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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Rüdiger (aufstehend).
Nun, da ist es also ausgesprochen.
Wittich.
Behalte ruhiges Blut! Es ist etwas ganz Anderes,
als es dem jugendlichen Liebhaber erscheint. Jch liebe
nicht Deine Marie mit schmachtendem Munde und witzi-
gem Herzen, und meine Liebe ist kein eigennütziges Bräu-
tigamsverlangen. Meine Liebe hätte nichts dagegen, daß
sie Deine Gattin würde, wenn sie ebenbürtig und nicht eine
Hexe wäre -- ich liebe die kleine Zauberin, die Zau-
berin in wirklicher Bedeutung des Wortes; ich will sie um
mich haben und ihren Verkehr mit unterirdischen Kräften
belauschen und beliebäugeln. Deshalb will ich sie retten,
wenn sie zu retten ist.
Rüdiger.
Und doch habt Jhr es allein dahin gebracht, daß sie
der Rettung bedarf --
Wittich.
Thor! Es war der äußerste Augenblick, in welchem
ich es noch thun konnte -- man fahndet aus Wolgast
längst auf sie! Dorthin hat das Eitelkeitsteufelchen sie
zum Oefteren getrieben um Putz und Flitter und prahleri-
sches Aufsehn. Die niedlichsten Zauberstückchen hat sie
dort aufgeführt und Köpfe und Herzen verdreht, -- und
erst als mir gestern Morgen von dorther angekündigt
wurde, man würde die kleine Priesterhexe in Wolgast ver-
Die Bernſteinhexe.
Rüdiger (aufſtehend).
Nun, da iſt es alſo ausgeſprochen.
Wittich.
Behalte ruhiges Blut! Es iſt etwas ganz Anderes,
als es dem jugendlichen Liebhaber erſcheint. Jch liebe
nicht Deine Marie mit ſchmachtendem Munde und witzi-
gem Herzen, und meine Liebe iſt kein eigennuͤtziges Braͤu-
tigamsverlangen. Meine Liebe haͤtte nichts dagegen, daß
ſie Deine Gattin wuͤrde, wenn ſie ebenbuͤrtig und nicht eine
Hexe waͤre — ich liebe die kleine Zauberin, die Zau-
berin in wirklicher Bedeutung des Wortes; ich will ſie um
mich haben und ihren Verkehr mit unterirdiſchen Kraͤften
belauſchen und beliebaͤugeln. Deshalb will ich ſie retten,
wenn ſie zu retten iſt.
Rüdiger.
Und doch habt Jhr es allein dahin gebracht, daß ſie
der Rettung bedarf —
Wittich.
Thor! Es war der aͤußerſte Augenblick, in welchem
ich es noch thun konnte — man fahndet aus Wolgaſt
laͤngſt auf ſie! Dorthin hat das Eitelkeitsteufelchen ſie
zum Oefteren getrieben um Putz und Flitter und prahleri-
ſches Aufſehn. Die niedlichſten Zauberſtuͤckchen hat ſie
dort aufgefuͤhrt und Koͤpfe und Herzen verdreht, — und
erſt als mir geſtern Morgen von dorther angekuͤndigt
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[140/0146] Die Bernſteinhexe. Rüdiger (aufſtehend). Nun, da iſt es alſo ausgeſprochen. Wittich. Behalte ruhiges Blut! Es iſt etwas ganz Anderes, als es dem jugendlichen Liebhaber erſcheint. Jch liebe nicht Deine Marie mit ſchmachtendem Munde und witzi- gem Herzen, und meine Liebe iſt kein eigennuͤtziges Braͤu- tigamsverlangen. Meine Liebe haͤtte nichts dagegen, daß ſie Deine Gattin wuͤrde, wenn ſie ebenbuͤrtig und nicht eine Hexe waͤre — ich liebe die kleine Zauberin, die Zau- berin in wirklicher Bedeutung des Wortes; ich will ſie um mich haben und ihren Verkehr mit unterirdiſchen Kraͤften belauſchen und beliebaͤugeln. Deshalb will ich ſie retten, wenn ſie zu retten iſt. Rüdiger. Und doch habt Jhr es allein dahin gebracht, daß ſie der Rettung bedarf — Wittich. Thor! Es war der aͤußerſte Augenblick, in welchem ich es noch thun konnte — man fahndet aus Wolgaſt laͤngſt auf ſie! Dorthin hat das Eitelkeitsteufelchen ſie zum Oefteren getrieben um Putz und Flitter und prahleri- ſches Aufſehn. Die niedlichſten Zauberſtuͤckchen hat ſie dort aufgefuͤhrt und Koͤpfe und Herzen verdreht, — und erſt als mir geſtern Morgen von dorther angekuͤndigt wurde, man wuͤrde die kleine Prieſterhexe in Wolgaſt ver-

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/146>, abgerufen am 22.11.2024.