Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.die so sehr der Freiheit ermangelt, daß die meisten "Das sind wunderliche Dinge" -- entgegnete die die ſo ſehr der Freiheit ermangelt, daß die meiſten „Das ſind wunderliche Dinge“ — entgegnete die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="114"/> die ſo ſehr der Freiheit ermangelt, daß die meiſten<lb/> Menſchen nach dem Rechenbuche leben müſſen, in die<lb/> naſſen Felder hinausrennen, um ſich Luft zu machen,<lb/> da empfängt ſie unſer ſchlechtes Klima und ſie holen<lb/> ſich den Schnupfen. Zweitens werden den Meiſten<lb/> jene Fächer ins Herz hinein erzogen, ſie prallen vor<lb/> jeder papiernen Wand zurück, weil ihnen das leidige<lb/> Herkommen zum unerſchütterlichen Naturgeſetz geworden<lb/> iſt. Sie zweifeln eher an der Richtigkeit und Geſund¬<lb/> heit ihrer Gefühle, als an der der Verhältniſſe. Der iſt<lb/> ſchon ein bürgerlicher Held, der als Kanzliſt der Tochter<lb/> oder Schweſter des Regierungsraths ſeine Liebe anzubie¬<lb/> ten wagt. Drittens ſind unſre allgemeinen politiſchen<lb/> Verhältniſſe noch immer die der Herren und Sclaven<lb/> und der großen Maſſe von Sklaven fehle es an Muth<lb/> zu lieben, wenigſtens an Muth, Gegenliebe zu verlangen.<lb/></p> <p>„Das ſind wunderliche Dinge“ — entgegnete die<lb/> Fürſtin — „ich glaube aber nicht, daß Sie zu den<lb/> Sklaven gehören.“ — Dabei reichte ſie mir die ſchön¬<lb/> ſte Hand, welche ich je geſehen, zum Kuße. Ich küßte<lb/> ſie ihr lachend mit warmen Lippen und da ſie mit dem<lb/> Zurückziehen nicht eilte, ſo eilte ich nicht mit dem Zu¬<lb/> rücklaſſen. Ich ſprach noch viel mit erhöhter Wärme<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
die ſo ſehr der Freiheit ermangelt, daß die meiſten
Menſchen nach dem Rechenbuche leben müſſen, in die
naſſen Felder hinausrennen, um ſich Luft zu machen,
da empfängt ſie unſer ſchlechtes Klima und ſie holen
ſich den Schnupfen. Zweitens werden den Meiſten
jene Fächer ins Herz hinein erzogen, ſie prallen vor
jeder papiernen Wand zurück, weil ihnen das leidige
Herkommen zum unerſchütterlichen Naturgeſetz geworden
iſt. Sie zweifeln eher an der Richtigkeit und Geſund¬
heit ihrer Gefühle, als an der der Verhältniſſe. Der iſt
ſchon ein bürgerlicher Held, der als Kanzliſt der Tochter
oder Schweſter des Regierungsraths ſeine Liebe anzubie¬
ten wagt. Drittens ſind unſre allgemeinen politiſchen
Verhältniſſe noch immer die der Herren und Sclaven
und der großen Maſſe von Sklaven fehle es an Muth
zu lieben, wenigſtens an Muth, Gegenliebe zu verlangen.
„Das ſind wunderliche Dinge“ — entgegnete die
Fürſtin — „ich glaube aber nicht, daß Sie zu den
Sklaven gehören.“ — Dabei reichte ſie mir die ſchön¬
ſte Hand, welche ich je geſehen, zum Kuße. Ich küßte
ſie ihr lachend mit warmen Lippen und da ſie mit dem
Zurückziehen nicht eilte, ſo eilte ich nicht mit dem Zu¬
rücklaſſen. Ich ſprach noch viel mit erhöhter Wärme
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