Anschein, als zeichne er mich aus, Ach mir ist so un¬ heimlich unter all den Larven, und daß sie mich zum Theil an Grünschloß erinnern, ist mir doppelt schmerz¬ haft -- ich will nichts von Euch Lieben hören, wenn ich nicht bei Euch sein kann. Ach, Ihr mögt in Eu¬ rem Frieden recht glücklich sein, Ihr guten Leute. Nach Paris soll ich mit Euch reisen? Ach ich möchte wohl, aber -- ach liebe Alberta, es ist nicht alles gut in der Welt. Wenn ich recht stark oder recht schwach werde, so bin ich bald in Grünschloß. Gestern hab' ich einen sehr lieben Brief von Ludovico's Schwester erhalten. Sie muß ein sehr liebenswürdiges Wesen sein, und bittet mich um Nachricht über ihren Bruder, der sie plötzlich verlassen hat, ohne daß sie den Grund seiner Abreise weiß. Wie geht es mit Valers Gesundheit? Wie ist der Himmel doch so gut, daß er das Unglück abgewendet. -- --
Ich werde wohl bald kommen, ich sehne mich sehr nach Euch und doch, liebe Alberta, ist es eine große Thor¬ heit, wenn ich zu Euch gehe. Glaub' mir's, ich bin recht übel daran. Hatte mir nicht die Fürstin mit ih¬ rem klaren Geiste so Manches von den Verhältnissen auf Grünschloß in einem andern Lichte dargestellt als
Anſchein, als zeichne er mich aus, Ach mir iſt ſo un¬ heimlich unter all den Larven, und daß ſie mich zum Theil an Grünſchloß erinnern, iſt mir doppelt ſchmerz¬ haft — ich will nichts von Euch Lieben hören, wenn ich nicht bei Euch ſein kann. Ach, Ihr mögt in Eu¬ rem Frieden recht glücklich ſein, Ihr guten Leute. Nach Paris ſoll ich mit Euch reiſen? Ach ich möchte wohl, aber — ach liebe Alberta, es iſt nicht alles gut in der Welt. Wenn ich recht ſtark oder recht ſchwach werde, ſo bin ich bald in Grünſchloß. Geſtern hab' ich einen ſehr lieben Brief von Ludovico's Schweſter erhalten. Sie muß ein ſehr liebenswürdiges Weſen ſein, und bittet mich um Nachricht über ihren Bruder, der ſie plötzlich verlaſſen hat, ohne daß ſie den Grund ſeiner Abreiſe weiß. Wie geht es mit Valers Geſundheit? Wie iſt der Himmel doch ſo gut, daß er das Unglück abgewendet. — —
Ich werde wohl bald kommen, ich ſehne mich ſehr nach Euch und doch, liebe Alberta, iſt es eine große Thor¬ heit, wenn ich zu Euch gehe. Glaub' mir's, ich bin recht übel daran. Hatte mir nicht die Fürſtin mit ih¬ rem klaren Geiſte ſo Manches von den Verhältniſſen auf Grünſchloß in einem andern Lichte dargeſtellt als
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Anſchein, als zeichne er mich aus, Ach mir iſt ſo un¬
heimlich unter all den Larven, und daß ſie mich zum
Theil an Grünſchloß erinnern, iſt mir doppelt ſchmerz¬
haft — ich will nichts von Euch Lieben hören, wenn
ich nicht bei Euch ſein kann. Ach, Ihr mögt in Eu¬
rem Frieden recht glücklich ſein, Ihr guten Leute. Nach
Paris ſoll ich mit Euch reiſen? Ach ich möchte wohl,
aber — ach liebe Alberta, es iſt nicht alles gut in der
Welt. Wenn ich recht ſtark oder recht ſchwach werde,
ſo bin ich bald in Grünſchloß. Geſtern hab' ich einen
ſehr lieben Brief von Ludovico's Schweſter erhalten.
Sie muß ein ſehr liebenswürdiges Weſen ſein, und
bittet mich um Nachricht über ihren Bruder, der ſie
plötzlich verlaſſen hat, ohne daß ſie den Grund ſeiner
Abreiſe weiß. Wie geht es mit Valers Geſundheit?
Wie iſt der Himmel doch ſo gut, daß er das Unglück
abgewendet. — —
Ich werde wohl bald kommen, ich ſehne mich ſehr
nach Euch und doch, liebe Alberta, iſt es eine große Thor¬
heit, wenn ich zu Euch gehe. Glaub' mir's, ich bin
recht übel daran. Hatte mir nicht die Fürſtin mit ih¬
rem klaren Geiſte ſo Manches von den Verhältniſſen
auf Grünſchloß in einem andern Lichte dargeſtellt als
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/132>, abgerufen am 22.07.2024.
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