Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.innere Harmonie geben. William sagt gut: "Es ist Daß ich nicht ins Theater gehen kann, thut mir innere Harmonie geben. William ſagt gut: „Es iſt Daß ich nicht ins Theater gehen kann, thut mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="109"/> innere Harmonie geben. William ſagt gut: „Es iſt<lb/> eine Säulenordnung, wo jede Säule zur andern und alle<lb/> zum Ganzen in ſchöner Beziehung, klarem Verhältniß<lb/> ſtehen müſſen.“ Man mache hie und da, wenn es eben recht<lb/> aufgeräumt im Kopfe iſt, ein Sonett, und ſende es der<lb/> Liebſten. — Das Sonett iſt ein Weib, dies wird ſich<lb/> deſſen freuen, es iſt ihr ein Spiegel eigner ſchöner Zu¬<lb/> ſammenſtimmung, wenn das Weib anders eben Muſik<lb/> in ſich hat. Ein Dichter, der <hi rendition="#g">nur</hi> Sonette macht, iſt<lb/> ein weibiſcher Mann aus unſerer Theetaſſenzeit. So¬<lb/> nette können ſchon wegen der Schwierigkeiten nichts als<lb/> der Schaum unſrer innern Wogen ſein, das Eigent¬<lb/> liche liegt auf dem Grunde, und wenn es heraufkommt,<lb/> ſo iſt es das Einfache, der Urvers, der ſich in der<lb/> poetiſchen Proſa oder dem klaren Jambus ꝛc. ausſpricht.<lb/></p> <p>Daß ich nicht ins Theater gehen kann, thut mir<lb/> leid. Bei dieſer ſchalen magern Welt ſeh' ich gern die<lb/> phantaſtiſche Thätigkeit des Traums. Was mir Vale¬<lb/> rius einſt über <hi rendition="#g">Nationalität</hi> als Hebel der — na¬<lb/> mentlich dramatiſchen Poeſie ſagte, ſtimmte mit meinen<lb/> Anſichten überein. Ich glaube aber, daß alle Nationa¬<lb/> lität nach und nach verſchwinden wird und daß dies<lb/> ganz nothwendig im Gange der Weltgeſchichte liegt.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
innere Harmonie geben. William ſagt gut: „Es iſt
eine Säulenordnung, wo jede Säule zur andern und alle
zum Ganzen in ſchöner Beziehung, klarem Verhältniß
ſtehen müſſen.“ Man mache hie und da, wenn es eben recht
aufgeräumt im Kopfe iſt, ein Sonett, und ſende es der
Liebſten. — Das Sonett iſt ein Weib, dies wird ſich
deſſen freuen, es iſt ihr ein Spiegel eigner ſchöner Zu¬
ſammenſtimmung, wenn das Weib anders eben Muſik
in ſich hat. Ein Dichter, der nur Sonette macht, iſt
ein weibiſcher Mann aus unſerer Theetaſſenzeit. So¬
nette können ſchon wegen der Schwierigkeiten nichts als
der Schaum unſrer innern Wogen ſein, das Eigent¬
liche liegt auf dem Grunde, und wenn es heraufkommt,
ſo iſt es das Einfache, der Urvers, der ſich in der
poetiſchen Proſa oder dem klaren Jambus ꝛc. ausſpricht.
Daß ich nicht ins Theater gehen kann, thut mir
leid. Bei dieſer ſchalen magern Welt ſeh' ich gern die
phantaſtiſche Thätigkeit des Traums. Was mir Vale¬
rius einſt über Nationalität als Hebel der — na¬
mentlich dramatiſchen Poeſie ſagte, ſtimmte mit meinen
Anſichten überein. Ich glaube aber, daß alle Nationa¬
lität nach und nach verſchwinden wird und daß dies
ganz nothwendig im Gange der Weltgeſchichte liegt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |