schmelz geöffnet. Der Fürstin dichte ich alle Tage ein Sonnett und beim Thee les' ich es vor, der Prinzessin Amelie sing' ich tausend Liebeslieder -- ich bin wie der Singvogel in duftenden Zweigen. Weiß der wohl, wie viel er singt? O die Welt hat tausend und aber tausend Augen, und aus jedem einzelnen sieht Liebe und Schönheit. Könntest Du nur in das schwärmerische meiner himmlischen Amelie sehen, alle Lieder aller pro¬ vencalischen Dichter ruhen darin -- aber nein, ich sollte seit Grünschloß scheu geworden sein vor Dir und Hyppolit -- habt Ihr mich nicht dort aus allen mei¬ nen klingenden Wäldern vertrieben? Es ist mir erst jetzt eingefallen, nachdem mich William darauf auf¬ merksam gemacht. William ist nebenbei sehr elend, ich fürchte, er liebt die Fürstin, aber er läßt sich gewiß eher kreuzigen, als daß er zu ihr oder sonst Jemand ein Wort davon sagt. Die Grundsätze, ach die schwer¬ fälligen Grundsätze. Er scheint sehr zu leiden und Dich haßt er förmlich, weil die Fürstin oft mit In¬ teresse und Achtung von Dir spricht. Im beiliegenden Briefe, den er der Gesellschaft vorgetragen, beginnt er die Polemik mit Dir -- ich habe nicht recht aufgepaßt, ich glaube meist über Theologie. Die Fürstin stachelt
ſchmelz geöffnet. Der Fürſtin dichte ich alle Tage ein Sonnett und beim Thee leſ' ich es vor, der Prinzeſſin Amelie ſing' ich tauſend Liebeslieder — ich bin wie der Singvogel in duftenden Zweigen. Weiß der wohl, wie viel er ſingt? O die Welt hat tauſend und aber tauſend Augen, und aus jedem einzelnen ſieht Liebe und Schönheit. Könnteſt Du nur in das ſchwärmeriſche meiner himmliſchen Amelie ſehen, alle Lieder aller pro¬ vençaliſchen Dichter ruhen darin — aber nein, ich ſollte ſeit Grünſchloß ſcheu geworden ſein vor Dir und Hyppolit — habt Ihr mich nicht dort aus allen mei¬ nen klingenden Wäldern vertrieben? Es iſt mir erſt jetzt eingefallen, nachdem mich William darauf auf¬ merkſam gemacht. William iſt nebenbei ſehr elend, ich fürchte, er liebt die Fürſtin, aber er läßt ſich gewiß eher kreuzigen, als daß er zu ihr oder ſonſt Jemand ein Wort davon ſagt. Die Grundſätze, ach die ſchwer¬ fälligen Grundſätze. Er ſcheint ſehr zu leiden und Dich haßt er förmlich, weil die Fürſtin oft mit In¬ tereſſe und Achtung von Dir ſpricht. Im beiliegenden Briefe, den er der Geſellſchaft vorgetragen, beginnt er die Polemik mit Dir — ich habe nicht recht aufgepaßt, ich glaube meiſt über Theologie. Die Fürſtin ſtachelt
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ſchmelz geöffnet. Der Fürſtin dichte ich alle Tage ein
Sonnett und beim Thee leſ' ich es vor, der Prinzeſſin
Amelie ſing' ich tauſend Liebeslieder — ich bin wie
der Singvogel in duftenden Zweigen. Weiß der wohl,
wie viel er ſingt? O die Welt hat tauſend und aber
tauſend Augen, und aus jedem einzelnen ſieht Liebe und
Schönheit. Könnteſt Du nur in das ſchwärmeriſche
meiner himmliſchen Amelie ſehen, alle Lieder aller pro¬
vençaliſchen Dichter ruhen darin — aber nein, ich
ſollte ſeit Grünſchloß ſcheu geworden ſein vor Dir und
Hyppolit — habt Ihr mich nicht dort aus allen mei¬
nen klingenden Wäldern vertrieben? Es iſt mir erſt
jetzt eingefallen, nachdem mich William darauf auf¬
merkſam gemacht. William iſt nebenbei ſehr elend, ich
fürchte, er liebt die Fürſtin, aber er läßt ſich gewiß
eher kreuzigen, als daß er zu ihr oder ſonſt Jemand
ein Wort davon ſagt. Die Grundſätze, ach die ſchwer¬
fälligen Grundſätze. Er ſcheint ſehr zu leiden und
Dich haßt er förmlich, weil die Fürſtin oft mit In¬
tereſſe und Achtung von Dir ſpricht. Im beiliegenden
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ich glaube meiſt über Theologie. Die Fürſtin ſtachelt
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/126>, abgerufen am 28.07.2024.
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