Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. nichts Lichtes an sich als das helle Gesicht mit blondemBarte und die goldne Kette auf der Brust -- Rüdiger. Nun kommt's! Die goldne Kette hat mich damals so ernsthaft gemacht! Marie. O, ich hab' sie noch! Rüdiger. Glaub's wohl! Und wie Jhr ihm tapfer das Gedicht hergesagt hattet -- Marie. Jn elegischem Versmaaße! Rüdiger. Jn elegischem Versmaaße! -- Und er nun lächelnd seine Kette abnahm und Euch umhing, und sich vom Rosse niederbeugte, Euch zu küssen als die erste deutsche Jung- frau, die ihn auf deutscher Erde begrüßt -- Marie. Die erste Deutsche, ist das nicht schön? Rüdiger. Natürlich! Aber seht, Marie, er that doch ein Uebri- ges und küßte Euch -- Marie. Ja -- Rüdiger. Nicht auf die Stirn, wie's bei so was Sitte ist (sie nä- Die Bernſteinhexe. nichts Lichtes an ſich als das helle Geſicht mit blondemBarte und die goldne Kette auf der Bruſt — Rüdiger. Nun kommt’s! Die goldne Kette hat mich damals ſo ernſthaft gemacht! Marie. O, ich hab’ ſie noch! Rüdiger. Glaub’s wohl! Und wie Jhr ihm tapfer das Gedicht hergeſagt hattet — Marie. Jn elegiſchem Versmaaße! Rüdiger. Jn elegiſchem Versmaaße! — Und er nun laͤchelnd ſeine Kette abnahm und Euch umhing, und ſich vom Roſſe niederbeugte, Euch zu kuͤſſen als die erſte deutſche Jung- frau, die ihn auf deutſcher Erde begruͤßt — Marie. Die erſte Deutſche, iſt das nicht ſchoͤn? Rüdiger. Natuͤrlich! Aber ſeht, Marie, er that doch ein Uebri- ges und kuͤßte Euch — Marie. Ja — Rüdiger. Nicht auf die Stirn, wie’s bei ſo was Sitte iſt (ſie naͤ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0075" n="69"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> nichts Lichtes an ſich als das helle Geſicht mit blondem<lb/> Barte und die goldne Kette auf der Bruſt —</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun kommt’s! Die goldne Kette hat mich damals ſo<lb/> ernſthaft gemacht!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>O, ich hab’ ſie noch!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Glaub’s wohl! Und wie Jhr ihm tapfer das Gedicht<lb/> hergeſagt hattet —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Jn elegiſchem Versmaaße!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Jn elegiſchem Versmaaße! — Und er nun laͤchelnd<lb/> ſeine Kette abnahm und Euch umhing, und ſich vom Roſſe<lb/> niederbeugte, Euch zu kuͤſſen als die erſte deutſche Jung-<lb/> frau, die ihn auf deutſcher Erde begruͤßt —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Die erſte Deutſche, iſt das nicht ſchoͤn?</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Natuͤrlich! Aber ſeht, Marie, er that doch ein Uebri-<lb/> ges und kuͤßte Euch —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja —</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Nicht auf die Stirn, wie’s bei ſo was Sitte iſt</p> <stage>(ſie naͤ-<lb/></stage> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0075]
Die Bernſteinhexe.
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Rüdiger.
Nun kommt’s! Die goldne Kette hat mich damals ſo
ernſthaft gemacht!
Marie.
O, ich hab’ ſie noch!
Rüdiger.
Glaub’s wohl! Und wie Jhr ihm tapfer das Gedicht
hergeſagt hattet —
Marie.
Jn elegiſchem Versmaaße!
Rüdiger.
Jn elegiſchem Versmaaße! — Und er nun laͤchelnd
ſeine Kette abnahm und Euch umhing, und ſich vom Roſſe
niederbeugte, Euch zu kuͤſſen als die erſte deutſche Jung-
frau, die ihn auf deutſcher Erde begruͤßt —
Marie.
Die erſte Deutſche, iſt das nicht ſchoͤn?
Rüdiger.
Natuͤrlich! Aber ſeht, Marie, er that doch ein Uebri-
ges und kuͤßte Euch —
Marie.
Ja —
Rüdiger.
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Zitationshilfe: | Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/75>, abgerufen am 16.02.2025. |