Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.von mir, fiel dem Grafen um den Hals -- wir sa¬ Laß' mich schweigen, laß' mich schweigen, Freund, 1*
von mir, fiel dem Grafen um den Hals — wir ſa¬ Laß' mich ſchweigen, laß' mich ſchweigen, Freund, 1*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0015" n="3"/> von mir, fiel dem Grafen um den Hals — wir ſa¬<lb/> ßen bei Tiſch, als Dein Brief ankam — küßte ſeine<lb/> Tochter zwei-, dreimal, küßte Camilla fünf-, ſechsmal,<lb/> riß das Fenſter auf und ſchrie in den Himmel: „Jetzt;<lb/> blauer Bogen, behalte Deine Sonne, auf der Erde iſt<lb/> die Freiheit eingekehrt,“ und den kleinen Leopold hob<lb/> ich hoch in die Höhe und drückte ihn dann an meine<lb/> Bruſt, und zerquetſchte ihm faſt den kleinen Schädel<lb/> und rief: „Nun Junge, ſing' mir Freiheitslieder“ —<lb/> ach ich war ein Kind, es war die glücklichſte Stunde<lb/> meines Lebens. Und Dir, Conſtantin, vergeb' ich alle<lb/> dummen Streiche und ſchlimmen Dinge für Deine<lb/> Schmarre auf der Wange, und glücklich biſt Du ja nun<lb/> auch geworden, es mag kommen was da wolle, Du<lb/> haſt ja bluten, das Leben wagen dürfen für unſern<lb/> Glauben.</p><lb/> <p>Laß' mich ſchweigen, laß' mich ſchweigen, Freund,<lb/> ich werde kindiſch. Ich werde Dir von unſerm kleinen<lb/> Ameiſentreiben hier erzählen, um mich zu ſammeln.<lb/> Wenn's nur gehen wird. Ich bin ganz aus dem Gleiſe<lb/> und möchte hinaus in die Welt, um zu helfen am<lb/> neuen Bau der großen Weltkirche. Die Verhältniſſe<lb/> begannen eben in ihrer Unordnung ſich ein wenig zu<lb/> <fw place="bottom" type="sig">1*<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0015]
von mir, fiel dem Grafen um den Hals — wir ſa¬
ßen bei Tiſch, als Dein Brief ankam — küßte ſeine
Tochter zwei-, dreimal, küßte Camilla fünf-, ſechsmal,
riß das Fenſter auf und ſchrie in den Himmel: „Jetzt;
blauer Bogen, behalte Deine Sonne, auf der Erde iſt
die Freiheit eingekehrt,“ und den kleinen Leopold hob
ich hoch in die Höhe und drückte ihn dann an meine
Bruſt, und zerquetſchte ihm faſt den kleinen Schädel
und rief: „Nun Junge, ſing' mir Freiheitslieder“ —
ach ich war ein Kind, es war die glücklichſte Stunde
meines Lebens. Und Dir, Conſtantin, vergeb' ich alle
dummen Streiche und ſchlimmen Dinge für Deine
Schmarre auf der Wange, und glücklich biſt Du ja nun
auch geworden, es mag kommen was da wolle, Du
haſt ja bluten, das Leben wagen dürfen für unſern
Glauben.
Laß' mich ſchweigen, laß' mich ſchweigen, Freund,
ich werde kindiſch. Ich werde Dir von unſerm kleinen
Ameiſentreiben hier erzählen, um mich zu ſammeln.
Wenn's nur gehen wird. Ich bin ganz aus dem Gleiſe
und möchte hinaus in die Welt, um zu helfen am
neuen Bau der großen Weltkirche. Die Verhältniſſe
begannen eben in ihrer Unordnung ſich ein wenig zu
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