die so sehr der Freiheit ermangelt, daß die meisten Menschen nach dem Rechenbuche leben müssen, in die nassen Felder hinausrennen, um sich Luft zu machen, da empfängt sie unser schlechtes Klima und sie holen sich den Schnupfen. Zweitens werden den Meisten jene Fächer ins Herz hinein erzogen, sie prallen vor jeder papiernen Wand zurück, weil ihnen das leidige Herkommen zum unerschütterlichen Naturgesetz geworden ist. Sie zweifeln eher an der Richtigkeit und Gesund¬ heit ihrer Gefühle, als an der der Verhältnisse. Der ist schon ein bürgerlicher Held, der als Kanzlist der Tochter oder Schwester des Regierungsraths seine Liebe anzubie¬ ten wagt. Drittens sind unsre allgemeinen politischen Verhältnisse noch immer die der Herren und Sclaven und der großen Masse von Sklaven fehle es an Muth zu lieben, wenigstens an Muth, Gegenliebe zu verlangen.
"Das sind wunderliche Dinge" -- entgegnete die Fürstin -- "ich glaube aber nicht, daß Sie zu den Sklaven gehören." -- Dabei reichte sie mir die schön¬ ste Hand, welche ich je gesehen, zum Kuße. Ich küßte sie ihr lachend mit warmen Lippen und da sie mit dem Zurückziehen nicht eilte, so eilte ich nicht mit dem Zu¬ rücklassen. Ich sprach noch viel mit erhöhter Wärme
die ſo ſehr der Freiheit ermangelt, daß die meiſten Menſchen nach dem Rechenbuche leben müſſen, in die naſſen Felder hinausrennen, um ſich Luft zu machen, da empfängt ſie unſer ſchlechtes Klima und ſie holen ſich den Schnupfen. Zweitens werden den Meiſten jene Fächer ins Herz hinein erzogen, ſie prallen vor jeder papiernen Wand zurück, weil ihnen das leidige Herkommen zum unerſchütterlichen Naturgeſetz geworden iſt. Sie zweifeln eher an der Richtigkeit und Geſund¬ heit ihrer Gefühle, als an der der Verhältniſſe. Der iſt ſchon ein bürgerlicher Held, der als Kanzliſt der Tochter oder Schweſter des Regierungsraths ſeine Liebe anzubie¬ ten wagt. Drittens ſind unſre allgemeinen politiſchen Verhältniſſe noch immer die der Herren und Sclaven und der großen Maſſe von Sklaven fehle es an Muth zu lieben, wenigſtens an Muth, Gegenliebe zu verlangen.
„Das ſind wunderliche Dinge“ — entgegnete die Fürſtin — „ich glaube aber nicht, daß Sie zu den Sklaven gehören.“ — Dabei reichte ſie mir die ſchön¬ ſte Hand, welche ich je geſehen, zum Kuße. Ich küßte ſie ihr lachend mit warmen Lippen und da ſie mit dem Zurückziehen nicht eilte, ſo eilte ich nicht mit dem Zu¬ rücklaſſen. Ich ſprach noch viel mit erhöhter Wärme
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die ſo ſehr der Freiheit ermangelt, daß die meiſten
Menſchen nach dem Rechenbuche leben müſſen, in die
naſſen Felder hinausrennen, um ſich Luft zu machen,
da empfängt ſie unſer ſchlechtes Klima und ſie holen
ſich den Schnupfen. Zweitens werden den Meiſten
jene Fächer ins Herz hinein erzogen, ſie prallen vor
jeder papiernen Wand zurück, weil ihnen das leidige
Herkommen zum unerſchütterlichen Naturgeſetz geworden
iſt. Sie zweifeln eher an der Richtigkeit und Geſund¬
heit ihrer Gefühle, als an der der Verhältniſſe. Der iſt
ſchon ein bürgerlicher Held, der als Kanzliſt der Tochter
oder Schweſter des Regierungsraths ſeine Liebe anzubie¬
ten wagt. Drittens ſind unſre allgemeinen politiſchen
Verhältniſſe noch immer die der Herren und Sclaven
und der großen Maſſe von Sklaven fehle es an Muth
zu lieben, wenigſtens an Muth, Gegenliebe zu verlangen.
„Das ſind wunderliche Dinge“ — entgegnete die
Fürſtin — „ich glaube aber nicht, daß Sie zu den
Sklaven gehören.“ — Dabei reichte ſie mir die ſchön¬
ſte Hand, welche ich je geſehen, zum Kuße. Ich küßte
ſie ihr lachend mit warmen Lippen und da ſie mit dem
Zurückziehen nicht eilte, ſo eilte ich nicht mit dem Zu¬
rücklaſſen. Ich ſprach noch viel mit erhöhter Wärme
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/124>, abgerufen am 16.07.2024.
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