Valerius darf man gar nicht davon sprechen, sonst wird er gleich betrübt.
Die Fürstin wollt' ihn gar zu gern mitnehmen; der Vater sagte uns, sie hätte sich einen Scherz aus¬ gesonnen, die jungen Leute mit ihren neuen Ansichten in den großen Gesellschaften auftreten zu lassen, welche sich jetzt auf ihrem Lustschlosse versammeln werden. Sie verspräche sich an diesem Turnier mit den alten Rittern sehr viel Spaß, aber William und Leopold hälfen ihr eigentlich nicht viel, jener weil er zu fromm und legitim, dieser, weil er zu luftig, unsicher und nach¬ giebig sei. Beide würden ihr nur mit Poesie aushel¬ fen können; nur wenn Valerius mitkäme, sei auf vor¬ theilhaften Kampf zu rechnen. Da er es bestimmt aus¬ schlug, so hat er wenigstens versprechen müssen, feind¬ liche Briefe hinzuschreiben, welche die ganze Gesellschaft besprechen, und bekämpfend durch den Sekretär William beantworten würden. Es ist gar nicht hübsch von Constantien, daß sie unserm kranken Freunde so viel zu schaffen machen will -- er soll ruhen, und geh'ts nach mir, so schreibt er keine Zeile.
Aber das Ein und Alles meines Briefs ist: Kom¬ me -- komme morgen, Herr Valerius bittet auch schön,
Valerius darf man gar nicht davon ſprechen, ſonſt wird er gleich betrübt.
Die Fürſtin wollt' ihn gar zu gern mitnehmen; der Vater ſagte uns, ſie hätte ſich einen Scherz aus¬ geſonnen, die jungen Leute mit ihren neuen Anſichten in den großen Geſellſchaften auftreten zu laſſen, welche ſich jetzt auf ihrem Luſtſchloſſe verſammeln werden. Sie verſpräche ſich an dieſem Turnier mit den alten Rittern ſehr viel Spaß, aber William und Leopold hälfen ihr eigentlich nicht viel, jener weil er zu fromm und legitim, dieſer, weil er zu luftig, unſicher und nach¬ giebig ſei. Beide würden ihr nur mit Poeſie aushel¬ fen können; nur wenn Valerius mitkäme, ſei auf vor¬ theilhaften Kampf zu rechnen. Da er es beſtimmt aus¬ ſchlug, ſo hat er wenigſtens verſprechen müſſen, feind¬ liche Briefe hinzuſchreiben, welche die ganze Geſellſchaft beſprechen, und bekämpfend durch den Sekretär William beantworten würden. Es iſt gar nicht hübſch von Conſtantien, daß ſie unſerm kranken Freunde ſo viel zu ſchaffen machen will — er ſoll ruhen, und geh'ts nach mir, ſo ſchreibt er keine Zeile.
Aber das Ein und Alles meines Briefs iſt: Kom¬ me — komme morgen, Herr Valerius bittet auch ſchön,
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Valerius darf man gar nicht davon ſprechen, ſonſt wird
er gleich betrübt.
Die Fürſtin wollt' ihn gar zu gern mitnehmen;
der Vater ſagte uns, ſie hätte ſich einen Scherz aus¬
geſonnen, die jungen Leute mit ihren neuen Anſichten
in den großen Geſellſchaften auftreten zu laſſen, welche
ſich jetzt auf ihrem Luſtſchloſſe verſammeln werden. Sie
verſpräche ſich an dieſem Turnier mit den alten Rittern
ſehr viel Spaß, aber William und Leopold hälfen ihr
eigentlich nicht viel, jener weil er zu fromm und
legitim, dieſer, weil er zu luftig, unſicher und nach¬
giebig ſei. Beide würden ihr nur mit Poeſie aushel¬
fen können; nur wenn Valerius mitkäme, ſei auf vor¬
theilhaften Kampf zu rechnen. Da er es beſtimmt aus¬
ſchlug, ſo hat er wenigſtens verſprechen müſſen, feind¬
liche Briefe hinzuſchreiben, welche die ganze Geſellſchaft
beſprechen, und bekämpfend durch den Sekretär William
beantworten würden. Es iſt gar nicht hübſch von
Conſtantien, daß ſie unſerm kranken Freunde ſo viel zu
ſchaffen machen will — er ſoll ruhen, und geh'ts nach
mir, ſo ſchreibt er keine Zeile.
Aber das Ein und Alles meines Briefs iſt: Kom¬
me — komme morgen, Herr Valerius bittet auch ſchön,
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/119>, abgerufen am 27.07.2024.
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