob ſie langſam den<lb/> Kopf, ſah mich wehmüthig an und ſagte bittend: Laſ¬<lb/> ſen Sie ihn nie allein kommen, ich fürchte mich vor<lb/> ihm. Dies Vertrauen überwältigte mich, ich ergriff<lb/> ihre Hand und küßte ſie ſchnell; ſie zog ſie ſo ſchnell<lb/> als es die Artigkeit geſtattet, hinweg, ſtand auf und<lb/> empfahl ſich mir. Ein Gang in die Pairskammer<lb/> hielt mich ein wenig auf. — Zu Haus angekommen<lb/> fand ich ſchon Billets für uns zum Balle für den<lb/> Abend. Hyppolit ſah ſchmerzlich drein, als ich ihm<lb/> Alles erzählte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0187]
Mäßigung, ſauberen Klarheit, Deinem geläuterten Schön¬
heitsſinn nicht eben dahin kommen könneſt. Sie bat
mich, bald wiederzukommen und ihren Vater kennen zu
lernen, der ſich ſehr freuen würde, einem ſolchen Gange
der politiſchen Ausbildung zuzuhören. Ich nannte Hyp¬
polits Namen; ſie entfärbte ſich und Thränen traten ihr
in die Augen. Ich bat, ihn mitbringen zu dürfen. Sie
ſchwankte, mein Mitwiſſen errieth ſie mit weiblichem
Takte ſogleich — das gab ein heimliches Band zwiſchen
uns, was uns ſchnell einander näher brachte. Sie
war verlegen, zupfte an den Bändern, ſah auf die Erde,
faltete auf dem Schooß die kleinen Hände und ſah ſtarr
in ihre Verſchlingung. Endlich hob ſie langſam den
Kopf, ſah mich wehmüthig an und ſagte bittend: Laſ¬
ſen Sie ihn nie allein kommen, ich fürchte mich vor
ihm. Dies Vertrauen überwältigte mich, ich ergriff
ihre Hand und küßte ſie ſchnell; ſie zog ſie ſo ſchnell
als es die Artigkeit geſtattet, hinweg, ſtand auf und
empfahl ſich mir. Ein Gang in die Pairskammer
hielt mich ein wenig auf. — Zu Haus angekommen
fand ich ſchon Billets für uns zum Balle für den
Abend. Hyppolit ſah ſchmerzlich drein, als ich ihm
Alles erzählte.
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