Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.ßeren Grad von Freiheit und Stärke entwickeln, als ßeren Grad von Freiheit und Stärke entwickeln, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="116"/> ßeren Grad von Freiheit und Stärke entwickeln, als<lb/> wer eine Fürſtin in goldnen Zimmern findet, wo auch<lb/> die leiſeſte Störung ſcheu nicht in die Nähe zu treten<lb/> wagt. Nur die ſentimentale, <hi rendition="#g">eine</hi> Jugendliebe, die<lb/> Raſerei der Liebe wächſt unter erſchwerenden Umgebun¬<lb/> gen — die Romanſchreiber, die den Satz überall gel¬<lb/> ten laſſen, verſtehen nichts davon. Wie käme jeder<lb/> arme Novelliſt in ſeiner kleinen Bürgerſtadt mit ſeinen<lb/> paar Papierthalern Honorar in Kreiſe, wo die Spi¬<lb/> rallinien des Wunſches in weiten freien Bogen ſpringen!<lb/> Daß ſo Wenige von den äußerlich Begünſtigten Ro¬<lb/> mane ſchrieben, daß dieſe freiſte ſchönſte Dichtungsart<lb/> ſo faſt lediglich den armen Teufeln überlaſſen iſt, bringt<lb/> ſo viel Jämmerlichkeit, zuſammengeſchnürte Herzen in<lb/> unſre Poeſie. — Es iſt ein ander Ding, daß die Liebe<lb/> durch Hinderniſſe wachſe — wer möchte das leugnen,<lb/> aber der Feind muß des Kampfes werth, der Feind<lb/> muß gewaltig die höheren Thätigkeiten aufregend ſein, —<lb/> wer und was iſt denn aber der gewöhnliche Feind Eurer<lb/> Liebſchaften? Ein kleines Kaſtenherz, was die leben¬<lb/> digſten Pulsſchläge als zu kühn und illegitim fürchtet,<lb/> jämmerliche Furcht vor einigen herkömmlichen Rückſichten,<lb/> die nicht erlaubt glücklich zu ſein, weil's tauſend andre<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
ßeren Grad von Freiheit und Stärke entwickeln, als
wer eine Fürſtin in goldnen Zimmern findet, wo auch
die leiſeſte Störung ſcheu nicht in die Nähe zu treten
wagt. Nur die ſentimentale, eine Jugendliebe, die
Raſerei der Liebe wächſt unter erſchwerenden Umgebun¬
gen — die Romanſchreiber, die den Satz überall gel¬
ten laſſen, verſtehen nichts davon. Wie käme jeder
arme Novelliſt in ſeiner kleinen Bürgerſtadt mit ſeinen
paar Papierthalern Honorar in Kreiſe, wo die Spi¬
rallinien des Wunſches in weiten freien Bogen ſpringen!
Daß ſo Wenige von den äußerlich Begünſtigten Ro¬
mane ſchrieben, daß dieſe freiſte ſchönſte Dichtungsart
ſo faſt lediglich den armen Teufeln überlaſſen iſt, bringt
ſo viel Jämmerlichkeit, zuſammengeſchnürte Herzen in
unſre Poeſie. — Es iſt ein ander Ding, daß die Liebe
durch Hinderniſſe wachſe — wer möchte das leugnen,
aber der Feind muß des Kampfes werth, der Feind
muß gewaltig die höheren Thätigkeiten aufregend ſein, —
wer und was iſt denn aber der gewöhnliche Feind Eurer
Liebſchaften? Ein kleines Kaſtenherz, was die leben¬
digſten Pulsſchläge als zu kühn und illegitim fürchtet,
jämmerliche Furcht vor einigen herkömmlichen Rückſichten,
die nicht erlaubt glücklich zu ſein, weil's tauſend andre
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