Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Psychotomie. parate sind selbst Personen, unvollständige freilich, dennsie sind ja nur Theile der vollen, menschlichen Persön- lichkeit, aber sie sind doch lebendig und ein sonderbares Völkchen, das man mit Vergnügen studiert." "Das ist mir vollkommen klar," sagte der Philosoph, "Lieber Herr Doktor," unterbrach ihn der Fremde, Damit öffnete er das Kästchen und entnahm ihm ver- "Zuerst einige Kleinigkeiten," begann er wieder. Er reichte ein versiegeltes Päckchen hin, das Schulze "Ja," rief der Psychotom, indem er ihm das Päck- "Aber dann weiß ich ja garnicht, was in dem Pa- "Das müssen Sie mir eben glauben! Hier sind Pſychotomie. parate ſind ſelbſt Perſonen, unvollſtändige freilich, dennſie ſind ja nur Theile der vollen, menſchlichen Perſön- lichkeit, aber ſie ſind doch lebendig und ein ſonderbares Völkchen, das man mit Vergnügen ſtudiert.“ „Das iſt mir vollkommen klar,“ ſagte der Philoſoph, „Lieber Herr Doktor,“ unterbrach ihn der Fremde, Damit öffnete er das Käſtchen und entnahm ihm ver- „Zuerſt einige Kleinigkeiten,“ begann er wieder. Er reichte ein verſiegeltes Päckchen hin, das Schulze „Ja,“ rief der Pſychotom, indem er ihm das Päck- „Aber dann weiß ich ja garnicht, was in dem Pa- „Das müſſen Sie mir eben glauben! Hier ſind <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Pſychotomie.</hi></fw><lb/> parate ſind ſelbſt Perſonen, unvollſtändige freilich, denn<lb/> ſie ſind ja nur Theile der vollen, menſchlichen Perſön-<lb/> lichkeit, aber ſie ſind doch lebendig und ein ſonderbares<lb/> Völkchen, das man mit Vergnügen ſtudiert.“</p><lb/> <p>„Das iſt mir vollkommen klar,“ ſagte der Philoſoph,<lb/> „ich danke Jhnen. Sie haben offenbar eine Methode —“</p><lb/> <p>„Lieber Herr Doktor,“ unterbrach ihn der Fremde,<lb/> „die Methode der Pſychotomie kann ich Jhnen heute<lb/> nicht entwickeln, begnügen Sie ſich vorläufig mit den<lb/> Reſultaten. Jch habe die weſentlichſten mitgebracht.“</p><lb/> <p>Damit öffnete er das Käſtchen und entnahm ihm ver-<lb/> ſchiedene Päckchen und Gläſer.</p><lb/> <p>„Zuerſt einige Kleinigkeiten,“ begann er wieder.<lb/> „Das ſind Dinge, mit denen wir unſere Fabrikation<lb/> anfingen, ehe wir die eigentlichen Seelenthätigkeiten<lb/> darſtellen konnten. Hier z. B. haben Sie die berühm-<lb/> ten platoniſchen Jdeen.“</p><lb/> <p>Er reichte ein verſiegeltes Päckchen hin, das Schulze<lb/> aufzuwickeln verſuchte.</p><lb/> <p>„Ja,“ rief der Pſychotom, indem er ihm das Päck-<lb/> chen wieder fortnahm, „öffnen dürfen Sie es nicht. Die<lb/> Jdeen ſind ohne materielle Umhüllung nicht ſichtbar.“</p><lb/> <p>„Aber dann weiß ich ja garnicht, was in dem Pa-<lb/> pier iſt.“</p><lb/> <p>„Das müſſen Sie mir eben glauben! Hier ſind<lb/> übrigens einige Atome von Demokrit, ſie ſind etwas<lb/> zu groß geraten, ich will ſie Jhnen ſchenken. Wir<lb/> haben auch einige moderne Atome dargeſtellt, aber es<lb/> iſt kein Staat damit zu machen. Wofür halten Sie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0168]
Pſychotomie.
parate ſind ſelbſt Perſonen, unvollſtändige freilich, denn
ſie ſind ja nur Theile der vollen, menſchlichen Perſön-
lichkeit, aber ſie ſind doch lebendig und ein ſonderbares
Völkchen, das man mit Vergnügen ſtudiert.“
„Das iſt mir vollkommen klar,“ ſagte der Philoſoph,
„ich danke Jhnen. Sie haben offenbar eine Methode —“
„Lieber Herr Doktor,“ unterbrach ihn der Fremde,
„die Methode der Pſychotomie kann ich Jhnen heute
nicht entwickeln, begnügen Sie ſich vorläufig mit den
Reſultaten. Jch habe die weſentlichſten mitgebracht.“
Damit öffnete er das Käſtchen und entnahm ihm ver-
ſchiedene Päckchen und Gläſer.
„Zuerſt einige Kleinigkeiten,“ begann er wieder.
„Das ſind Dinge, mit denen wir unſere Fabrikation
anfingen, ehe wir die eigentlichen Seelenthätigkeiten
darſtellen konnten. Hier z. B. haben Sie die berühm-
ten platoniſchen Jdeen.“
Er reichte ein verſiegeltes Päckchen hin, das Schulze
aufzuwickeln verſuchte.
„Ja,“ rief der Pſychotom, indem er ihm das Päck-
chen wieder fortnahm, „öffnen dürfen Sie es nicht. Die
Jdeen ſind ohne materielle Umhüllung nicht ſichtbar.“
„Aber dann weiß ich ja garnicht, was in dem Pa-
pier iſt.“
„Das müſſen Sie mir eben glauben! Hier ſind
übrigens einige Atome von Demokrit, ſie ſind etwas
zu groß geraten, ich will ſie Jhnen ſchenken. Wir
haben auch einige moderne Atome dargeſtellt, aber es
iſt kein Staat damit zu machen. Wofür halten Sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |