Ich danke Euch, meine Freunde, meine Freunde, ich danke Euch! Wir wollen unsern Zug nach West¬ minster antreten, besorgt ein paar hübsche Jungen für meine Schleppe. Ihr edlen Pairs meines Königreichs habt mir Geld geschickt, das war brav von Euch -- mit dem Gelde hab' ich gespielt, um rothe Dukaten ge¬ spielt, und ich mußte mir einen neuen Rock machen las¬ sen, weil ich nicht genug Taschen für den Gewinnst hatte.
Spiel und Soff sind zwei Laster; aber beim heil'¬ gen Georg von England! schöne Laster.
Ich habe alle Tage einige Zeilen an Euch ge¬ schrieben; hier folgen sie; wundert Euch nicht, daß sie aphoristisch sind, ich bin selbst ein abgerißner Fetzen der Welt, wer hält mich fest? Der nächste Sturmwind führt mich fort -- die ganze Welt ist aphoristisch, es ist kein Zusammenhang darin als die Luft, will sagen, der Wind. "Die Welt ist lauter Wind, Juchhe!" --
Vaterland! Wie viel abgerundeter und einiger würde ich sein, wenn ich mit dem Worte das verbände, was viele Leute dabei zu fühlen scheinen. Ganz Teutsch.
15. Constantin an Hyppolit und Valerius.
Ich danke Euch, meine Freunde, meine Freunde, ich danke Euch! Wir wollen unſern Zug nach Weſt¬ minſter antreten, beſorgt ein paar hübſche Jungen für meine Schleppe. Ihr edlen Pairs meines Königreichs habt mir Geld geſchickt, das war brav von Euch — mit dem Gelde hab' ich geſpielt, um rothe Dukaten ge¬ ſpielt, und ich mußte mir einen neuen Rock machen laſ¬ ſen, weil ich nicht genug Taſchen für den Gewinnſt hatte.
Spiel und Soff ſind zwei Laſter; aber beim heil'¬ gen Georg von England! ſchöne Laſter.
Ich habe alle Tage einige Zeilen an Euch ge¬ ſchrieben; hier folgen ſie; wundert Euch nicht, daß ſie aphoriſtiſch ſind, ich bin ſelbſt ein abgerißner Fetzen der Welt, wer hält mich feſt? Der nächſte Sturmwind führt mich fort — die ganze Welt iſt aphoriſtiſch, es iſt kein Zuſammenhang darin als die Luft, will ſagen, der Wind. „Die Welt iſt lauter Wind, Juchhe!“ —
Vaterland! Wie viel abgerundeter und einiger würde ich ſein, wenn ich mit dem Worte das verbände, was viele Leute dabei zu fühlen ſcheinen. Ganz Teutſch.
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15.
Constantin an Hyppolit und Valerius.
Ich danke Euch, meine Freunde, meine Freunde,
ich danke Euch! Wir wollen unſern Zug nach Weſt¬
minſter antreten, beſorgt ein paar hübſche Jungen für
meine Schleppe. Ihr edlen Pairs meines Königreichs
habt mir Geld geſchickt, das war brav von Euch —
mit dem Gelde hab' ich geſpielt, um rothe Dukaten ge¬
ſpielt, und ich mußte mir einen neuen Rock machen laſ¬
ſen, weil ich nicht genug Taſchen für den Gewinnſt hatte.
Spiel und Soff ſind zwei Laſter; aber beim heil'¬
gen Georg von England! ſchöne Laſter.
Ich habe alle Tage einige Zeilen an Euch ge¬
ſchrieben; hier folgen ſie; wundert Euch nicht, daß ſie
aphoriſtiſch ſind, ich bin ſelbſt ein abgerißner Fetzen der
Welt, wer hält mich feſt? Der nächſte Sturmwind
führt mich fort — die ganze Welt iſt aphoriſtiſch, es
iſt kein Zuſammenhang darin als die Luft, will ſagen,
der Wind. „Die Welt iſt lauter Wind, Juchhe!“ —
Vaterland! Wie viel abgerundeter und einiger
würde ich ſein, wenn ich mit dem Worte das verbände,
was viele Leute dabei zu fühlen ſcheinen. Ganz Teutſch.
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/169>, abgerufen am 03.03.2025.
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