Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.dieser reizende vielfarbige Knabe, kam mit diesem Ge¬ dieſer reizende vielfarbige Knabe, kam mit dieſem Ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0166" n="154"/> dieſer reizende vielfarbige Knabe, kam mit dieſem Ge¬<lb/> ſtändniſſe wieder über ſie. Blöde und beſcheiden vor¬<lb/> her, war ſie nun toll und ausgelaſſen. Aber rührend<lb/> klagte ſie mir, was ſie damals gelitten, als ſie Alberta<lb/> im Garten an meiner Bruſt geſehen habe; mit neuen<lb/> Thränen geſtand ſie, daß ſie deshalb hinwegereiſ't und<lb/> ſie ſah mich unſicher, ſchwankend, halb ungläubig von<lb/> der Seite an, als ich ihr die Verſicherung gab, ſie ſei im<lb/> größten Irrthume geweſen, und es habe zwiſchen mir<lb/> und Alberta nie etwas Andres als ein freundſchafliches<lb/> Verhältniß beſtanden. Endlich hielt ſie mir den Mund<lb/> zu und ſagte: ich glaube Dir, aber ſei kein roher Mann<lb/> und laß Alberta nie etwas von unſerem Uebereinkom¬<lb/> men in Liebe und Zärtlichkeit wiſſen — hörſt Du?“<lb/> Ich verſprachs mit Freuden. Durch die vielen Hinder¬<lb/> niſſe unſrer bürgerlichen Geſellſchaft, durch die Polizei<lb/> und die Strafgerichte, durch die Unſicherheit unſeres gan¬<lb/> zen Lebens, die Ungewißheit des nahen oder fernen To¬<lb/> des ſind wir ſo furchtſame Weſen geworden, daß wir<lb/> das Schönſte, was wir beſitzen, oft dann ſchon gefähr¬<lb/> det glauben, ſobald es nicht mehr unſer Geheimniß iſt.<lb/> Die herzdurchdringende Liebe will keine andre Wohnung<lb/> als das Herz, ſie flieht und haßt die Märkte — ſo iſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [154/0166]
dieſer reizende vielfarbige Knabe, kam mit dieſem Ge¬
ſtändniſſe wieder über ſie. Blöde und beſcheiden vor¬
her, war ſie nun toll und ausgelaſſen. Aber rührend
klagte ſie mir, was ſie damals gelitten, als ſie Alberta
im Garten an meiner Bruſt geſehen habe; mit neuen
Thränen geſtand ſie, daß ſie deshalb hinwegereiſ't und
ſie ſah mich unſicher, ſchwankend, halb ungläubig von
der Seite an, als ich ihr die Verſicherung gab, ſie ſei im
größten Irrthume geweſen, und es habe zwiſchen mir
und Alberta nie etwas Andres als ein freundſchafliches
Verhältniß beſtanden. Endlich hielt ſie mir den Mund
zu und ſagte: ich glaube Dir, aber ſei kein roher Mann
und laß Alberta nie etwas von unſerem Uebereinkom¬
men in Liebe und Zärtlichkeit wiſſen — hörſt Du?“
Ich verſprachs mit Freuden. Durch die vielen Hinder¬
niſſe unſrer bürgerlichen Geſellſchaft, durch die Polizei
und die Strafgerichte, durch die Unſicherheit unſeres gan¬
zen Lebens, die Ungewißheit des nahen oder fernen To¬
des ſind wir ſo furchtſame Weſen geworden, daß wir
das Schönſte, was wir beſitzen, oft dann ſchon gefähr¬
det glauben, ſobald es nicht mehr unſer Geheimniß iſt.
Die herzdurchdringende Liebe will keine andre Wohnung
als das Herz, ſie flieht und haßt die Märkte — ſo iſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |