Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Martierinnen in Berlin.
eintreffen würde. Aber für Saltner wurde der Stand
der Sache dadurch nicht gebessert. Seine Selbsthilfe
war vom Standpunkt der Martier aus eine Gesetzes-
verletzung, die eine eindringliche strafrechtliche Verfolg-
ung erforderte, weil man die Autorität der Nume
unbedingt aufrecht erhalten wollte. Ell konnte daher
nicht anders handeln, als die Maßregeln zu bestätigen,
durch welche die Verhaftung Saltners erzielt werden
sollte. Jsma berichtete ausführlicher über die Be-
schuldigung, die von dem Jnstruktor gegen Saltner
erhoben wurde. Danach erschien es, als hätte Saltner
den Jnstruktor auf offner Straße insultiert, die Ein-
wohner zum Widerstand aufgefordert, seine Mutter
und die Magd endlich durch einen raffinierten Betrug
aus dem Laboratorium entführt.

Se dachte im Stillen: Wie gut, daß man nicht
weiß, was er schon auf dem Mars verbrochen hat!
La jedoch sagte mit künstlicher Ruhe: "Man wird doch
erst hören müssen, wie sich die Sache von Saltners
Seite aus ansieht."

"Gewiß", erwiderte Jsma, "und ich kann Jhnen
auch darüber Auskunft geben. Ell hat nämlich gestern
einen Brief von Saltner selbst erhalten, worin er ihm
offen seine Handlungsweise darlegt und ihn um Hilfe
gegen die ihm drohende Verfolgung angeht."

"Einen Brief? So weiß man also, wo er sich
aufhält? So ist er in Sicherheit?"

"Das kann man nicht sagen. Der Brief ist auf
einer Station zwischen Bozen und Trient aufgegeben.
Die dortigen Einwohner sind natürlich alle auf Salt-

Martierinnen in Berlin.
eintreffen würde. Aber für Saltner wurde der Stand
der Sache dadurch nicht gebeſſert. Seine Selbſthilfe
war vom Standpunkt der Martier aus eine Geſetzes-
verletzung, die eine eindringliche ſtrafrechtliche Verfolg-
ung erforderte, weil man die Autorität der Nume
unbedingt aufrecht erhalten wollte. Ell konnte daher
nicht anders handeln, als die Maßregeln zu beſtätigen,
durch welche die Verhaftung Saltners erzielt werden
ſollte. Jsma berichtete ausführlicher über die Be-
ſchuldigung, die von dem Jnſtruktor gegen Saltner
erhoben wurde. Danach erſchien es, als hätte Saltner
den Jnſtruktor auf offner Straße inſultiert, die Ein-
wohner zum Widerſtand aufgefordert, ſeine Mutter
und die Magd endlich durch einen raffinierten Betrug
aus dem Laboratorium entführt.

Se dachte im Stillen: Wie gut, daß man nicht
weiß, was er ſchon auf dem Mars verbrochen hat!
La jedoch ſagte mit künſtlicher Ruhe: „Man wird doch
erſt hören müſſen, wie ſich die Sache von Saltners
Seite aus anſieht.‟

„Gewiß‟, erwiderte Jsma, „und ich kann Jhnen
auch darüber Auskunft geben. Ell hat nämlich geſtern
einen Brief von Saltner ſelbſt erhalten, worin er ihm
offen ſeine Handlungsweiſe darlegt und ihn um Hilfe
gegen die ihm drohende Verfolgung angeht.‟

„Einen Brief? So weiß man alſo, wo er ſich
aufhält? So iſt er in Sicherheit?‟

„Das kann man nicht ſagen. Der Brief iſt auf
einer Station zwiſchen Bozen und Trient aufgegeben.
Die dortigen Einwohner ſind natürlich alle auf Salt-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0399" n="391"/><fw place="top" type="header">Martierinnen in Berlin.</fw><lb/>
eintreffen würde. Aber für Saltner wurde der Stand<lb/>
der Sache dadurch nicht gebe&#x017F;&#x017F;ert. Seine Selb&#x017F;thilfe<lb/>
war vom Standpunkt der Martier aus eine Ge&#x017F;etzes-<lb/>
verletzung, die eine eindringliche &#x017F;trafrechtliche Verfolg-<lb/>
ung erforderte, weil man die Autorität der Nume<lb/>
unbedingt aufrecht erhalten wollte. Ell konnte daher<lb/>
nicht anders handeln, als die Maßregeln zu be&#x017F;tätigen,<lb/>
durch welche die Verhaftung Saltners erzielt werden<lb/>
&#x017F;ollte. Jsma berichtete ausführlicher über die Be-<lb/>
&#x017F;chuldigung, die von dem Jn&#x017F;truktor gegen Saltner<lb/>
erhoben wurde. Danach er&#x017F;chien es, als hätte Saltner<lb/>
den Jn&#x017F;truktor auf offner Straße in&#x017F;ultiert, die Ein-<lb/>
wohner zum Wider&#x017F;tand aufgefordert, &#x017F;eine Mutter<lb/>
und die Magd endlich durch einen raffinierten Betrug<lb/>
aus dem Laboratorium entführt.</p><lb/>
          <p>Se dachte im Stillen: Wie gut, daß man nicht<lb/>
weiß, was er &#x017F;chon auf dem Mars verbrochen hat!<lb/>
La jedoch &#x017F;agte mit kün&#x017F;tlicher Ruhe: &#x201E;Man wird doch<lb/>
er&#x017F;t hören mü&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ich die Sache von Saltners<lb/>
Seite aus an&#x017F;ieht.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Gewiß&#x201F;, erwiderte Jsma, &#x201E;und ich kann Jhnen<lb/>
auch darüber Auskunft geben. Ell hat nämlich ge&#x017F;tern<lb/>
einen Brief von Saltner &#x017F;elb&#x017F;t erhalten, worin er ihm<lb/>
offen &#x017F;eine Handlungswei&#x017F;e darlegt und ihn um Hilfe<lb/>
gegen die ihm drohende Verfolgung angeht.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Einen Brief? So weiß man al&#x017F;o, wo er &#x017F;ich<lb/>
aufhält? So i&#x017F;t er in Sicherheit?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das kann man nicht &#x017F;agen. Der Brief i&#x017F;t auf<lb/>
einer Station zwi&#x017F;chen Bozen und Trient aufgegeben.<lb/>
Die dortigen Einwohner &#x017F;ind natürlich alle auf Salt-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0399] Martierinnen in Berlin. eintreffen würde. Aber für Saltner wurde der Stand der Sache dadurch nicht gebeſſert. Seine Selbſthilfe war vom Standpunkt der Martier aus eine Geſetzes- verletzung, die eine eindringliche ſtrafrechtliche Verfolg- ung erforderte, weil man die Autorität der Nume unbedingt aufrecht erhalten wollte. Ell konnte daher nicht anders handeln, als die Maßregeln zu beſtätigen, durch welche die Verhaftung Saltners erzielt werden ſollte. Jsma berichtete ausführlicher über die Be- ſchuldigung, die von dem Jnſtruktor gegen Saltner erhoben wurde. Danach erſchien es, als hätte Saltner den Jnſtruktor auf offner Straße inſultiert, die Ein- wohner zum Widerſtand aufgefordert, ſeine Mutter und die Magd endlich durch einen raffinierten Betrug aus dem Laboratorium entführt. Se dachte im Stillen: Wie gut, daß man nicht weiß, was er ſchon auf dem Mars verbrochen hat! La jedoch ſagte mit künſtlicher Ruhe: „Man wird doch erſt hören müſſen, wie ſich die Sache von Saltners Seite aus anſieht.‟ „Gewiß‟, erwiderte Jsma, „und ich kann Jhnen auch darüber Auskunft geben. Ell hat nämlich geſtern einen Brief von Saltner ſelbſt erhalten, worin er ihm offen ſeine Handlungsweiſe darlegt und ihn um Hilfe gegen die ihm drohende Verfolgung angeht.‟ „Einen Brief? So weiß man alſo, wo er ſich aufhält? So iſt er in Sicherheit?‟ „Das kann man nicht ſagen. Der Brief iſt auf einer Station zwiſchen Bozen und Trient aufgegeben. Die dortigen Einwohner ſind natürlich alle auf Salt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/399
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/399>, abgerufen am 25.11.2024.