Gedankenkreis, und er erinnerte sich mancher halbunter- drückten Seufzer und versteckten Andeutungen seiner Tochter. Er rief Amalie und sagte zu ihrer größten Überraschung: "Du kennst ja diesen Traumfabrikanten Forbach. Weißt Du, daß ich Lust hätte, mich einmal an ihn zu wenden? Wenn mir nur jemand für seine Zuverlässigkeit garantieren könnte!"
Natürlich wußte Amalie mehr wie eine Familie aus ihrem Bekanntenkreise zu nennen, die auf Forbach zu schwören bereit war, und die ausgezeichneten Traum- wirkungen seiner Offizin belegte sie mit zahlreichen Bei- spielen. Als sie den Vater so unvermutet zugänglich fand, ging sie nun auch gleich mutig vor und wußte ihre Sache so schlau zu führen, daß sie der Einwilligung des Vaters, der ja außer seinem bisherigen Mißtrauen bezüglich des Traumgeschäfts gegen Forbach gar nichts einzuwenden hatte, bereits sicher war, als letzterer sich melden ließ. Da wurde es denn Forbach nicht schwer, seine Sache zu führen.
"Gegen die Reellität und den Wert Jhres Ge- schäfts," sagte Siebler, "kann ich nach den vorgelegten Ausweisen nichts einwenden; und um mich vollständig von Jhren Leistungen zu überzeugen, melde ich mich und meine Tochter als Abonnenten auf Jhr Traumgas bei Jhnen an."
Und als er die Hände des glückstrahlenden Paares ineinander gelegt hatte und alle drei vor der alten ab- gelagerten Flasche köstlichen Neunzehnhundertundneun- undneunzigers saßen, da sagte Siebler:
Der Traumfabrikant.
Gedankenkreis, und er erinnerte ſich mancher halbunter- drückten Seufzer und verſteckten Andeutungen ſeiner Tochter. Er rief Amalie und ſagte zu ihrer größten Überraſchung: „Du kennſt ja dieſen Traumfabrikanten Forbach. Weißt Du, daß ich Luſt hätte, mich einmal an ihn zu wenden? Wenn mir nur jemand für ſeine Zuverläſſigkeit garantieren könnte!“
Natürlich wußte Amalie mehr wie eine Familie aus ihrem Bekanntenkreiſe zu nennen, die auf Forbach zu ſchwören bereit war, und die ausgezeichneten Traum- wirkungen ſeiner Offizin belegte ſie mit zahlreichen Bei- ſpielen. Als ſie den Vater ſo unvermutet zugänglich fand, ging ſie nun auch gleich mutig vor und wußte ihre Sache ſo ſchlau zu führen, daß ſie der Einwilligung des Vaters, der ja außer ſeinem bisherigen Mißtrauen bezüglich des Traumgeſchäfts gegen Forbach gar nichts einzuwenden hatte, bereits ſicher war, als letzterer ſich melden ließ. Da wurde es denn Forbach nicht ſchwer, ſeine Sache zu führen.
„Gegen die Reellität und den Wert Jhres Ge- ſchäfts,“ ſagte Siebler, „kann ich nach den vorgelegten Ausweiſen nichts einwenden; und um mich vollſtändig von Jhren Leiſtungen zu überzeugen, melde ich mich und meine Tochter als Abonnenten auf Jhr Traumgas bei Jhnen an.“
Und als er die Hände des glückſtrahlenden Paares ineinander gelegt hatte und alle drei vor der alten ab- gelagerten Flaſche köſtlichen Neunzehnhundertundneun- undneunzigers ſaßen, da ſagte Siebler:
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Der Traumfabrikant.
Gedankenkreis, und er erinnerte ſich mancher halbunter-
drückten Seufzer und verſteckten Andeutungen ſeiner
Tochter. Er rief Amalie und ſagte zu ihrer größten
Überraſchung: „Du kennſt ja dieſen Traumfabrikanten
Forbach. Weißt Du, daß ich Luſt hätte, mich einmal
an ihn zu wenden? Wenn mir nur jemand für ſeine
Zuverläſſigkeit garantieren könnte!“
Natürlich wußte Amalie mehr wie eine Familie
aus ihrem Bekanntenkreiſe zu nennen, die auf Forbach
zu ſchwören bereit war, und die ausgezeichneten Traum-
wirkungen ſeiner Offizin belegte ſie mit zahlreichen Bei-
ſpielen. Als ſie den Vater ſo unvermutet zugänglich
fand, ging ſie nun auch gleich mutig vor und wußte
ihre Sache ſo ſchlau zu führen, daß ſie der Einwilligung
des Vaters, der ja außer ſeinem bisherigen Mißtrauen
bezüglich des Traumgeſchäfts gegen Forbach gar nichts
einzuwenden hatte, bereits ſicher war, als letzterer ſich
melden ließ. Da wurde es denn Forbach nicht ſchwer,
ſeine Sache zu führen.
„Gegen die Reellität und den Wert Jhres Ge-
ſchäfts,“ ſagte Siebler, „kann ich nach den vorgelegten
Ausweiſen nichts einwenden; und um mich vollſtändig
von Jhren Leiſtungen zu überzeugen, melde ich mich
und meine Tochter als Abonnenten auf Jhr Traumgas
bei Jhnen an.“
Und als er die Hände des glückſtrahlenden Paares
ineinander gelegt hatte und alle drei vor der alten ab-
gelagerten Flaſche köſtlichen Neunzehnhundertundneun-
undneunzigers ſaßen, da ſagte Siebler:
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Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/159>, abgerufen am 22.07.2024.
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