"Jch weiß es, Hugo, ich weiß es! Die Freunde, die treuen, die mich hierherbrachten, haben es mir ge- sagt. Jch weiß, warum Du fern bliebst, warum Du nicht zu mir eiltest. Es war nicht recht, doch ich ver- steh' es -- ich aber gehöre zu Dir, drum bin ich hier --"
"Über mir schwebt das Gericht und die Not, die Schande, die den Frevler am Gesetze trifft. Du weißt nicht alles -- ich brach das Vertrauen der Nume am Pol, ich nahm von ihrem Gute, ich floh mit Gewalt- that und stieß den Wächter hinab ins Schiff -- ich bin ein Geächteter, solange die Nume herrschen. -- An Dich aber hab' ich kein Recht, Du stehst im Schutze des Nu, Du bist frei. -- Warum kommst Du, mich in die furchtbare Oual zu stürzen, wieder von Dir fliehen zu müssen, nachdem ich Dich gesehen -- o es ist furchtbar!"
"Nein, nein", rief sie, aufs neue sich an ihn schmie- gend. "Jch lasse Dich nicht von mir, jetzt nicht wieder, und es ist nicht furchtbar. Was Du auch gethan, Du thatest es, um zu mir zu kommen, nun trag' ich mit Dir, was geschehen soll. Aber Du brauchst nichts zu fürchten. Unsere Freunde führen uns, wohin der Arm der Nume nicht reicht."
Er schüttelte den Kopf. "Das geht nicht", sagte er finster. "Jch nehme keine Gnade an von denen, die ich als Feinde der Menschheit betrachte, von den Vernichtern meines Glücks -- das geht nicht!"
"O, wie kannst Du so sprechen! Saltner ist in derselben Lage, er hat nicht gezögert, Las Hilfe anzu-
Löſung.
„Jch weiß es, Hugo, ich weiß es! Die Freunde, die treuen, die mich hierherbrachten, haben es mir ge- ſagt. Jch weiß, warum Du fern bliebſt, warum Du nicht zu mir eilteſt. Es war nicht recht, doch ich ver- ſteh’ es — ich aber gehöre zu Dir, drum bin ich hier —‟
„Über mir ſchwebt das Gericht und die Not, die Schande, die den Frevler am Geſetze trifft. Du weißt nicht alles — ich brach das Vertrauen der Nume am Pol, ich nahm von ihrem Gute, ich floh mit Gewalt- that und ſtieß den Wächter hinab ins Schiff — ich bin ein Geächteter, ſolange die Nume herrſchen. — An Dich aber hab’ ich kein Recht, Du ſtehſt im Schutze des Nu, Du biſt frei. — Warum kommſt Du, mich in die furchtbare Oual zu ſtürzen, wieder von Dir fliehen zu müſſen, nachdem ich Dich geſehen — o es iſt furchtbar!‟
„Nein, nein‟, rief ſie, aufs neue ſich an ihn ſchmie- gend. „Jch laſſe Dich nicht von mir, jetzt nicht wieder, und es iſt nicht furchtbar. Was Du auch gethan, Du thateſt es, um zu mir zu kommen, nun trag’ ich mit Dir, was geſchehen ſoll. Aber Du brauchſt nichts zu fürchten. Unſere Freunde führen uns, wohin der Arm der Nume nicht reicht.‟
Er ſchüttelte den Kopf. „Das geht nicht‟, ſagte er finſter. „Jch nehme keine Gnade an von denen, die ich als Feinde der Menſchheit betrachte, von den Vernichtern meines Glücks — das geht nicht!‟
„O, wie kannſt Du ſo ſprechen! Saltner iſt in derſelben Lage, er hat nicht gezögert, Las Hilfe anzu-
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Löſung.
„Jch weiß es, Hugo, ich weiß es! Die Freunde,
die treuen, die mich hierherbrachten, haben es mir ge-
ſagt. Jch weiß, warum Du fern bliebſt, warum Du
nicht zu mir eilteſt. Es war nicht recht, doch ich ver-
ſteh’ es — ich aber gehöre zu Dir, drum bin
ich hier —‟
„Über mir ſchwebt das Gericht und die Not, die
Schande, die den Frevler am Geſetze trifft. Du weißt
nicht alles — ich brach das Vertrauen der Nume am
Pol, ich nahm von ihrem Gute, ich floh mit Gewalt-
that und ſtieß den Wächter hinab ins Schiff — ich
bin ein Geächteter, ſolange die Nume herrſchen. —
An Dich aber hab’ ich kein Recht, Du ſtehſt im Schutze
des Nu, Du biſt frei. — Warum kommſt Du, mich
in die furchtbare Oual zu ſtürzen, wieder von Dir
fliehen zu müſſen, nachdem ich Dich geſehen — o es
iſt furchtbar!‟
„Nein, nein‟, rief ſie, aufs neue ſich an ihn ſchmie-
gend. „Jch laſſe Dich nicht von mir, jetzt nicht wieder,
und es iſt nicht furchtbar. Was Du auch gethan,
Du thateſt es, um zu mir zu kommen, nun trag’ ich
mit Dir, was geſchehen ſoll. Aber Du brauchſt nichts
zu fürchten. Unſere Freunde führen uns, wohin der
Arm der Nume nicht reicht.‟
Er ſchüttelte den Kopf. „Das geht nicht‟, ſagte
er finſter. „Jch nehme keine Gnade an von denen,
die ich als Feinde der Menſchheit betrachte, von den
Vernichtern meines Glücks — das geht nicht!‟
„O, wie kannſt Du ſo ſprechen! Saltner iſt in
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/497>, abgerufen am 22.11.2024.
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