Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Aus dem Tagebuche einer Ameise. Vorbemerkung. Wir verdanken die Entdeckung der Sprache und Aus dem Tagebuche einer Ameiſe. Vorbemerkung. Wir verdanken die Entdeckung der Sprache und <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0084" n="[78]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Aus dem<lb/> Tagebuche einer Ameiſe.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Vorbemerkung.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ir verdanken die Entdeckung der Sprache und<lb/> Schrift der Ameiſen den Bemühungen des be-<lb/> rühmten Entomologen <hi rendition="#g">Antenna.</hi> Bekanntlich leben in den<lb/> Gemeinden dieſer hochorganiſierten Tiere nicht bloß Männ-<lb/> chen, Weibchen, geſchlechtsloſe Arbeiter und ſog. Krieger<lb/> oder Führer mit größeren Köpfen, ſondern auch Haus-<lb/> tiere, insbeſondere ein kleiner Käfer <hi rendition="#aq">(Claviger),</hi> von welchem<lb/> man nicht wußte, welche Bedeutung er für die Ameiſen<lb/> beſitzt. <hi rendition="#g">Antenna</hi> iſt es gelungen nachzuweiſen, daß dieſer<lb/> Käfer die lebendige Bibliothek der Ameiſen vorſtellt.<lb/> Die Sinneswahrnehmungen der Ameiſen beruhen auf<lb/> Ätherwellen von 800 bis 2000 Billionen Schwingungen<lb/> in der Sekunde, deren Geſchwindigkeit ſomit jenſeits der-<lb/> jenigen liegt, welche für unſer Auge als Licht wahrnehmbar<lb/> ſind. <hi rendition="#g">Antenna</hi> ermöglichte es, durch ein Fluoreſcenz-<lb/> Mikroſkop jene Ätherſchwingungen ſo zu verlangſamen,<lb/> daß ſie für unſere Sinneswerkzeuge bemerkbar werden.<lb/> Dadurch zeigte er, daß die Ameiſen gegenſeitig in einer<lb/> Fühlerſprache verkehren, die er Chemiſieren oder Über-<lb/> taſten nennt, und daß ſie dieſelbe, ähnlich wie wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[78]/0084]
Aus dem
Tagebuche einer Ameiſe.
Vorbemerkung.
Wir verdanken die Entdeckung der Sprache und
Schrift der Ameiſen den Bemühungen des be-
rühmten Entomologen Antenna. Bekanntlich leben in den
Gemeinden dieſer hochorganiſierten Tiere nicht bloß Männ-
chen, Weibchen, geſchlechtsloſe Arbeiter und ſog. Krieger
oder Führer mit größeren Köpfen, ſondern auch Haus-
tiere, insbeſondere ein kleiner Käfer (Claviger), von welchem
man nicht wußte, welche Bedeutung er für die Ameiſen
beſitzt. Antenna iſt es gelungen nachzuweiſen, daß dieſer
Käfer die lebendige Bibliothek der Ameiſen vorſtellt.
Die Sinneswahrnehmungen der Ameiſen beruhen auf
Ätherwellen von 800 bis 2000 Billionen Schwingungen
in der Sekunde, deren Geſchwindigkeit ſomit jenſeits der-
jenigen liegt, welche für unſer Auge als Licht wahrnehmbar
ſind. Antenna ermöglichte es, durch ein Fluoreſcenz-
Mikroſkop jene Ätherſchwingungen ſo zu verlangſamen,
daß ſie für unſere Sinneswerkzeuge bemerkbar werden.
Dadurch zeigte er, daß die Ameiſen gegenſeitig in einer
Fühlerſprache verkehren, die er Chemiſieren oder Über-
taſten nennt, und daß ſie dieſelbe, ähnlich wie wir
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