Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Auf der Sternwarte. Saltner nichts nützen. Jch muß Jhnen gestehen, daßseine Lage eine verzweifelte ist. Er selbst würde sich ja schließlich auch über die Verhaftung und das Urteil hinwegzusetzen wissen. Aber Sie wissen, wie er an seiner Mutter hängt. Und damit verknüpft sich sein Geschick. Die alte Dame würde eine nochmalige Ge- fangennahme nicht überleben, das ist Saltners Sorge. Und ihr Zustand gestattet ihm nicht, seinen Zufluchts- ort aufzugeben und etwa, was ihm sonst vielleicht gelingen könnte, sich am Tage in den Wäldern zu verbergen und in der Nacht auf unwegsamen Kletter- pfaden in Sicherheit zu bringen. Wir sehen daher keinen Weg vor uns, wie diese Gefahr vermieden wer- den könnte. Vielleicht schon morgen geschieht das Traurige." "Morgen?" unterbrach ihn La erschrocken. "Was "Jch erhielt heute eine Depesche von einem seiner "Können Sie mir sagen, wo Saltner sich aufhält." "Genau wissen es nur wenige Eingeweihte. Wir Auf der Sternwarte. Saltner nichts nützen. Jch muß Jhnen geſtehen, daßſeine Lage eine verzweifelte iſt. Er ſelbſt würde ſich ja ſchließlich auch über die Verhaftung und das Urteil hinwegzuſetzen wiſſen. Aber Sie wiſſen, wie er an ſeiner Mutter hängt. Und damit verknüpft ſich ſein Geſchick. Die alte Dame würde eine nochmalige Ge- fangennahme nicht überleben, das iſt Saltners Sorge. Und ihr Zuſtand geſtattet ihm nicht, ſeinen Zufluchts- ort aufzugeben und etwa, was ihm ſonſt vielleicht gelingen könnte, ſich am Tage in den Wäldern zu verbergen und in der Nacht auf unwegſamen Kletter- pfaden in Sicherheit zu bringen. Wir ſehen daher keinen Weg vor uns, wie dieſe Gefahr vermieden wer- den könnte. Vielleicht ſchon morgen geſchieht das Traurige.‟ „Morgen?‟ unterbrach ihn La erſchrocken. „Was „Jch erhielt heute eine Depeſche von einem ſeiner „Können Sie mir ſagen, wo Saltner ſich aufhält.‟ „Genau wiſſen es nur wenige Eingeweihte. Wir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0437" n="429"/><fw place="top" type="header">Auf der Sternwarte.</fw><lb/> Saltner nichts nützen. Jch muß Jhnen geſtehen, daß<lb/> ſeine Lage eine verzweifelte iſt. Er ſelbſt würde ſich<lb/> ja ſchließlich auch über die Verhaftung und das Urteil<lb/> hinwegzuſetzen wiſſen. Aber Sie wiſſen, wie er an<lb/> ſeiner Mutter hängt. Und damit verknüpft ſich ſein<lb/> Geſchick. Die alte Dame würde eine nochmalige Ge-<lb/> fangennahme nicht überleben, das iſt Saltners Sorge.<lb/> Und ihr Zuſtand geſtattet ihm nicht, ſeinen Zufluchts-<lb/> ort aufzugeben und etwa, was ihm ſonſt vielleicht<lb/> gelingen könnte, ſich am Tage in den Wäldern zu<lb/> verbergen und in der Nacht auf unwegſamen Kletter-<lb/> pfaden in Sicherheit zu bringen. Wir ſehen daher<lb/> keinen Weg vor uns, wie dieſe Gefahr vermieden wer-<lb/> den könnte. Vielleicht ſchon morgen geſchieht das<lb/> Traurige.‟</p><lb/> <p>„Morgen?‟ unterbrach ihn La erſchrocken. „Was<lb/> wiſſen Sie?‟</p><lb/> <p>„Jch erhielt heute eine Depeſche von einem ſeiner<lb/> Freunde. Zwei Luftſchiffe ſind zu ſeiner Aufſuchung<lb/> ausgeſchickt. Sie ſollte ſchon heute beginnen. Das<lb/> Wetter, das die Berge in Wolken hüllt, verhinderte<lb/> ſie jedoch. Wenn es morgen klar wird — und die<lb/> Wetterkarte läßt es vermuten —‟</p><lb/> <p>„Können Sie mir ſagen, wo Saltner ſich aufhält.‟</p><lb/> <p>„Genau wiſſen es nur wenige Eingeweihte. Wir<lb/> wiſſen nur, was auch den andern bekannt iſt, in den<lb/> Bergen, die ſich ſüdlich vom Etſchthal oberhalb Bozen,<lb/> etwa nach dem Nonsberg, hinabziehen, in einer der<lb/> dort befindlichen Hütten — hier können Sie die<lb/> Spezialkarte ſehen.‟ La ließ ſich die Karte erklären.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [429/0437]
Auf der Sternwarte.
Saltner nichts nützen. Jch muß Jhnen geſtehen, daß
ſeine Lage eine verzweifelte iſt. Er ſelbſt würde ſich
ja ſchließlich auch über die Verhaftung und das Urteil
hinwegzuſetzen wiſſen. Aber Sie wiſſen, wie er an
ſeiner Mutter hängt. Und damit verknüpft ſich ſein
Geſchick. Die alte Dame würde eine nochmalige Ge-
fangennahme nicht überleben, das iſt Saltners Sorge.
Und ihr Zuſtand geſtattet ihm nicht, ſeinen Zufluchts-
ort aufzugeben und etwa, was ihm ſonſt vielleicht
gelingen könnte, ſich am Tage in den Wäldern zu
verbergen und in der Nacht auf unwegſamen Kletter-
pfaden in Sicherheit zu bringen. Wir ſehen daher
keinen Weg vor uns, wie dieſe Gefahr vermieden wer-
den könnte. Vielleicht ſchon morgen geſchieht das
Traurige.‟
„Morgen?‟ unterbrach ihn La erſchrocken. „Was
wiſſen Sie?‟
„Jch erhielt heute eine Depeſche von einem ſeiner
Freunde. Zwei Luftſchiffe ſind zu ſeiner Aufſuchung
ausgeſchickt. Sie ſollte ſchon heute beginnen. Das
Wetter, das die Berge in Wolken hüllt, verhinderte
ſie jedoch. Wenn es morgen klar wird — und die
Wetterkarte läßt es vermuten —‟
„Können Sie mir ſagen, wo Saltner ſich aufhält.‟
„Genau wiſſen es nur wenige Eingeweihte. Wir
wiſſen nur, was auch den andern bekannt iſt, in den
Bergen, die ſich ſüdlich vom Etſchthal oberhalb Bozen,
etwa nach dem Nonsberg, hinabziehen, in einer der
dort befindlichen Hütten — hier können Sie die
Spezialkarte ſehen.‟ La ließ ſich die Karte erklären.
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