Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Rüdiger (hin und her gehend). Das wird nicht gehn, das wird nicht gehn! Birkhahn. Warum denn nicht? Rüdiger. Erstens würde man ihre Flucht wie ein Zugeständniß ihrer Schuld betrachten, und dann -- Birkhahn. Und dann? Rüdiger. Jst auch die Flucht kaum noch möglich! Birkhahn (im Gehen). Werd' sie schon möglich machen -- Rüdiger. Die Leute stehn in Haufen vor der Kirche, 's ist bei ihnen vorbei mit aller Gottesfurcht; die Kolken-Liese hat sie verhetzt, sie lauern alle auf die Jungfer, und wenn diese wirklich in der Kirche ist, so ist sie nur noch mit äußerster Gewalt zu befrein! Birkhahn (ist bei dieser Rede an's Fenster gegangen, hat es geöffnet und sich hinauswärts umgesehen). So schlag' der Teufel drein, 's ist um kein Haar bes- ser -- da kommt auch schon der Herr Amtshauptmann und die Schwerenoths-Liese; machen wir, daß wir fort- kommen! Die Bernſteinhexe. Rüdiger (hin und her gehend). Das wird nicht gehn, das wird nicht gehn! Birkhahn. Warum denn nicht? Rüdiger. Erſtens wuͤrde man ihre Flucht wie ein Zugeſtaͤndniß ihrer Schuld betrachten, und dann — Birkhahn. Und dann? Rüdiger. Jſt auch die Flucht kaum noch moͤglich! Birkhahn (im Gehen). Werd’ ſie ſchon moͤglich machen — Rüdiger. Die Leute ſtehn in Haufen vor der Kirche, ’s iſt bei ihnen vorbei mit aller Gottesfurcht; die Kolken-Lieſe hat ſie verhetzt, ſie lauern alle auf die Jungfer, und wenn dieſe wirklich in der Kirche iſt, ſo iſt ſie nur noch mit aͤußerſter Gewalt zu befrein! Birkhahn (iſt bei dieſer Rede an’s Fenſter gegangen, hat es geoͤffnet und ſich hinauswaͤrts umgeſehen). So ſchlag’ der Teufel drein, ’s iſt um kein Haar beſ- ſer — da kommt auch ſchon der Herr Amtshauptmann und die Schwerenoths-Lieſe; machen wir, daß wir fort- kommen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0102" n="96"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger</hi> </speaker> <stage>(hin und her gehend).</stage><lb/> <p>Das wird nicht gehn, das wird nicht gehn!</p> </sp><lb/> <sp who="#BIR"> <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn.</hi> </speaker><lb/> <p>Warum denn nicht?</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Erſtens wuͤrde man ihre Flucht wie ein Zugeſtaͤndniß<lb/> ihrer Schuld betrachten, und dann —</p> </sp><lb/> <sp who="#BIR"> <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn.</hi> </speaker><lb/> <p>Und dann?</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Jſt auch die Flucht kaum noch moͤglich!</p> </sp><lb/> <sp who="#BIR"> <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn</hi> </speaker> <stage>(im Gehen).</stage><lb/> <p>Werd’ ſie ſchon moͤglich machen —</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Leute ſtehn in Haufen vor der Kirche, ’s iſt bei<lb/> ihnen vorbei mit aller Gottesfurcht; die Kolken-Lieſe hat<lb/> ſie verhetzt, ſie lauern alle auf die Jungfer, und wenn<lb/> dieſe wirklich in der Kirche iſt, ſo iſt ſie nur noch mit<lb/> aͤußerſter Gewalt zu befrein!</p> </sp><lb/> <sp who="#BIR"> <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn</hi> </speaker> <stage>(iſt bei dieſer Rede an’s Fenſter gegangen, hat es<lb/> geoͤffnet und ſich hinauswaͤrts umgeſehen).</stage><lb/> <p>So ſchlag’ der Teufel drein, ’s iſt um kein Haar beſ-<lb/> ſer — da kommt auch ſchon der Herr Amtshauptmann<lb/> und die Schwerenoths-Lieſe; machen wir, daß wir fort-<lb/> kommen!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0102]
Die Bernſteinhexe.
Rüdiger (hin und her gehend).
Das wird nicht gehn, das wird nicht gehn!
Birkhahn.
Warum denn nicht?
Rüdiger.
Erſtens wuͤrde man ihre Flucht wie ein Zugeſtaͤndniß
ihrer Schuld betrachten, und dann —
Birkhahn.
Und dann?
Rüdiger.
Jſt auch die Flucht kaum noch moͤglich!
Birkhahn (im Gehen).
Werd’ ſie ſchon moͤglich machen —
Rüdiger.
Die Leute ſtehn in Haufen vor der Kirche, ’s iſt bei
ihnen vorbei mit aller Gottesfurcht; die Kolken-Lieſe hat
ſie verhetzt, ſie lauern alle auf die Jungfer, und wenn
dieſe wirklich in der Kirche iſt, ſo iſt ſie nur noch mit
aͤußerſter Gewalt zu befrein!
Birkhahn (iſt bei dieſer Rede an’s Fenſter gegangen, hat es
geoͤffnet und ſich hinauswaͤrts umgeſehen).
So ſchlag’ der Teufel drein, ’s iſt um kein Haar beſ-
ſer — da kommt auch ſchon der Herr Amtshauptmann
und die Schwerenoths-Lieſe; machen wir, daß wir fort-
kommen!
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