Auch Ell erhob sich. Er schritt durch das Zimmer auf und nieder, noch immer mit sich kämpfend. Dann blieb er wieder vor Torm stehen.
"Wenn es zur Anzeige kommt, sage ich, und wenn Sie bei Jhrem Geständnis stehen bleiben."
"Wie kann ich anders."
"Denn es ist nichts davon bekannt geworden. Es ist etwas geschehen, was Sie nicht wissen. Das Schiff mit der gesamten Besatzung ist auf der Rückkehr bei Podgoritza durch die Albanesen vernichtet worden, ehe irgend eine Nachricht von ihm zu uns gelangt ist. Niemand wurde gerettet, alle Papiere und Aufzeich- nungen sind verbrannt oder verschwunden. Niemand kann beweisen, was Sie gethan haben, außer Jhnen -- und mir!"
"O ich Thor!" murmelte Torm; bleich und finster blickte er auf Ell.
"Wollen Sie widerrufen, was Sie mir gesagt haben? Es war vielleicht nur eine poetische Ausschmückung Jhres Abenteuers? Sie haben den Wächter nur leicht beiseite gedrängt?"
"Jch schlug ihn vor die Stirn, ich hörte ihn mit einem Aufschrei dumpf auf die Kante der Treppe schlagen. Hätte ich gewußt, was ich jetzt weiß, ich hätte vielleicht geschwiegen. Lügen werde ich nicht. Und doch -- komme, was da kommen will, es ist besser so. Gewißheit konnte ich nicht anders erlangen, als daß ich mit Jhnen sprach. Gewißheit mußte ich erlangen, und die Wahrheit mußte ich sagen, wenn ich über-
Achtundfünfzigſtes Kapitel.
„Sie wiſſen es, ſo bin ich verloren.‟
Auch Ell erhob ſich. Er ſchritt durch das Zimmer auf und nieder, noch immer mit ſich kämpfend. Dann blieb er wieder vor Torm ſtehen.
„Wenn es zur Anzeige kommt, ſage ich, und wenn Sie bei Jhrem Geſtändnis ſtehen bleiben.‟
„Wie kann ich anders.‟
„Denn es iſt nichts davon bekannt geworden. Es iſt etwas geſchehen, was Sie nicht wiſſen. Das Schiff mit der geſamten Beſatzung iſt auf der Rückkehr bei Podgoritza durch die Albaneſen vernichtet worden, ehe irgend eine Nachricht von ihm zu uns gelangt iſt. Niemand wurde gerettet, alle Papiere und Aufzeich- nungen ſind verbrannt oder verſchwunden. Niemand kann beweiſen, was Sie gethan haben, außer Jhnen — und mir!‟
„O ich Thor!‟ murmelte Torm; bleich und finſter blickte er auf Ell.
„Wollen Sie widerrufen, was Sie mir geſagt haben? Es war vielleicht nur eine poetiſche Ausſchmückung Jhres Abenteuers? Sie haben den Wächter nur leicht beiſeite gedrängt?‟
„Jch ſchlug ihn vor die Stirn, ich hörte ihn mit einem Aufſchrei dumpf auf die Kante der Treppe ſchlagen. Hätte ich gewußt, was ich jetzt weiß, ich hätte vielleicht geſchwiegen. Lügen werde ich nicht. Und doch — komme, was da kommen will, es iſt beſſer ſo. Gewißheit konnte ich nicht anders erlangen, als daß ich mit Jhnen ſprach. Gewißheit mußte ich erlangen, und die Wahrheit mußte ich ſagen, wenn ich über-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0504"n="496"/><fwplace="top"type="header">Achtundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/><p>„Sie wiſſen es, ſo bin ich verloren.‟</p><lb/><p>Auch Ell erhob ſich. Er ſchritt durch das Zimmer<lb/>
