Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Ans dem Tagebuche einer Ameise. Lieder des Menschen. Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich gesehn, Wenn ich ein Lächeln, einen Blick gewonnen! Beseligt kann ich meines Weges gehn, Wo ich auch wandle, strahlen milde Sonnen. Die milden Sonnen sind die Augen dein, Sie leuchten mir ins Schattenreich des Lebens. So lang' ich atmen darf in ihrem Schein, So lange, weiß ich, leb' ich nicht vergebens. Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich gesehn! Du bist der stille Segen meiner Tage; Denn alles Glück ist mir durch dich geschehn, Seit ich dein Bild im tiefsten Herzen trage. Unbegriffen, wie die Welt Sich erfüllt in eignem Weben, Hat sich wundersam gesellt Ein Gedanke meinem Leben. Daß ich nimmermehr mein Sein Von dem deinen weiß zu scheiden, Daß ich dein und daß du mein, Und daß alles ist uns Beiden. Daß ich dein gedenken muß, Ob ich nahe dir, ob ferne, Und daß meiner Sehnsucht Kuß Ewig weilt bei meinem Sterne. Ans dem Tagebuche einer Ameiſe. Lieder des Menſchen. Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich geſehn, Wenn ich ein Lächeln, einen Blick gewonnen! Beſeligt kann ich meines Weges gehn, Wo ich auch wandle, ſtrahlen milde Sonnen. Die milden Sonnen ſind die Augen dein, Sie leuchten mir ins Schattenreich des Lebens. So lang’ ich atmen darf in ihrem Schein, So lange, weiß ich, leb’ ich nicht vergebens. Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich geſehn! Du biſt der ſtille Segen meiner Tage; Denn alles Glück iſt mir durch dich geſchehn, Seit ich dein Bild im tiefſten Herzen trage. Unbegriffen, wie die Welt Sich erfüllt in eignem Weben, Hat ſich wunderſam geſellt Ein Gedanke meinem Leben. Daß ich nimmermehr mein Sein Von dem deinen weiß zu ſcheiden, Daß ich dein und daß du mein, Und daß alles iſt uns Beiden. Daß ich dein gedenken muß, Ob ich nahe dir, ob ferne, Und daß meiner Sehnſucht Kuß Ewig weilt bei meinem Sterne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0107" n="101"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ans dem Tagebuche einer Ameiſe.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Lieder des Menſchen.</hi> </hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich geſehn,</l><lb/> <l>Wenn ich ein Lächeln, einen Blick gewonnen!</l><lb/> <l>Beſeligt kann ich meines Weges gehn,</l><lb/> <l>Wo ich auch wandle, ſtrahlen milde Sonnen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die milden Sonnen ſind die Augen dein,</l><lb/> <l>Sie leuchten mir ins Schattenreich des Lebens.</l><lb/> <l>So lang’ ich atmen darf in ihrem Schein,</l><lb/> <l>So lange, weiß ich, leb’ ich nicht vergebens.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich geſehn!</l><lb/> <l>Du biſt der ſtille Segen meiner Tage;</l><lb/> <l>Denn alles Glück iſt mir durch dich geſchehn,</l><lb/> <l>Seit ich dein Bild im tiefſten Herzen trage.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Unbegriffen, wie die Welt</l><lb/> <l>Sich erfüllt in eignem Weben,</l><lb/> <l>Hat ſich wunderſam geſellt</l><lb/> <l>Ein Gedanke meinem Leben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Daß ich nimmermehr mein Sein</l><lb/> <l>Von dem deinen weiß zu ſcheiden,</l><lb/> <l>Daß ich dein und daß du mein,</l><lb/> <l>Und daß alles iſt uns Beiden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Daß ich dein gedenken muß,</l><lb/> <l>Ob ich nahe dir, ob ferne,</l><lb/> <l>Und daß meiner Sehnſucht Kuß</l><lb/> <l>Ewig weilt bei meinem Sterne.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0107]
Ans dem Tagebuche einer Ameiſe.
Lieder des Menſchen.
Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich geſehn,
Wenn ich ein Lächeln, einen Blick gewonnen!
Beſeligt kann ich meines Weges gehn,
Wo ich auch wandle, ſtrahlen milde Sonnen.
Die milden Sonnen ſind die Augen dein,
Sie leuchten mir ins Schattenreich des Lebens.
So lang’ ich atmen darf in ihrem Schein,
So lange, weiß ich, leb’ ich nicht vergebens.
Ja, ich bin glücklich, wenn ich dich geſehn!
Du biſt der ſtille Segen meiner Tage;
Denn alles Glück iſt mir durch dich geſchehn,
Seit ich dein Bild im tiefſten Herzen trage.
Unbegriffen, wie die Welt
Sich erfüllt in eignem Weben,
Hat ſich wunderſam geſellt
Ein Gedanke meinem Leben.
Daß ich nimmermehr mein Sein
Von dem deinen weiß zu ſcheiden,
Daß ich dein und daß du mein,
Und daß alles iſt uns Beiden.
Daß ich dein gedenken muß,
Ob ich nahe dir, ob ferne,
Und daß meiner Sehnſucht Kuß
Ewig weilt bei meinem Sterne.
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Zitationshilfe: | Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/107>, abgerufen am 22.07.2024. |