den ersten Tagen sehr sanft und mild, von Tag zu Tage ist er aber ausgelassener und wilder geworden. Am mei¬ sten verkehrt er mit Valerius; sie reiten auch täglich zu¬ sammen aus, und gehen so sicher männlich mit einan¬ der um, daß einem stark und wohlig zu Muth wird, wenn man sie zusammen sieht. Alberta ist seit Hyppolit's An¬ kunft ganz verändert, unruhig, heftig, bewegt, ausgelas¬ sen, still, lauter Dinge, die zu ihrem früheren Gleich¬ maaß gar nicht stimmen. Ich selbst erwehre mich einer gewissen Unruhe und Bangigkeit nicht, wenn ich bei ihm stehe und nur, wenn Valer hinzutritt, wird es be¬ ruhigter in mir. Weiß Gott, es ist als ob ein Raub¬ vogel ins Taubenhaus gekommen wäre, Alles ist be¬ stürzt -- und doch ist der Raubvogel so zauberhaft schön. William hat sich auch ganz zurückgezogen, er lacht gar nicht mehr, und spricht fast nie mit Hyp¬ polit; Leopold springt wohl an ihm herum, aber er scheint auch nicht die rechte Courage gegen ihn zu ha¬ ben, und wird oft verlegen, wenn ihn Jener zum Besten hat. Graf Fips spricht von seiner Abreise, der Graf ist sehr aufmerksam gegen Hyppolit und Valerius, aber er scheint auch nicht ganz sicher zu sein.
Alberta grüßt Sie aus der Fülle des Herzens,
den erſten Tagen ſehr ſanft und mild, von Tag zu Tage iſt er aber ausgelaſſener und wilder geworden. Am mei¬ ſten verkehrt er mit Valerius; ſie reiten auch täglich zu¬ ſammen aus, und gehen ſo ſicher männlich mit einan¬ der um, daß einem ſtark und wohlig zu Muth wird, wenn man ſie zuſammen ſieht. Alberta iſt ſeit Hyppolit's An¬ kunft ganz verändert, unruhig, heftig, bewegt, ausgelaſ¬ ſen, ſtill, lauter Dinge, die zu ihrem früheren Gleich¬ maaß gar nicht ſtimmen. Ich ſelbſt erwehre mich einer gewiſſen Unruhe und Bangigkeit nicht, wenn ich bei ihm ſtehe und nur, wenn Valer hinzutritt, wird es be¬ ruhigter in mir. Weiß Gott, es iſt als ob ein Raub¬ vogel ins Taubenhaus gekommen wäre, Alles iſt be¬ ſtürzt — und doch iſt der Raubvogel ſo zauberhaft ſchön. William hat ſich auch ganz zurückgezogen, er lacht gar nicht mehr, und ſpricht faſt nie mit Hyp¬ polit; Leopold ſpringt wohl an ihm herum, aber er ſcheint auch nicht die rechte Courage gegen ihn zu ha¬ ben, und wird oft verlegen, wenn ihn Jener zum Beſten hat. Graf Fips ſpricht von ſeiner Abreiſe, der Graf iſt ſehr aufmerkſam gegen Hyppolit und Valerius, aber er ſcheint auch nicht ganz ſicher zu ſein.
Alberta grüßt Sie aus der Fülle des Herzens,
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den erſten Tagen ſehr ſanft und mild, von Tag zu Tage
iſt er aber ausgelaſſener und wilder geworden. Am mei¬
ſten verkehrt er mit Valerius; ſie reiten auch täglich zu¬
ſammen aus, und gehen ſo ſicher männlich mit einan¬
der um, daß einem ſtark und wohlig zu Muth wird, wenn
man ſie zuſammen ſieht. Alberta iſt ſeit Hyppolit's An¬
kunft ganz verändert, unruhig, heftig, bewegt, ausgelaſ¬
ſen, ſtill, lauter Dinge, die zu ihrem früheren Gleich¬
maaß gar nicht ſtimmen. Ich ſelbſt erwehre mich einer
gewiſſen Unruhe und Bangigkeit nicht, wenn ich bei
ihm ſtehe und nur, wenn Valer hinzutritt, wird es be¬
ruhigter in mir. Weiß Gott, es iſt als ob ein Raub¬
vogel ins Taubenhaus gekommen wäre, Alles iſt be¬
ſtürzt — und doch iſt der Raubvogel ſo zauberhaft
ſchön. William hat ſich auch ganz zurückgezogen, er
lacht gar nicht mehr, und ſpricht faſt nie mit Hyp¬
polit; Leopold ſpringt wohl an ihm herum, aber er
ſcheint auch nicht die rechte Courage gegen ihn zu ha¬
ben, und wird oft verlegen, wenn ihn Jener zum Beſten
hat. Graf Fips ſpricht von ſeiner Abreiſe, der Graf
iſt ſehr aufmerkſam gegen Hyppolit und Valerius, aber
er ſcheint auch nicht ganz ſicher zu ſein.
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/166>, abgerufen am 16.07.2024.
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