Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Tröpfchen. sich Schritte vernehmen, Stimmen erklangen auf demWege. Zwei Wanderer traten in den Schatten der Fichte. "Nun werden Sie zufrieden sein, dies ist der übliche Der zweite kam etwas keuchend nach. Er trug den "Ameisen?" "Keine Sorge," sagte der erste, das gemeinsame Der Blonde rückte sich auf dem Stein zurecht, setzte "Schneidiger Punkt," sagte er. "Meistens Kalk," bemerkte der Schwarze, mit "Unsinn! Sie haben kein Gefühl für Natur- Tröpfchen. ſich Schritte vernehmen, Stimmen erklangen auf demWege. Zwei Wanderer traten in den Schatten der Fichte. „Nun werden Sie zufrieden ſein, dies iſt der übliche Der zweite kam etwas keuchend nach. Er trug den „Ameiſen?“ „Keine Sorge,“ ſagte der erſte, das gemeinſame Der Blonde rückte ſich auf dem Stein zurecht, ſetzte „Schneidiger Punkt,“ ſagte er. „Meiſtens Kalk,“ bemerkte der Schwarze, mit „Unſinn! Sie haben kein Gefühl für Natur- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0219" n="213"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tröpfchen.</hi></fw><lb/> ſich Schritte vernehmen, Stimmen erklangen auf dem<lb/> Wege.</p><lb/> <p>Zwei Wanderer traten in den Schatten der Fichte.<lb/> Der Vorangehende, ein hagerer Herr mit dunklem Voll-<lb/> bart, drehte ſich um und ſagte:</p><lb/> <p>„Nun werden Sie zufrieden ſein, dies iſt der übliche<lb/> Frühſtückspunkt.“</p><lb/> <p>Der zweite kam etwas keuchend nach. Er trug den<lb/> Hut in der Hand. Sein volles Geſicht glänzte in<lb/> Schweiß gebadet und gerötet unter dem hellblonden<lb/> Haar, das ſo kurz geſchoren war, als käme er eben aus<lb/> dem Zuchthauſe. Er kam aber aus einem Friſeurladen<lb/> der Stadt. Auf den Zuruf des andern blieb er ſtehen,<lb/> ſetzte den Hut auf den Kopf, den Kneifer auf die Naſe,<lb/> ſtrich ſeinen kleinen Schnurrbart, warf einen Blick auf<lb/> den moosbedeckten Felsblock und fragte mißtrauiſch:</p><lb/> <p>„Ameiſen?“</p><lb/> <p>„Keine Sorge,“ ſagte der erſte, das gemeinſame<lb/> Frühſtück auspackend.</p><lb/> <p>Der Blonde rückte ſich auf dem Stein zurecht, ſetzte<lb/> ſeinen Kneifer nochmals feſt und ſah dann hinaus in<lb/> die ſonnenbeglänzte Landſchaft.</p><lb/> <p>„Schneidiger Punkt,“ ſagte er.</p><lb/> <p>„Meiſtens Kalk,“ bemerkte der Schwarze, mit<lb/> ſeinem Stock an den Felſen klopfend. „Drüben bunte<lb/> Sandſteine, dort vorn Keupermergel — alles zuſammen-<lb/> geſtürztes Gelände. Kein rechtes Syſtem, keine Kamm-<lb/> bildung, in meinen Augen gar kein Gebirge.“</p><lb/> <p>„Unſinn! Sie haben kein Gefühl für Natur-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0219]
Tröpfchen.
ſich Schritte vernehmen, Stimmen erklangen auf dem
Wege.
Zwei Wanderer traten in den Schatten der Fichte.
Der Vorangehende, ein hagerer Herr mit dunklem Voll-
bart, drehte ſich um und ſagte:
„Nun werden Sie zufrieden ſein, dies iſt der übliche
Frühſtückspunkt.“
Der zweite kam etwas keuchend nach. Er trug den
Hut in der Hand. Sein volles Geſicht glänzte in
Schweiß gebadet und gerötet unter dem hellblonden
Haar, das ſo kurz geſchoren war, als käme er eben aus
dem Zuchthauſe. Er kam aber aus einem Friſeurladen
der Stadt. Auf den Zuruf des andern blieb er ſtehen,
ſetzte den Hut auf den Kopf, den Kneifer auf die Naſe,
ſtrich ſeinen kleinen Schnurrbart, warf einen Blick auf
den moosbedeckten Felsblock und fragte mißtrauiſch:
„Ameiſen?“
„Keine Sorge,“ ſagte der erſte, das gemeinſame
Frühſtück auspackend.
Der Blonde rückte ſich auf dem Stein zurecht, ſetzte
ſeinen Kneifer nochmals feſt und ſah dann hinaus in
die ſonnenbeglänzte Landſchaft.
„Schneidiger Punkt,“ ſagte er.
„Meiſtens Kalk,“ bemerkte der Schwarze, mit
ſeinem Stock an den Felſen klopfend. „Drüben bunte
Sandſteine, dort vorn Keupermergel — alles zuſammen-
geſtürztes Gelände. Kein rechtes Syſtem, keine Kamm-
bildung, in meinen Augen gar kein Gebirge.“
„Unſinn! Sie haben kein Gefühl für Natur-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |