der die beiden Planeten sich am nächsten befanden. Bei der Opposition am Ende des August vor vier Jahren war die Anwesenheit der Martier auf der Erde entdeckt worden; die Opposition im Oktober vor zwei Jahren hatte den Sieg der Antibatenpartei gebracht; so bildete man sich ein, die nächste Opposition im Dezember dieses Jahres müsse wieder durch irgend ein unheilvolles Ereignis sich auszeichnen. Daß sich dieses gerade an den 11. Dezember, als den Tag der Oppo- sition, knüpfen müsse, war ja eine Art Aberglaube; daß aber die Zeit der größten Annäherung der Pla- neten die günstigste für etwaige Unternehmungen der Martier gegen die Erde war, ließ sich nicht leugnen. Und so fehlte es nicht an düsteren Prophezeiungen für diesen Tag.
Das Aufhören des Depeschenverkehrs mit dem Mars vergrößerte nun die Sorge. Man befürchtete, daß die Antibatenpartei gesiegt habe und die Unmöglich- keit, den Apparat einzustellen, auf einer absichtlichen Störung durch die Martier beruhe. Wenn das auch seitens der Union, die im Besitze der Außenstationen war, nicht zugegeben wurde, so traf man doch An- stalten, im Falle eines unerwarteten Erscheinens von Raumschiffen der Martier die Station sperren, ja im Notfalle stürzen zu können. Seltsam war es gewiß, daß auch auf der Station am Nordpol, wohin man trotz des Polarwinters ein Luftschiff entsandt hatte, die Ein- stellung des Phototelegraphen nicht gelingen wollte.
Jnzwischen war die Entscheidung auf dem Mars gefallen. Ein aufregender Streit der Meinungen, wie
Sechzigſtes Kapitel.
der die beiden Planeten ſich am nächſten befanden. Bei der Oppoſition am Ende des Auguſt vor vier Jahren war die Anweſenheit der Martier auf der Erde entdeckt worden; die Oppoſition im Oktober vor zwei Jahren hatte den Sieg der Antibatenpartei gebracht; ſo bildete man ſich ein, die nächſte Oppoſition im Dezember dieſes Jahres müſſe wieder durch irgend ein unheilvolles Ereignis ſich auszeichnen. Daß ſich dieſes gerade an den 11. Dezember, als den Tag der Oppo- ſition, knüpfen müſſe, war ja eine Art Aberglaube; daß aber die Zeit der größten Annäherung der Pla- neten die günſtigſte für etwaige Unternehmungen der Martier gegen die Erde war, ließ ſich nicht leugnen. Und ſo fehlte es nicht an düſteren Prophezeiungen für dieſen Tag.
Das Aufhören des Depeſchenverkehrs mit dem Mars vergrößerte nun die Sorge. Man befürchtete, daß die Antibatenpartei geſiegt habe und die Unmöglich- keit, den Apparat einzuſtellen, auf einer abſichtlichen Störung durch die Martier beruhe. Wenn das auch ſeitens der Union, die im Beſitze der Außenſtationen war, nicht zugegeben wurde, ſo traf man doch An- ſtalten, im Falle eines unerwarteten Erſcheinens von Raumſchiffen der Martier die Station ſperren, ja im Notfalle ſtürzen zu können. Seltſam war es gewiß, daß auch auf der Station am Nordpol, wohin man trotz des Polarwinters ein Luftſchiff entſandt hatte, die Ein- ſtellung des Phototelegraphen nicht gelingen wollte.
Jnzwiſchen war die Entſcheidung auf dem Mars gefallen. Ein aufregender Streit der Meinungen, wie
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[532/0540]
Sechzigſtes Kapitel.
der die beiden Planeten ſich am nächſten befanden.
Bei der Oppoſition am Ende des Auguſt vor vier
Jahren war die Anweſenheit der Martier auf der Erde
entdeckt worden; die Oppoſition im Oktober vor zwei
Jahren hatte den Sieg der Antibatenpartei gebracht;
ſo bildete man ſich ein, die nächſte Oppoſition im
Dezember dieſes Jahres müſſe wieder durch irgend ein
unheilvolles Ereignis ſich auszeichnen. Daß ſich dieſes
gerade an den 11. Dezember, als den Tag der Oppo-
ſition, knüpfen müſſe, war ja eine Art Aberglaube;
daß aber die Zeit der größten Annäherung der Pla-
neten die günſtigſte für etwaige Unternehmungen der
Martier gegen die Erde war, ließ ſich nicht leugnen.
Und ſo fehlte es nicht an düſteren Prophezeiungen für
dieſen Tag.
Das Aufhören des Depeſchenverkehrs mit dem Mars
vergrößerte nun die Sorge. Man befürchtete, daß
die Antibatenpartei geſiegt habe und die Unmöglich-
keit, den Apparat einzuſtellen, auf einer abſichtlichen
Störung durch die Martier beruhe. Wenn das auch
ſeitens der Union, die im Beſitze der Außenſtationen
war, nicht zugegeben wurde, ſo traf man doch An-
ſtalten, im Falle eines unerwarteten Erſcheinens von
Raumſchiffen der Martier die Station ſperren, ja im
Notfalle ſtürzen zu können. Seltſam war es gewiß, daß
auch auf der Station am Nordpol, wohin man trotz
des Polarwinters ein Luftſchiff entſandt hatte, die Ein-
ſtellung des Phototelegraphen nicht gelingen wollte.
Jnzwiſchen war die Entſcheidung auf dem Mars
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/540>, abgerufen am 22.11.2024.
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