schiffers. Man glaubte ihn durch die Stellithülle des Raumschiffs auf der Kommandobrücke stehend zu sehen und mit ihm auf die unter ihm liegende Erde hin- abzublicken. Aus seinen Augen sprach der feste Ent- schluß, auf diesen Planeten siegreich seinen Fuß zu setzen.
"Du hast uns den Weg gezeigt, den wir nun betreten", so klang es in Ells Seele. "Dir verdanken wir die Erde, die Du mit Deinem Leben uns ge- wonnen hast."
Die jugendlichen, kräftigen Züge des Bildes schienen sich zu verwandeln. Ell sah in ihnen wieder den schwermütigen, ernsten Mann, wie er ihn gekannt, nur der siegreiche Blick des Auges war geblieben, der ihm entgegen funkelte, wenn der Vater dem Jüngling von der Heimat sprach und von der großen Aufgabe, die Erde zu gewinnen für die Numenheit. Er ge- dachte des eigenen Lebens und der letzten Jahre, die er auf der Erde gearbeitet hatte, erfüllt von dem Ge- danken, daß der Menschheit Glück abhinge von ihrer Befreiung durch die Kultur der Martier. Und jetzt stand er auf dem Mars, nun blickte er hinab auf die Erde, und es war ihm, als verlöre sich das Schicksal der Erdbewohner wie eine Episode in der Geschichte der Sterne, als lebe er mit den Numen um der Nume willen und sähe in der Besetzung der Erde nur eine der Stufen, das höchste Leben des Geistes im Kampfe mit den widerstrebenden Kräften der Natur zu erhalten. Was war ihm nun die Menschheit? Was war sie ihm je gewesen? Wenn er sie zu lieben
Einunddreißigſtes Kapitel.
ſchiffers. Man glaubte ihn durch die Stellithülle des Raumſchiffs auf der Kommandobrücke ſtehend zu ſehen und mit ihm auf die unter ihm liegende Erde hin- abzublicken. Aus ſeinen Augen ſprach der feſte Ent- ſchluß, auf dieſen Planeten ſiegreich ſeinen Fuß zu ſetzen.
„Du haſt uns den Weg gezeigt, den wir nun betreten‟, ſo klang es in Ells Seele. „Dir verdanken wir die Erde, die Du mit Deinem Leben uns ge- wonnen haſt.‟
Die jugendlichen, kräftigen Züge des Bildes ſchienen ſich zu verwandeln. Ell ſah in ihnen wieder den ſchwermütigen, ernſten Mann, wie er ihn gekannt, nur der ſiegreiche Blick des Auges war geblieben, der ihm entgegen funkelte, wenn der Vater dem Jüngling von der Heimat ſprach und von der großen Aufgabe, die Erde zu gewinnen für die Numenheit. Er ge- dachte des eigenen Lebens und der letzten Jahre, die er auf der Erde gearbeitet hatte, erfüllt von dem Ge- danken, daß der Menſchheit Glück abhinge von ihrer Befreiung durch die Kultur der Martier. Und jetzt ſtand er auf dem Mars, nun blickte er hinab auf die Erde, und es war ihm, als verlöre ſich das Schickſal der Erdbewohner wie eine Epiſode in der Geſchichte der Sterne, als lebe er mit den Numen um der Nume willen und ſähe in der Beſetzung der Erde nur eine der Stufen, das höchſte Leben des Geiſtes im Kampfe mit den widerſtrebenden Kräften der Natur zu erhalten. Was war ihm nun die Menſchheit? Was war ſie ihm je geweſen? Wenn er ſie zu lieben
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Einunddreißigſtes Kapitel.
ſchiffers. Man glaubte ihn durch die Stellithülle des
Raumſchiffs auf der Kommandobrücke ſtehend zu ſehen
und mit ihm auf die unter ihm liegende Erde hin-
abzublicken. Aus ſeinen Augen ſprach der feſte Ent-
ſchluß, auf dieſen Planeten ſiegreich ſeinen Fuß zu
ſetzen.
„Du haſt uns den Weg gezeigt, den wir nun
betreten‟, ſo klang es in Ells Seele. „Dir verdanken
wir die Erde, die Du mit Deinem Leben uns ge-
wonnen haſt.‟
Die jugendlichen, kräftigen Züge des Bildes ſchienen
ſich zu verwandeln. Ell ſah in ihnen wieder den
ſchwermütigen, ernſten Mann, wie er ihn gekannt,
nur der ſiegreiche Blick des Auges war geblieben, der
ihm entgegen funkelte, wenn der Vater dem Jüngling
von der Heimat ſprach und von der großen Aufgabe,
die Erde zu gewinnen für die Numenheit. Er ge-
dachte des eigenen Lebens und der letzten Jahre, die
er auf der Erde gearbeitet hatte, erfüllt von dem Ge-
danken, daß der Menſchheit Glück abhinge von ihrer
Befreiung durch die Kultur der Martier. Und jetzt
ſtand er auf dem Mars, nun blickte er hinab auf die
Erde, und es war ihm, als verlöre ſich das Schickſal
der Erdbewohner wie eine Epiſode in der Geſchichte
der Sterne, als lebe er mit den Numen um der
Nume willen und ſähe in der Beſetzung der Erde nur
eine der Stufen, das höchſte Leben des Geiſtes im
Kampfe mit den widerſtrebenden Kräften der Natur
zu erhalten. Was war ihm nun die Menſchheit?
Was war ſie ihm je geweſen? Wenn er ſie zu lieben
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/82>, abgerufen am 26.11.2024.
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