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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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ten, sie wollte allein hier ankommen, hat sich in einem
ganz anderen Stadtviertel eingemiethet und bewirbt sich
um ein Engagement an der Bühne. Sie ist freundlich,
liebenswürdig, gut, lieb gegen mich, aber ich komme
nicht von der Stelle; es ist lächerlich, ich habe ihr erst
einige Küsse gestohlen, aber noch nicht einen erhalten.
Es ist eine großartige Koquetterie, wenn es eine ist.

Apoll senkt sein Gespann zum Schatten eines sü¬
ßen Maiabends; ich habe mehrere Tage mit Rosa ge¬
schmollt; jetzt will ich zu ihr gehn, und küßt sie mich
heut' nicht, so küßt sie mich nie.

Lustig ist's im Monat Mai,
Weil sich die Erde kleidet neu;
Lustig ist's dann in Walladmor's Haus,
Weil die bösen Geister weichen hinaus.

Der Teufel hole den Mai! Wer gut erzählen will,
muß Hindernisse bringen -- der Teufel hole die guten
Erzählungen. Rosa war nicht zu Hause, oder was noch
schlimmer wäre, ließ sich verläugnen. Ein Gardeoffizier
ging in weiter Entfernung vor mir her und in das
Haus hinein, ein Gardeoffizier machte seiner Lorgnette,

ten, ſie wollte allein hier ankommen, hat ſich in einem
ganz anderen Stadtviertel eingemiethet und bewirbt ſich
um ein Engagement an der Bühne. Sie iſt freundlich,
liebenswürdig, gut, lieb gegen mich, aber ich komme
nicht von der Stelle; es iſt lächerlich, ich habe ihr erſt
einige Küſſe geſtohlen, aber noch nicht einen erhalten.
Es iſt eine großartige Koquetterie, wenn es eine iſt.

Apoll ſenkt ſein Geſpann zum Schatten eines ſü¬
ßen Maiabends; ich habe mehrere Tage mit Roſa ge¬
ſchmollt; jetzt will ich zu ihr gehn, und küßt ſie mich
heut' nicht, ſo küßt ſie mich nie.

Luſtig iſt's im Monat Mai,
Weil ſich die Erde kleidet neu;
Luſtig iſt's dann in Walladmor's Haus,
Weil die böſen Geiſter weichen hinaus.

Der Teufel hole den Mai! Wer gut erzählen will,
muß Hinderniſſe bringen — der Teufel hole die guten
Erzählungen. Roſa war nicht zu Hauſe, oder was noch
ſchlimmer wäre, ließ ſich verläugnen. Ein Gardeoffizier
ging in weiter Entfernung vor mir her und in das
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[50/0060] ten, ſie wollte allein hier ankommen, hat ſich in einem ganz anderen Stadtviertel eingemiethet und bewirbt ſich um ein Engagement an der Bühne. Sie iſt freundlich, liebenswürdig, gut, lieb gegen mich, aber ich komme nicht von der Stelle; es iſt lächerlich, ich habe ihr erſt einige Küſſe geſtohlen, aber noch nicht einen erhalten. Es iſt eine großartige Koquetterie, wenn es eine iſt. Apoll ſenkt ſein Geſpann zum Schatten eines ſü¬ ßen Maiabends; ich habe mehrere Tage mit Roſa ge¬ ſchmollt; jetzt will ich zu ihr gehn, und küßt ſie mich heut' nicht, ſo küßt ſie mich nie. Luſtig iſt's im Monat Mai, Weil ſich die Erde kleidet neu; Luſtig iſt's dann in Walladmor's Haus, Weil die böſen Geiſter weichen hinaus. Den 3. Mai. Der Teufel hole den Mai! Wer gut erzählen will, muß Hinderniſſe bringen — der Teufel hole die guten Erzählungen. Roſa war nicht zu Hauſe, oder was noch ſchlimmer wäre, ließ ſich verläugnen. Ein Gardeoffizier ging in weiter Entfernung vor mir her und in das Haus hinein, ein Gardeoffizier machte ſeiner Lorgnette,

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/60>, abgerufen am 27.11.2024.