auf und nieder, noch immer mit ſich kämpfend. Dann<lb/>
blieb er wieder vor Torm ſtehen.</p><lb/><p>„Wenn es zur Anzeige kommt, ſage ich, und wenn<lb/>
Sie bei Jhrem Geſtändnis ſtehen bleiben.‟</p><lb/><p>„Wie kann ich anders.‟</p><lb/><p>„Denn es iſt nichts davon bekannt geworden. Es<lb/>
iſt etwas geſchehen, was Sie nicht wiſſen. Das Schiff<lb/>
mit der geſamten Beſatzung iſt auf der Rückkehr bei<lb/>
Podgoritza durch die Albaneſen vernichtet worden, ehe<lb/>
irgend eine Nachricht von ihm zu uns gelangt iſt.<lb/>
Niemand wurde gerettet, alle Papiere und Aufzeich-<lb/>
nungen ſind verbrannt oder verſchwunden. Niemand<lb/>
kann beweiſen, was Sie gethan haben, außer Jhnen —<lb/>
und mir!‟</p><lb/><p>„O ich Thor!‟ murmelte Torm; bleich und finſter<lb/>
blickte er auf Ell.</p><lb/><p>„Wollen Sie widerrufen, was Sie mir geſagt haben?<lb/>
Es war vielleicht nur eine poetiſche Ausſchmückung<lb/>
Jhres Abenteuers? Sie haben den Wächter nur leicht<lb/>
beiſeite gedrängt?‟</p><lb/><p>„Jch ſchlug ihn vor die Stirn, ich hörte ihn mit<lb/>
einem Aufſchrei dumpf auf die Kante der Treppe<lb/>ſchlagen. Hätte ich gewußt, was ich jetzt weiß, ich<lb/>
hätte vielleicht geſchwiegen. Lügen werde ich nicht.<lb/>
Und doch — komme, was da kommen will, es iſt beſſer<lb/>ſo. Gewißheit konnte ich nicht anders erlangen, als daß<lb/>
ich mit Jhnen ſprach. Gewißheit mußte ich erlangen,<lb/>
und die Wahrheit mußte ich ſagen, wenn ich über-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[496/0504]
Achtundfünfzigſtes Kapitel.
„Sie wiſſen es, ſo bin ich verloren.‟
Auch Ell erhob ſich. Er ſchritt durch das Zimmer
auf und nieder, noch immer mit ſich kämpfend. Dann
blieb er wieder vor Torm ſtehen.
„Wenn es zur Anzeige kommt, ſage ich, und wenn
Sie bei Jhrem Geſtändnis ſtehen bleiben.‟
„Wie kann ich anders.‟
„Denn es iſt nichts davon bekannt geworden. Es
iſt etwas geſchehen, was Sie nicht wiſſen. Das Schiff
mit der geſamten Beſatzung iſt auf der Rückkehr bei
Podgoritza durch die Albaneſen vernichtet worden, ehe
irgend eine Nachricht von ihm zu uns gelangt iſt.
Niemand wurde gerettet, alle Papiere und Aufzeich-
nungen ſind verbrannt oder verſchwunden. Niemand
kann beweiſen, was Sie gethan haben, außer Jhnen —
und mir!‟
„O ich Thor!‟ murmelte Torm; bleich und finſter
blickte er auf Ell.
„Wollen Sie widerrufen, was Sie mir geſagt haben?
Es war vielleicht nur eine poetiſche Ausſchmückung
Jhres Abenteuers? Sie haben den Wächter nur leicht
beiſeite gedrängt?‟
„Jch ſchlug ihn vor die Stirn, ich hörte ihn mit
einem Aufſchrei dumpf auf die Kante der Treppe
ſchlagen. Hätte ich gewußt, was ich jetzt weiß, ich
hätte vielleicht geſchwiegen. Lügen werde ich nicht.
Und doch — komme, was da kommen will, es iſt beſſer
ſo. Gewißheit konnte ich nicht anders erlangen, als daß
ich mit Jhnen ſprach. Gewißheit mußte ich erlangen,
und die Wahrheit mußte ich ſagen, wenn ich über-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/504>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.