Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.7. Valerius an Constantin. Grünschloß, Anfang Juni. Du wirst Dich wundern, wie ich aus meiner stillen 7. Valerius an Constantin. Grünſchloß, Anfang Juni. Du wirſt Dich wundern, wie ich aus meiner ſtillen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0062" n="52"/> </div> </div> <div n="1"> <head>7.<lb/><hi rendition="#b #g">Valerius an Constantin.</hi><lb/></head> <div n="2"> <dateline rendition="#right">Grünſchloß, Anfang Juni.<lb/></dateline> <p>Du wirſt Dich wundern, wie ich aus meiner ſtillen<lb/> Zelle plötzlich hierher gekommen bin, was mit mir vor¬<lb/> gegangen iſt. Ich geſtehe Dir, daß mich die letzten Tage<lb/> etwas übereilt und verwirrt haben, ihre Bewegung hat<lb/> an meinem ruhigen Gleichgewichte gerüttelt, es iſt mir<lb/> Erholung, Bedürfniß, mich ausführlich auszuſprechen,<lb/> mich ſelbſt auf's Reine zu bringen. Wie einen ungeübten<lb/> Novellenſchreiber beunruhigt mich der Faktenſtoff, der<lb/> in der Hand herumſpringt und Ort und Stelle und<lb/> Ordnung erheiſcht. Wirſt Du aber auch Zeit dazu ha¬<lb/> ben, mein lieber Freund? Du haſt einen leichten Ro¬<lb/> man angeſponnen und haſt Dir die Kraft zugetraut,<lb/> Held und Dichter und Publikum zugleich zu ſein, Du<lb/> haſt verſucht Dir einen kleinen Freudenplaneten zu ſchaf¬<lb/> fen, in ihm zu genießen, und von außen her ihn zu<lb/> bewegen, zu regieren. Nach Deinem letzten Briefe iſt<lb/> Dir der Scepter ſchon klirrend an den Boden gefallen,<lb/> der falſche griechiſche Kaiſer hat nur ſeinen Ornat noch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0062]
7.
Valerius an Constantin.
Grünſchloß, Anfang Juni.
Du wirſt Dich wundern, wie ich aus meiner ſtillen
Zelle plötzlich hierher gekommen bin, was mit mir vor¬
gegangen iſt. Ich geſtehe Dir, daß mich die letzten Tage
etwas übereilt und verwirrt haben, ihre Bewegung hat
an meinem ruhigen Gleichgewichte gerüttelt, es iſt mir
Erholung, Bedürfniß, mich ausführlich auszuſprechen,
mich ſelbſt auf's Reine zu bringen. Wie einen ungeübten
Novellenſchreiber beunruhigt mich der Faktenſtoff, der
in der Hand herumſpringt und Ort und Stelle und
Ordnung erheiſcht. Wirſt Du aber auch Zeit dazu ha¬
ben, mein lieber Freund? Du haſt einen leichten Ro¬
man angeſponnen und haſt Dir die Kraft zugetraut,
Held und Dichter und Publikum zugleich zu ſein, Du
haſt verſucht Dir einen kleinen Freudenplaneten zu ſchaf¬
fen, in ihm zu genießen, und von außen her ihn zu
bewegen, zu regieren. Nach Deinem letzten Briefe iſt
Dir der Scepter ſchon klirrend an den Boden gefallen,
der falſche griechiſche Kaiſer hat nur ſeinen Ornat noch
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