Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Rüdiger. Jm Gegentheil, ich will ihm in's Gewissen reden! Birkhahn. Für mich hat er kein Gewissen -- und wenn ich was helfen soll, so muß er denken, es sei mir All's einerlei -- ich versuch' mein Glück bei der Kirche! (Schlüpft links hinein.) Rüdiger (allein). O Menschen, Menschen! wie mißhandelt Jhr die schöne Welt, welche Gott Euch gegeben! Wo Jhr den wunderbaren Zusammenhang in ihr nicht versteht, da er- bos't Jhr Euch und verfolgt Euch unter einander, wie Kinder einander schlagen aus kindischem Zorne. (Er geht nach dem Fenster, als wollte er hinaus sehen, so daß Wittich und Liese eintreten, ohne ihn zu bemerken -- er wendet sich dann mit übereinander geschlagnen Armen, am Fenster lehnen blei- bend, dem Zimmer zu und hört eine Weile auf ihr Gespräch.) Dritte Scene. Wittich. -- Liese. -- Rüdiger. (Man hört sie schon streiten, ehe sie eintreten und während Rüdi- ger die obigen letzten Worte spricht.) Liese (die hinter Wittich eintritt). Jhr werdet Euch tapfer betrügen, Herr Wittich, nicht heut noch morgen greift mich der Tod, und ich Laube, dram. Werke. III. 7
Die Bernſteinhexe. Rüdiger. Jm Gegentheil, ich will ihm in’s Gewiſſen reden! Birkhahn. Fuͤr mich hat er kein Gewiſſen — und wenn ich was helfen ſoll, ſo muß er denken, es ſei mir All’s einerlei — ich verſuch’ mein Gluͤck bei der Kirche! (Schluͤpft links hinein.) Rüdiger (allein). O Menſchen, Menſchen! wie mißhandelt Jhr die ſchoͤne Welt, welche Gott Euch gegeben! Wo Jhr den wunderbaren Zuſammenhang in ihr nicht verſteht, da er- boſ’t Jhr Euch und verfolgt Euch unter einander, wie Kinder einander ſchlagen aus kindiſchem Zorne. (Er geht nach dem Fenſter, als wollte er hinaus ſehen, ſo daß Wittich und Lieſe eintreten, ohne ihn zu bemerken — er wendet ſich dann mit uͤbereinander geſchlagnen Armen, am Fenſter lehnen blei- bend, dem Zimmer zu und hoͤrt eine Weile auf ihr Geſpraͤch.) Dritte Scene. Wittich. — Lieſe. — Ruͤdiger. (Man hoͤrt ſie ſchon ſtreiten, ehe ſie eintreten und waͤhrend Ruͤdi- ger die obigen letzten Worte ſpricht.) Lieſe (die hinter Wittich eintritt). Jhr werdet Euch tapfer betruͤgen, Herr Wittich, nicht heut noch morgen greift mich der Tod, und ich Laube, dram. Werke. III. 7
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Die Bernſteinhexe.
Rüdiger.
Jm Gegentheil, ich will ihm in’s Gewiſſen reden!
Birkhahn.
Fuͤr mich hat er kein Gewiſſen — und wenn ich was
helfen ſoll, ſo muß er denken, es ſei mir All’s einerlei —
ich verſuch’ mein Gluͤck bei der Kirche! (Schluͤpft links
hinein.)
Rüdiger (allein).
O Menſchen, Menſchen! wie mißhandelt Jhr die
ſchoͤne Welt, welche Gott Euch gegeben! Wo Jhr den
wunderbaren Zuſammenhang in ihr nicht verſteht, da er-
boſ’t Jhr Euch und verfolgt Euch unter einander, wie
Kinder einander ſchlagen aus kindiſchem Zorne. (Er geht
nach dem Fenſter, als wollte er hinaus ſehen, ſo daß Wittich
und Lieſe eintreten, ohne ihn zu bemerken — er wendet ſich dann
mit uͤbereinander geſchlagnen Armen, am Fenſter lehnen blei-
bend, dem Zimmer zu und hoͤrt eine Weile auf ihr Geſpraͤch.)
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Zitationshilfe: | Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/103>, abgerufen am 03.03.2025. |