Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Neunundfünfzigstes Kapitel. sichtlich, und zwar in allen Schichten der Bevölkerung,die Lebenshaltung hob sich, und von wirtschaftlicher Not war nirgends die Rede. Denn zahllose Arbeits- kräfte fanden zur Herstellung und Bearbeitung der Strahlungsfelder Beschäftigung, und selbst die ge- fürchtete Entwertung von Grund und Boden trat nicht ein. Mit dem Fortschritte in der Herstellung billiger chemischer Nahrungsmittel fanden sich zugleich andere Methoden der Bodenausnutzung. Der Verkehr blühte. Das Hauptzahlungsmittel bestand in An- weisungen auf die Energie-Erträge der großen Strahlungsfelder. Die aufgespeicherte Energie selbst kam nur zum kleinen Teil in den Verkehr, die ge- ladenen Metallpulvermassen, die "Energieschwämme", wurden zum größten Teile direkt nach dem Mars ex- portiert, die Scheine über diese Erträge aber wanderten von Hand zu Hand und in die Regierungskassen als Steuern. Von hier wurden sie als Tribut an die Marsstaaten verrechnet. So hatten die Martier allerdings durch ihre Tribut- Neunundfünfzigſtes Kapitel. ſichtlich, und zwar in allen Schichten der Bevölkerung,die Lebenshaltung hob ſich, und von wirtſchaftlicher Not war nirgends die Rede. Denn zahlloſe Arbeits- kräfte fanden zur Herſtellung und Bearbeitung der Strahlungsfelder Beſchäftigung, und ſelbſt die ge- fürchtete Entwertung von Grund und Boden trat nicht ein. Mit dem Fortſchritte in der Herſtellung billiger chemiſcher Nahrungsmittel fanden ſich zugleich andere Methoden der Bodenausnutzung. Der Verkehr blühte. Das Hauptzahlungsmittel beſtand in An- weiſungen auf die Energie-Erträge der großen Strahlungsfelder. Die aufgeſpeicherte Energie ſelbſt kam nur zum kleinen Teil in den Verkehr, die ge- ladenen Metallpulvermaſſen, die „Energieſchwämme‟, wurden zum größten Teile direkt nach dem Mars ex- portiert, die Scheine über dieſe Erträge aber wanderten von Hand zu Hand und in die Regierungskaſſen als Steuern. Von hier wurden ſie als Tribut an die Marsſtaaten verrechnet. So hatten die Martier allerdings durch ihre Tribut- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0516" n="508"/><fw place="top" type="header">Neunundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/> ſichtlich, und zwar in allen Schichten der Bevölkerung,<lb/> die Lebenshaltung hob ſich, und von wirtſchaftlicher<lb/> Not war nirgends die Rede. Denn zahlloſe Arbeits-<lb/> kräfte fanden zur Herſtellung und Bearbeitung der<lb/> Strahlungsfelder Beſchäftigung, und ſelbſt die ge-<lb/> fürchtete Entwertung von Grund und Boden trat<lb/> nicht ein. Mit dem Fortſchritte in der Herſtellung<lb/> billiger chemiſcher Nahrungsmittel fanden ſich zugleich<lb/> andere Methoden der Bodenausnutzung. Der Verkehr<lb/> blühte. Das Hauptzahlungsmittel beſtand in An-<lb/> weiſungen auf die Energie-Erträge der großen<lb/> Strahlungsfelder. Die aufgeſpeicherte Energie ſelbſt<lb/> kam nur zum kleinen Teil in den Verkehr, die ge-<lb/> ladenen Metallpulvermaſſen, die „Energieſchwämme‟,<lb/> wurden zum größten Teile direkt nach dem Mars ex-<lb/> portiert, die Scheine über dieſe Erträge aber wanderten<lb/> von Hand zu Hand und in die Regierungskaſſen als<lb/> Steuern. Von hier wurden ſie als Tribut an die<lb/> Marsſtaaten verrechnet.</p><lb/> <p>So hatten die Martier allerdings durch ihre Tribut-<lb/> forderungen die Menſchen gezwungen, der neuen Quelle<lb/> des Reichtums in der direkten Sonnenſtrahlung ſich<lb/> zuzuwenden und der Menſchheit einen ungeahnten<lb/> wirtſchaftlichen Fortſchritt verliehen. Aber ſie hatten<lb/> dies nicht, wie die Menſchenfreunde auf dem Mars<lb/> wollten, durch allmähliche Erziehung zur Freiheit ge-<lb/> than, ſondern durch Zwang. Und dieſer Zwang war<lb/> es, der die Menſchen des äußeren Segens nicht froh<lb/> werden ließ. Es war Fremdherrſchaft, die auf ihnen<lb/> lag, und je leichter ihnen der Gewinn des Unterhalts<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [508/0516]
Neunundfünfzigſtes Kapitel.
ſichtlich, und zwar in allen Schichten der Bevölkerung,
die Lebenshaltung hob ſich, und von wirtſchaftlicher
Not war nirgends die Rede. Denn zahlloſe Arbeits-
kräfte fanden zur Herſtellung und Bearbeitung der
Strahlungsfelder Beſchäftigung, und ſelbſt die ge-
fürchtete Entwertung von Grund und Boden trat
nicht ein. Mit dem Fortſchritte in der Herſtellung
billiger chemiſcher Nahrungsmittel fanden ſich zugleich
andere Methoden der Bodenausnutzung. Der Verkehr
blühte. Das Hauptzahlungsmittel beſtand in An-
weiſungen auf die Energie-Erträge der großen
Strahlungsfelder. Die aufgeſpeicherte Energie ſelbſt
kam nur zum kleinen Teil in den Verkehr, die ge-
ladenen Metallpulvermaſſen, die „Energieſchwämme‟,
wurden zum größten Teile direkt nach dem Mars ex-
portiert, die Scheine über dieſe Erträge aber wanderten
von Hand zu Hand und in die Regierungskaſſen als
Steuern. Von hier wurden ſie als Tribut an die
Marsſtaaten verrechnet.
So hatten die Martier allerdings durch ihre Tribut-
forderungen die Menſchen gezwungen, der neuen Quelle
des Reichtums in der direkten Sonnenſtrahlung ſich
zuzuwenden und der Menſchheit einen ungeahnten
wirtſchaftlichen Fortſchritt verliehen. Aber ſie hatten
dies nicht, wie die Menſchenfreunde auf dem Mars
wollten, durch allmähliche Erziehung zur Freiheit ge-
than, ſondern durch Zwang. Und dieſer Zwang war
es, der die Menſchen des äußeren Segens nicht froh
werden ließ. Es war Fremdherrſchaft, die auf ihnen
lag, und je leichter ihnen der Gewinn des Unterhalts
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