"Es ist zwar schon spät, aber das hilft heute nichts, und aus den Beobachtungen wird auch nichts. Eine Stunde müssen Sie uns noch schenken. Jch feiere nämlich meine Hochzeit, schauens, da müssen Sie schon noch einmal lustig sein. Jch habe die ganze Expedition eingeladen."
Als er in den Salon des Schiffes trat, fand er eine Tafel für sechs Personen nach Menschensitte gedeckt.
"Wir sind eigentlich zwei Brautpaare", sagte Saltner zu Grunthe. "Von Jhnen verlangen wir nicht, daß Sie das dritte abgeben, aber eine Dame haben wir doch für Sie. Meine Mutter schläft freilich, aber hier -- die Se kennens ja, wir haben uns wieder versöhnt."
"Ausnahmsweise", sagte Se lachend, "werde ich mich heute herablassen, mit Euch fünf Menschen an einem Tische zu essen, aber nur zu Ehren der drei Entdecker des Nordpols."
Unter lebhaftem Gespräche hatte man an der Tafel Platz genommen. Torm wandte sich zu Se und sagte, sein Glas erhebend: "Die Vertreterin der Nume ge- statte mir, nach unsrer Sitte ihr zu danken. Denn ihrem Scharfblick verdanke ich das Glück dieser Stunde."
"Jch danke Jhnen", erwiderte Se, "und ich freue mich, daß Sie nun dem Bilde wieder ähnlich sehen, nach welchem ich Sie erkannte."
"Und jetzt", rief Saltner die Gläser neu füllend, "wie damals, als wir zuerst den Pol erblickten, bring' ich wieder ein Hoch aus auf unsre gnädige Kommandantin,
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Löſung.
„Es iſt zwar ſchon ſpät, aber das hilft heute nichts, und aus den Beobachtungen wird auch nichts. Eine Stunde müſſen Sie uns noch ſchenken. Jch feiere nämlich meine Hochzeit, ſchauens, da müſſen Sie ſchon noch einmal luſtig ſein. Jch habe die ganze Expedition eingeladen.‟
Als er in den Salon des Schiffes trat, fand er eine Tafel für ſechs Perſonen nach Menſchenſitte gedeckt.
„Wir ſind eigentlich zwei Brautpaare‟, ſagte Saltner zu Grunthe. „Von Jhnen verlangen wir nicht, daß Sie das dritte abgeben, aber eine Dame haben wir doch für Sie. Meine Mutter ſchläft freilich, aber hier — die Se kennens ja, wir haben uns wieder verſöhnt.‟
„Ausnahmsweiſe‟, ſagte Se lachend, „werde ich mich heute herablaſſen, mit Euch fünf Menſchen an einem Tiſche zu eſſen, aber nur zu Ehren der drei Entdecker des Nordpols.‟
Unter lebhaftem Geſpräche hatte man an der Tafel Platz genommen. Torm wandte ſich zu Se und ſagte, ſein Glas erhebend: „Die Vertreterin der Nume ge- ſtatte mir, nach unſrer Sitte ihr zu danken. Denn ihrem Scharfblick verdanke ich das Glück dieſer Stunde.‟
„Jch danke Jhnen‟, erwiderte Se, „und ich freue mich, daß Sie nun dem Bilde wieder ähnlich ſehen, nach welchem ich Sie erkannte.‟
„Und jetzt‟, rief Saltner die Gläſer neu füllend, „wie damals, als wir zuerſt den Pol erblickten, bring’ ich wieder ein Hoch aus auf unſre gnädige Kommandantin,
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Löſung.
„Es iſt zwar ſchon ſpät, aber das hilft heute nichts,
und aus den Beobachtungen wird auch nichts. Eine
Stunde müſſen Sie uns noch ſchenken. Jch feiere
nämlich meine Hochzeit, ſchauens, da müſſen Sie
ſchon noch einmal luſtig ſein. Jch habe die ganze
Expedition eingeladen.‟
Als er in den Salon des Schiffes trat, fand er
eine Tafel für ſechs Perſonen nach Menſchenſitte
gedeckt.
„Wir ſind eigentlich zwei Brautpaare‟, ſagte
Saltner zu Grunthe. „Von Jhnen verlangen wir
nicht, daß Sie das dritte abgeben, aber eine Dame
haben wir doch für Sie. Meine Mutter ſchläft freilich,
aber hier — die Se kennens ja, wir haben uns wieder
verſöhnt.‟
„Ausnahmsweiſe‟, ſagte Se lachend, „werde ich
mich heute herablaſſen, mit Euch fünf Menſchen an
einem Tiſche zu eſſen, aber nur zu Ehren der drei
Entdecker des Nordpols.‟
Unter lebhaftem Geſpräche hatte man an der Tafel
Platz genommen. Torm wandte ſich zu Se und ſagte,
ſein Glas erhebend: „Die Vertreterin der Nume ge-
ſtatte mir, nach unſrer Sitte ihr zu danken. Denn
ihrem Scharfblick verdanke ich das Glück dieſer Stunde.‟
„Jch danke Jhnen‟, erwiderte Se, „und ich freue
mich, daß Sie nun dem Bilde wieder ähnlich ſehen,
nach welchem ich Sie erkannte.‟
„Und jetzt‟, rief Saltner die Gläſer neu füllend,
„wie damals, als wir zuerſt den Pol erblickten, bring’
ich wieder ein Hoch aus auf unſre gnädige Kommandantin,
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/507>, abgerufen am 22.11.2024.
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