so gut wie begraben, während flache Prosa als bühnen¬ gerechte Erbärmlichkeit florirt. Ach ich wollte manchmal, ich wäre Werners Herz mit dem Sehnen und den Thrä¬ nen nach dem Jenseits, mit der Zerknirschung vor Gott etc. -- ich, der ich mich nach Niemand, auch nicht nach dem Himmel sehne, der ich mich vor Niemand fürchte, auch nicht vor Gott, komme mir manchmal ärmer vor als Zacharias mit seinem Wahn.
Ich kann es jetzt Keinem verdenken, wenn er wie Grabbe das Theater verläßt und nun wild drauf los schreibt -- wer wird Mumien heirathen wollen? Was bringt dieser junge poetische Artillerist bei unend¬ licher Trivialität, glänzender Verrücktheit und beinah gänzlich fehlendem poetischen Takt doch mitunteer für schlagende Urblitze. Wer nicht trivial sein kann, kann nie erhaben sein; wenigstens in der Auffassung, wenn auch nicht in der Ausführung der Idee, legt er eine riesige Kraft an den Tag. Aber in meinem jetzigen Zustande hilft mir ein toller Poet nicht, ich bin selbst toll genug, ich werde den frommen Novalis lesen.
Später.
Gegen Abend geht ein Bekannter von mir als Courier nach Paris, ich mit ihm. Meine Habseligkeiten
ſo gut wie begraben, während flache Proſa als bühnen¬ gerechte Erbärmlichkeit florirt. Ach ich wollte manchmal, ich wäre Werners Herz mit dem Sehnen und den Thrä¬ nen nach dem Jenſeits, mit der Zerknirſchung vor Gott ꝛc. — ich, der ich mich nach Niemand, auch nicht nach dem Himmel ſehne, der ich mich vor Niemand fürchte, auch nicht vor Gott, komme mir manchmal ärmer vor als Zacharias mit ſeinem Wahn.
Ich kann es jetzt Keinem verdenken, wenn er wie Grabbe das Theater verläßt und nun wild drauf los ſchreibt — wer wird Mumien heirathen wollen? Was bringt dieſer junge poetiſche Artilleriſt bei unend¬ licher Trivialität, glänzender Verrücktheit und beinah gänzlich fehlendem poetiſchen Takt doch mitunteer für ſchlagende Urblitze. Wer nicht trivial ſein kann, kann nie erhaben ſein; wenigſtens in der Auffaſſung, wenn auch nicht in der Ausführung der Idee, legt er eine rieſige Kraft an den Tag. Aber in meinem jetzigen Zuſtande hilft mir ein toller Poet nicht, ich bin ſelbſt toll genug, ich werde den frommen Novalis leſen.
Später.
Gegen Abend geht ein Bekannter von mir als Courier nach Paris, ich mit ihm. Meine Habſeligkeiten
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Gott ꝛc. — ich, der ich mich nach Niemand, auch nicht
nach dem Himmel ſehne, der ich mich vor Niemand
fürchte, auch nicht vor Gott, komme mir manchmal
ärmer vor als Zacharias mit ſeinem Wahn.
Ich kann es jetzt Keinem verdenken, wenn er
wie Grabbe das Theater verläßt und nun wild drauf
los ſchreibt — wer wird Mumien heirathen wollen?
Was bringt dieſer junge poetiſche Artilleriſt bei unend¬
licher Trivialität, glänzender Verrücktheit und beinah
gänzlich fehlendem poetiſchen Takt doch mitunteer für
ſchlagende Urblitze. Wer nicht trivial ſein kann, kann
nie erhaben ſein; wenigſtens in der Auffaſſung, wenn
auch nicht in der Ausführung der Idee, legt er eine
rieſige Kraft an den Tag. Aber in meinem jetzigen
Zuſtande hilft mir ein toller Poet nicht, ich bin ſelbſt
toll genug, ich werde den frommen Novalis leſen.
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/175>, abgerufen am 03.03.2025.
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