Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
Marie.
Das that ich, weil mich die weinende Frau heftig
dauerte, und weil ich sie trösten und ihr wirklich helfen
wollte --
Liese.
Ja doch! Weil sie sich fürchtete, daß es herauskom-
men würde, welchen Schabernack ihr der Teufel spiele.
Das ist's; der Teufel half ihr nicht mehr jedes Mal, weil
sie vor der Welt die Scheinheilige spielen wollte! Wollte
eine gottesfürchtige Pfarrjungfer und doch auch eine mäch-
tige Zauberin sein, Alles in Einem, das dankt nicht die
Welt, und dankt nicht der Teufel! So ist's!
Consul.
Spreche Sie! Warum konnte Sie nicht mehr helfen?
Marie.
Jch weiß es nicht, Herr! Aber diese Person kann es
am Besten wissen --
Liese.
Nicht wahr?
Schweidler.
Jch will nicht Anklage mit Anklage vergelten, aber
ich muß zur Entschuldigung meines Kindes sagen, daß
Liese Kolken immer für eine Person gehalten wurde, die
Hexerei treiben könne.
Marie.
Sagt das nicht hier, Vater!
11*
Die Bernſteinhexe.
Marie.
Das that ich, weil mich die weinende Frau heftig
dauerte, und weil ich ſie troͤſten und ihr wirklich helfen
wollte —
Lieſe.
Ja doch! Weil ſie ſich fuͤrchtete, daß es herauskom-
men wuͤrde, welchen Schabernack ihr der Teufel ſpiele.
Das iſt’s; der Teufel half ihr nicht mehr jedes Mal, weil
ſie vor der Welt die Scheinheilige ſpielen wollte! Wollte
eine gottesfuͤrchtige Pfarrjungfer und doch auch eine maͤch-
tige Zauberin ſein, Alles in Einem, das dankt nicht die
Welt, und dankt nicht der Teufel! So iſt’s!
Conſul.
Spreche Sie! Warum konnte Sie nicht mehr helfen?
Marie.
Jch weiß es nicht, Herr! Aber dieſe Perſon kann es
am Beſten wiſſen —
Lieſe.
Nicht wahr?
Schweidler.
Jch will nicht Anklage mit Anklage vergelten, aber
ich muß zur Entſchuldigung meines Kindes ſagen, daß
Lieſe Kolken immer fuͤr eine Perſon gehalten wurde, die
Hexerei treiben koͤnne.
Marie.
Sagt das nicht hier, Vater!
11*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0169" n="163"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Das that ich, weil mich die weinende Frau heftig<lb/>
dauerte, und weil ich &#x017F;ie tro&#x0364;&#x017F;ten und ihr wirklich helfen<lb/>
wollte &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LIE">
              <speaker> <hi rendition="#b">Lie&#x017F;e.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja doch! Weil &#x017F;ie &#x017F;ich fu&#x0364;rchtete, daß es herauskom-<lb/>
men wu&#x0364;rde, welchen Schabernack ihr der Teufel &#x017F;piele.<lb/>
Das i&#x017F;t&#x2019;s; der Teufel half ihr nicht mehr jedes Mal, weil<lb/>
&#x017F;ie vor der Welt die Scheinheilige &#x017F;pielen wollte! Wollte<lb/>
eine gottesfu&#x0364;rchtige Pfarrjungfer und doch auch eine ma&#x0364;ch-<lb/>
tige Zauberin &#x017F;ein, Alles in Einem, das dankt nicht die<lb/>
Welt, und dankt nicht der Teufel! So i&#x017F;t&#x2019;s!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SAM">
              <speaker> <hi rendition="#b">Con&#x017F;ul.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Spreche Sie! Warum konnte Sie nicht mehr helfen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch weiß es nicht, Herr! Aber die&#x017F;e Per&#x017F;on kann es<lb/>
am Be&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LIE">
              <speaker> <hi rendition="#b">Lie&#x017F;e.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nicht wahr?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch will nicht Anklage mit Anklage vergelten, aber<lb/>
ich muß zur Ent&#x017F;chuldigung meines Kindes &#x017F;agen, daß<lb/>
Lie&#x017F;e Kolken immer fu&#x0364;r eine Per&#x017F;on gehalten wurde, die<lb/>
Hexerei treiben ko&#x0364;nne.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Sagt das nicht hier, Vater!</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">11*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0169] Die Bernſteinhexe. Marie. Das that ich, weil mich die weinende Frau heftig dauerte, und weil ich ſie troͤſten und ihr wirklich helfen wollte — Lieſe. Ja doch! Weil ſie ſich fuͤrchtete, daß es herauskom- men wuͤrde, welchen Schabernack ihr der Teufel ſpiele. Das iſt’s; der Teufel half ihr nicht mehr jedes Mal, weil ſie vor der Welt die Scheinheilige ſpielen wollte! Wollte eine gottesfuͤrchtige Pfarrjungfer und doch auch eine maͤch- tige Zauberin ſein, Alles in Einem, das dankt nicht die Welt, und dankt nicht der Teufel! So iſt’s! Conſul. Spreche Sie! Warum konnte Sie nicht mehr helfen? Marie. Jch weiß es nicht, Herr! Aber dieſe Perſon kann es am Beſten wiſſen — Lieſe. Nicht wahr? Schweidler. Jch will nicht Anklage mit Anklage vergelten, aber ich muß zur Entſchuldigung meines Kindes ſagen, daß Lieſe Kolken immer fuͤr eine Perſon gehalten wurde, die Hexerei treiben koͤnne. Marie. Sagt das nicht hier, Vater! 11*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/169
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/169>, abgerufen am 24.11.2024.