Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Marie. Jm Ovidius Naso! Rüdiger. Und wie sie den Herrn Vater in lateinischer Rede be- grüßte! Marie. Ach bin ich damals erschrocken bis in's Herz hinein! Auf Nimmerwiedersehn wart Jhr fort, und standet auf einmal vor mir mit der lustigen rothen Feder am grauen Hut! Und spät am Abend, und der Vater hatte unbedacht Euch eingeladen, hier zu übernachten! Rüdiger. Sehr unbedacht! Marie. Ja wohl, denn die schwere Kriegszeit war kaum vor- über, und wir hatten keine Betten. Rüdiger. Habe aber doch ein sehr gutes Bett gekriegt damals -- Marie. Ja, das sagtet Jhr am andern Morgen, als wir zu- sammen frühstückten -- ich hatte aber gar unruhig geschla- fen im Bett der Jlse! Rüdiger. Jm Bett der Jlse, so? Nun begreif' ich, daß ich gleich in der ersten Nacht verzaubert worden war und immer wieder kommen mußte nach dem Pfarrhause in Coserow. Es war mir angethan worden! Laube, dram. Werke. III. 5
Die Bernſteinhexe. Marie. Jm Ovidius Naſo! Rüdiger. Und wie ſie den Herrn Vater in lateiniſcher Rede be- gruͤßte! Marie. Ach bin ich damals erſchrocken bis in’s Herz hinein! Auf Nimmerwiederſehn wart Jhr fort, und ſtandet auf einmal vor mir mit der luſtigen rothen Feder am grauen Hut! Und ſpaͤt am Abend, und der Vater hatte unbedacht Euch eingeladen, hier zu uͤbernachten! Rüdiger. Sehr unbedacht! Marie. Ja wohl, denn die ſchwere Kriegszeit war kaum vor- uͤber, und wir hatten keine Betten. Rüdiger. Habe aber doch ein ſehr gutes Bett gekriegt damals — Marie. Ja, das ſagtet Jhr am andern Morgen, als wir zu- ſammen fruͤhſtuͤckten — ich hatte aber gar unruhig geſchla- fen im Bett der Jlſe! Rüdiger. Jm Bett der Jlſe, ſo? Nun begreif’ ich, daß ich gleich in der erſten Nacht verzaubert worden war und immer wieder kommen mußte nach dem Pfarrhauſe in Coſerow. Es war mir angethan worden! Laube, dram. Werke. III. 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0071" n="65"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Jm Ovidius Naſo!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Und wie ſie den Herrn Vater in lateiniſcher Rede be-<lb/> gruͤßte!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Ach bin ich damals erſchrocken bis in’s Herz hinein!<lb/> Auf Nimmerwiederſehn wart Jhr fort, und ſtandet auf<lb/> einmal vor mir mit der luſtigen rothen Feder am grauen<lb/> Hut! Und ſpaͤt am Abend, und der Vater hatte unbedacht<lb/> Euch eingeladen, hier zu uͤbernachten!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Sehr unbedacht!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja wohl, denn die ſchwere Kriegszeit war kaum vor-<lb/> uͤber, und wir hatten keine Betten.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Habe aber doch ein ſehr gutes Bett gekriegt damals —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja, das ſagtet Jhr am andern Morgen, als wir zu-<lb/> ſammen fruͤhſtuͤckten — ich hatte aber gar unruhig geſchla-<lb/> fen im Bett der Jlſe!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Jm Bett der Jlſe, ſo? Nun begreif’ ich, daß ich gleich<lb/> in der erſten Nacht verzaubert worden war und immer<lb/> wieder kommen mußte nach dem Pfarrhauſe in Coſerow.<lb/> Es war mir angethan worden!</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Laube,</hi> dram. Werke. <hi rendition="#aq">III.</hi> 5</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0071]
Die Bernſteinhexe.
Marie.
Jm Ovidius Naſo!
Rüdiger.
Und wie ſie den Herrn Vater in lateiniſcher Rede be-
gruͤßte!
Marie.
Ach bin ich damals erſchrocken bis in’s Herz hinein!
Auf Nimmerwiederſehn wart Jhr fort, und ſtandet auf
einmal vor mir mit der luſtigen rothen Feder am grauen
Hut! Und ſpaͤt am Abend, und der Vater hatte unbedacht
Euch eingeladen, hier zu uͤbernachten!
Rüdiger.
Sehr unbedacht!
Marie.
Ja wohl, denn die ſchwere Kriegszeit war kaum vor-
uͤber, und wir hatten keine Betten.
Rüdiger.
Habe aber doch ein ſehr gutes Bett gekriegt damals —
Marie.
Ja, das ſagtet Jhr am andern Morgen, als wir zu-
ſammen fruͤhſtuͤckten — ich hatte aber gar unruhig geſchla-
fen im Bett der Jlſe!
Rüdiger.
Jm Bett der Jlſe, ſo? Nun begreif’ ich, daß ich gleich
in der erſten Nacht verzaubert worden war und immer
wieder kommen mußte nach dem Pfarrhauſe in Coſerow.
Es war mir angethan worden!
Laube, dram. Werke. III. 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |