Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.nem grenzenlosen Vertrauen, Platz gemacht, und -- an Es war eine warme, weiche, mondhelle Nacht, als nem grenzenloſen Vertrauen, Platz gemacht, und — an Es war eine warme, weiche, mondhelle Nacht, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="57"/> nem grenzenloſen Vertrauen, Platz gemacht, und — an<lb/> einem melancholiſchen Abende hing ſie mir plötzlich wei¬<lb/> nend am Halſe, und auch ich weinte Thränen der Liebe.<lb/> Wir haben überhaupt viel mit einander geweint, aber<lb/> uns geliebt wie die Engel. Aber Weib war ſie durch<lb/> und durch; zu einer Art von männlichem Kosmopolitis¬<lb/> mus in der Liebe habe ich ſie nie bewegen können, ſie<lb/> wehrte mich haſtig mit den Händen ab, ſie hielt mir<lb/> den Mund zu, ſie ſchlug mich, wenn ich ihr ſagte, die<lb/> Liebe ſei etwas Größeres als die Neigung zu dieſer oder<lb/> jener einzelnen Perſon, man könne der Liebe treu ſein,<lb/> während man der Geliebten untreu werde. Darin war<lb/> ſie einſeitig und leidenſchaftlich. Und damit hat ſie mich<lb/> gelähmt für mein ganzes Leben.</p><lb/> <p>Es war eine warme, weiche, mondhelle Nacht, als<lb/> Ihr einſt von mir gingt, Balladen und Lieder küßten<lb/> ſich in mir, es war Ball in meinem Herzen, und zau¬<lb/> beriſche Muſik trieb mir Alles im Kreiſe herum. Aus<lb/> dem Fenſter ſah ich Euch nach, mein ganzer Menſch<lb/> war liebedurſtig wie ein wohlthuend ermüdeter Wanderer;<lb/> ich ging Euch nach, bald fand ich mich vor dem Gar¬<lb/> temzaun, der meiner Liebſten Haus umgab. Der Hof¬<lb/> hund kam brüllend herbei; meine, eines alten Bekann¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0067]
nem grenzenloſen Vertrauen, Platz gemacht, und — an
einem melancholiſchen Abende hing ſie mir plötzlich wei¬
nend am Halſe, und auch ich weinte Thränen der Liebe.
Wir haben überhaupt viel mit einander geweint, aber
uns geliebt wie die Engel. Aber Weib war ſie durch
und durch; zu einer Art von männlichem Kosmopolitis¬
mus in der Liebe habe ich ſie nie bewegen können, ſie
wehrte mich haſtig mit den Händen ab, ſie hielt mir
den Mund zu, ſie ſchlug mich, wenn ich ihr ſagte, die
Liebe ſei etwas Größeres als die Neigung zu dieſer oder
jener einzelnen Perſon, man könne der Liebe treu ſein,
während man der Geliebten untreu werde. Darin war
ſie einſeitig und leidenſchaftlich. Und damit hat ſie mich
gelähmt für mein ganzes Leben.
Es war eine warme, weiche, mondhelle Nacht, als
Ihr einſt von mir gingt, Balladen und Lieder küßten
ſich in mir, es war Ball in meinem Herzen, und zau¬
beriſche Muſik trieb mir Alles im Kreiſe herum. Aus
dem Fenſter ſah ich Euch nach, mein ganzer Menſch
war liebedurſtig wie ein wohlthuend ermüdeter Wanderer;
ich ging Euch nach, bald fand ich mich vor dem Gar¬
temzaun, der meiner Liebſten Haus umgab. Der Hof¬
hund kam brüllend herbei; meine, eines alten Bekann¬
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