Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. ist es hierbei gleichgültig, was darunter zu verstehen ist;ich glaube nicht, daß Du ihn jemals kennen lernen wirst, denn es gehören dazu feiner ausgebildete Sinne und Or- gane, als Dir zu Theil geworden sind, kurz ich verstehe mich darauf, und ich kenne deshalb die Marie Schweidler genau, und ich versichere Dir: sie wird mit vollkommenem Fug und Recht vor's Hexengericht gefordert. Rüdiger (will aufstehen). Es ist nicht möglich, daß Jhr ernsthaft sprecht -- Wittich (hält ihn). Bleib'. Jch spreche vollkommen ernsthaft mit Dir, um so mehr, da ich vielleicht das letzte Mal zu Dir spreche; denn wir müssen in Betreff dieser Angelegenheit einen großen Entschluß fassen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß uns dieser Entschluß Jahre lang auseinander führt. Verständigen wir uns also zunächst über das Mädchen und über das wahrscheinliche Schicksal derselben, alles Uebrige hängt davon ab. Verhehlen wir demnach einan- der nicht das Geringste über diesen Gegenstand, denn man kann nur mit Dingen, die man genau kennt, eine Vor- ausberechnung anstellen. Du also liebst Marie Schweid- ler, und willst sie retten, und ich -- Rüdiger. Jhr wollt sie für Euch gewinnen oder sie verderben! Wittich. Es ist beinahe so, wie Du sagst. Jch liebe Marie Schweidler ebenfalls und will sie ebenfalls retten. Die Bernſteinhexe. iſt es hierbei gleichguͤltig, was darunter zu verſtehen iſt;ich glaube nicht, daß Du ihn jemals kennen lernen wirſt, denn es gehoͤren dazu feiner ausgebildete Sinne und Or- gane, als Dir zu Theil geworden ſind, kurz ich verſtehe mich darauf, und ich kenne deshalb die Marie Schweidler genau, und ich verſichere Dir: ſie wird mit vollkommenem Fug und Recht vor’s Hexengericht gefordert. Rüdiger (will aufſtehen). Es iſt nicht moͤglich, daß Jhr ernſthaft ſprecht — Wittich (haͤlt ihn). Bleib’. Jch ſpreche vollkommen ernſthaft mit Dir, um ſo mehr, da ich vielleicht das letzte Mal zu Dir ſpreche; denn wir muͤſſen in Betreff dieſer Angelegenheit einen großen Entſchluß faſſen, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß uns dieſer Entſchluß Jahre lang auseinander fuͤhrt. Verſtaͤndigen wir uns alſo zunaͤchſt uͤber das Maͤdchen und uͤber das wahrſcheinliche Schickſal derſelben, alles Uebrige haͤngt davon ab. Verhehlen wir demnach einan- der nicht das Geringſte uͤber dieſen Gegenſtand, denn man kann nur mit Dingen, die man genau kennt, eine Vor- ausberechnung anſtellen. Du alſo liebſt Marie Schweid- ler, und willſt ſie retten, und ich — Rüdiger. Jhr wollt ſie fuͤr Euch gewinnen oder ſie verderben! Wittich. Es iſt beinahe ſo, wie Du ſagſt. Jch liebe Marie Schweidler ebenfalls und will ſie ebenfalls retten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#WIT"> <p><pb facs="#f0145" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> iſt es hierbei gleichguͤltig, was darunter zu verſtehen iſt;<lb/> ich glaube nicht, daß Du ihn jemals kennen lernen wirſt,<lb/> denn es gehoͤren dazu feiner ausgebildete Sinne und Or-<lb/> gane, als Dir zu Theil geworden ſind, kurz ich verſtehe<lb/> mich darauf, und ich kenne deshalb die Marie Schweidler<lb/> genau, und ich verſichere Dir: ſie wird mit vollkommenem<lb/> Fug und Recht vor’s Hexengericht gefordert.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger</hi> </speaker> <stage>(will aufſtehen).</stage><lb/> <p>Es iſt nicht moͤglich, daß Jhr ernſthaft ſprecht —</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich</hi> </speaker> <stage>(haͤlt ihn).</stage><lb/> <p>Bleib’. Jch ſpreche vollkommen ernſthaft mit Dir,<lb/> um ſo mehr, da ich vielleicht das letzte Mal zu Dir ſpreche;<lb/> denn wir muͤſſen in Betreff dieſer Angelegenheit einen<lb/> großen Entſchluß faſſen, und es iſt ſehr wahrſcheinlich,<lb/> daß uns dieſer Entſchluß Jahre lang auseinander fuͤhrt.<lb/> Verſtaͤndigen wir uns alſo zunaͤchſt uͤber das Maͤdchen<lb/> und uͤber das wahrſcheinliche Schickſal derſelben, alles<lb/> Uebrige haͤngt davon ab. Verhehlen wir demnach einan-<lb/> der nicht das Geringſte uͤber dieſen Gegenſtand, denn man<lb/> kann nur mit Dingen, die man genau kennt, eine Vor-<lb/> ausberechnung anſtellen. Du alſo liebſt Marie Schweid-<lb/> ler, und willſt ſie retten, und ich —</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Jhr wollt ſie fuͤr Euch gewinnen oder ſie verderben!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Es iſt beinahe ſo, wie Du ſagſt. Jch liebe Marie<lb/> Schweidler ebenfalls und will ſie ebenfalls retten.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0145]
Die Bernſteinhexe.
iſt es hierbei gleichguͤltig, was darunter zu verſtehen iſt;
ich glaube nicht, daß Du ihn jemals kennen lernen wirſt,
denn es gehoͤren dazu feiner ausgebildete Sinne und Or-
gane, als Dir zu Theil geworden ſind, kurz ich verſtehe
mich darauf, und ich kenne deshalb die Marie Schweidler
genau, und ich verſichere Dir: ſie wird mit vollkommenem
Fug und Recht vor’s Hexengericht gefordert.
Rüdiger (will aufſtehen).
Es iſt nicht moͤglich, daß Jhr ernſthaft ſprecht —
Wittich (haͤlt ihn).
Bleib’. Jch ſpreche vollkommen ernſthaft mit Dir,
um ſo mehr, da ich vielleicht das letzte Mal zu Dir ſpreche;
denn wir muͤſſen in Betreff dieſer Angelegenheit einen
großen Entſchluß faſſen, und es iſt ſehr wahrſcheinlich,
daß uns dieſer Entſchluß Jahre lang auseinander fuͤhrt.
Verſtaͤndigen wir uns alſo zunaͤchſt uͤber das Maͤdchen
und uͤber das wahrſcheinliche Schickſal derſelben, alles
Uebrige haͤngt davon ab. Verhehlen wir demnach einan-
der nicht das Geringſte uͤber dieſen Gegenſtand, denn man
kann nur mit Dingen, die man genau kennt, eine Vor-
ausberechnung anſtellen. Du alſo liebſt Marie Schweid-
ler, und willſt ſie retten, und ich —
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Jhr wollt ſie fuͤr Euch gewinnen oder ſie verderben!
Wittich.
Es iſt beinahe ſo, wie Du ſagſt. Jch liebe Marie
Schweidler ebenfalls und will ſie ebenfalls retten.
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