"Jch spreche hinüber!" rief Ell. "Wir können nicht länger warten."
"Unmöglich", rief Fru.
"Es muß gehen."
Ehe ihn die andern hindern konnten, hatte er den Verschluß, der zum Verdeck führte, geöffnet und wieder geschlossen. Er stand auf dem Verdeck in der eisigen dünnen Luft. Mit Erstaunen sah man vom amerika- nischen Schiffe aus ihm zu. Ell winkte und rief durch ein Sprachrohr. Man verstand, daß er sprechen wolle. Der Kapitän, in seinen Pelz gehüllt, den Sauerstoff- apparat vor dem Munde, trat ebenfalls auf das Verdeck. Ell mußte, um zu sprechen, die Sauerstoffatmung unterbrechen. Er mußte schreien, um in der dünnen Luft gehört zu werden. So setzte er dem Kapitän die Thatsachen auseinander. Dieser schüttelte einige Male den Kopf, dann begann er zu verstehen, er nickte. Er hütete sich wohl zu sprechen. Mehrere Minuten waren darüber vergangen. Ell fühlte, wie es ihm im Kopfe sauste, wie sein Herz schlug, wie seine Glieder erstarrten, seine Augen nichts mehr er- kannten. Aber dex Amerikaner trat in sein Schiff zurück und im Augenblick darauf entfernte es sich nach dem Pole zu.
Fru öffnete den Verschluß und zog Ell in das Jnnere des Schiffs. Er faßte den Zusammensinkenden in seine Arme, ein Blutstrom brach aus Ells Munde. Vergeblich bemühten sich die Martier um den Leblosen, während ihr Schiff in rasender Eile dem Amerikaner nach dem Pole folgte.
Weltfrieden.
„Jch ſpreche hinüber!‟ rief Ell. „Wir können nicht länger warten.‟
„Unmöglich‟, rief Fru.
„Es muß gehen.‟
Ehe ihn die andern hindern konnten, hatte er den Verſchluß, der zum Verdeck führte, geöffnet und wieder geſchloſſen. Er ſtand auf dem Verdeck in der eiſigen dünnen Luft. Mit Erſtaunen ſah man vom amerika- niſchen Schiffe aus ihm zu. Ell winkte und rief durch ein Sprachrohr. Man verſtand, daß er ſprechen wolle. Der Kapitän, in ſeinen Pelz gehüllt, den Sauerſtoff- apparat vor dem Munde, trat ebenfalls auf das Verdeck. Ell mußte, um zu ſprechen, die Sauerſtoffatmung unterbrechen. Er mußte ſchreien, um in der dünnen Luft gehört zu werden. So ſetzte er dem Kapitän die Thatſachen auseinander. Dieſer ſchüttelte einige Male den Kopf, dann begann er zu verſtehen, er nickte. Er hütete ſich wohl zu ſprechen. Mehrere Minuten waren darüber vergangen. Ell fühlte, wie es ihm im Kopfe ſauſte, wie ſein Herz ſchlug, wie ſeine Glieder erſtarrten, ſeine Augen nichts mehr er- kannten. Aber dex Amerikaner trat in ſein Schiff zurück und im Augenblick darauf entfernte es ſich nach dem Pole zu.
Fru öffnete den Verſchluß und zog Ell in das Jnnere des Schiffs. Er faßte den Zuſammenſinkenden in ſeine Arme, ein Blutſtrom brach aus Ells Munde. Vergeblich bemühten ſich die Martier um den Lebloſen, während ihr Schiff in raſender Eile dem Amerikaner nach dem Pole folgte.
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Weltfrieden.
„Jch ſpreche hinüber!‟ rief Ell. „Wir können
nicht länger warten.‟
„Unmöglich‟, rief Fru.
„Es muß gehen.‟
Ehe ihn die andern hindern konnten, hatte er den
Verſchluß, der zum Verdeck führte, geöffnet und wieder
geſchloſſen. Er ſtand auf dem Verdeck in der eiſigen
dünnen Luft. Mit Erſtaunen ſah man vom amerika-
niſchen Schiffe aus ihm zu. Ell winkte und rief durch
ein Sprachrohr. Man verſtand, daß er ſprechen wolle.
Der Kapitän, in ſeinen Pelz gehüllt, den Sauerſtoff-
apparat vor dem Munde, trat ebenfalls auf das Verdeck.
Ell mußte, um zu ſprechen, die Sauerſtoffatmung
unterbrechen. Er mußte ſchreien, um in der dünnen
Luft gehört zu werden. So ſetzte er dem Kapitän
die Thatſachen auseinander. Dieſer ſchüttelte einige
Male den Kopf, dann begann er zu verſtehen, er
nickte. Er hütete ſich wohl zu ſprechen. Mehrere
Minuten waren darüber vergangen. Ell fühlte, wie
es ihm im Kopfe ſauſte, wie ſein Herz ſchlug, wie
ſeine Glieder erſtarrten, ſeine Augen nichts mehr er-
kannten. Aber dex Amerikaner trat in ſein Schiff zurück
und im Augenblick darauf entfernte es ſich nach dem Pole zu.
Fru öffnete den Verſchluß und zog Ell in das
Jnnere des Schiffs. Er faßte den Zuſammenſinkenden
in ſeine Arme, ein Blutſtrom brach aus Ells Munde.
Vergeblich bemühten ſich die Martier um den Lebloſen,
während ihr Schiff in raſender Eile dem Amerikaner
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/549>, abgerufen am 25.11.2024.
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