Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Einundfünfzigstes Kapitel. in dem gemeinsamen Bewußtsein, daß sie als Kinderder Erde zusammengehören und ihre häuslichen Streitig- keiten zu begraben haben, um die Kräfte des Planeten zusammenzufassen; er hat uns gezeigt, daß es gilt, dem überlegenen und geeinten Planeten zu begegnen, nicht um ihn zu bekämpfen als einen Feind, sondern um seiner Freundschaft würdig zu werden und ihn als Bundesgenossen zu begreifen. Menschliche Wissen- schaft und menschliche Arbeit möge unser Leben mit dem Bewußtsein durchdringen, daß es nur nötig ist, dem Gesetze der Vernunft zu folgen, um auch unsern Willen auf der Höhe des sittlichen Jdeals zu halten. Wagen wir es zu denken und an uns selbst zu glauben! Fahren wir fort zu lehren und zu lernen, damit wir verstehen, was menschliche Freiheit erfordert! Und aus der Vertiefung des befreiten Menschengefühls heraus einigen wir uns in einem großen geistigen Bunde, daß wir von uns sagen können: Hier ist die Mensch- heit, hier ist die Gemeinschaft des Willens, uns frei unterzuordnen dem Gesetze der Vernunft, hier ist die Erde, um dem Mars die Bruderhand zu reichen! Und dann, das laßt uns mit Gewißheit glauben, wird der ältere Bruder uns ebenso frei die Hand entgegenstrecken und sprechen: Jhr seid würdig der Freiheit, die Jhr euch gewonnen habt, nehmt sie hin, wir verzichten freiwillig auf unsre Herrschaft. Unser Ziel ist erreicht, wenn Jhr Menschen seid." -- Daran waren Mit- teilungen über die Organisation des Bundes geknüpft. Jndessen hatte Se in den Zeitungen geblättert, Einundfünfzigſtes Kapitel. in dem gemeinſamen Bewußtſein, daß ſie als Kinderder Erde zuſammengehören und ihre häuslichen Streitig- keiten zu begraben haben, um die Kräfte des Planeten zuſammenzufaſſen; er hat uns gezeigt, daß es gilt, dem überlegenen und geeinten Planeten zu begegnen, nicht um ihn zu bekämpfen als einen Feind, ſondern um ſeiner Freundſchaft würdig zu werden und ihn als Bundesgenoſſen zu begreifen. Menſchliche Wiſſen- ſchaft und menſchliche Arbeit möge unſer Leben mit dem Bewußtſein durchdringen, daß es nur nötig iſt, dem Geſetze der Vernunft zu folgen, um auch unſern Willen auf der Höhe des ſittlichen Jdeals zu halten. Wagen wir es zu denken und an uns ſelbſt zu glauben! Fahren wir fort zu lehren und zu lernen, damit wir verſtehen, was menſchliche Freiheit erfordert! Und aus der Vertiefung des befreiten Menſchengefühls heraus einigen wir uns in einem großen geiſtigen Bunde, daß wir von uns ſagen können: Hier iſt die Menſch- heit, hier iſt die Gemeinſchaft des Willens, uns frei unterzuordnen dem Geſetze der Vernunft, hier iſt die Erde, um dem Mars die Bruderhand zu reichen! Und dann, das laßt uns mit Gewißheit glauben, wird der ältere Bruder uns ebenſo frei die Hand entgegenſtrecken und ſprechen: Jhr ſeid würdig der Freiheit, die Jhr euch gewonnen habt, nehmt ſie hin, wir verzichten freiwillig auf unſre Herrſchaft. Unſer Ziel iſt erreicht, wenn Jhr Menſchen ſeid.‟ — Daran waren Mit- teilungen über die Organiſation des Bundes geknüpft. Jndeſſen hatte Se in den Zeitungen geblättert, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0396" n="388"/><fw place="top" type="header">Einundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/> in dem gemeinſamen Bewußtſein, daß ſie als Kinder<lb/> der Erde zuſammengehören und ihre häuslichen Streitig-<lb/> keiten zu begraben haben, um die Kräfte des Planeten<lb/> zuſammenzufaſſen; er hat uns gezeigt, daß es gilt,<lb/> dem überlegenen und geeinten Planeten zu begegnen,<lb/> nicht um ihn zu bekämpfen als einen Feind, ſondern<lb/> um ſeiner Freundſchaft würdig zu werden und ihn<lb/> als Bundesgenoſſen zu begreifen. Menſchliche Wiſſen-<lb/> ſchaft und menſchliche Arbeit möge unſer Leben mit<lb/> dem Bewußtſein durchdringen, daß es nur nötig iſt,<lb/> dem Geſetze der Vernunft zu folgen, um auch unſern<lb/> Willen auf der Höhe des ſittlichen Jdeals zu halten.<lb/> Wagen wir es zu denken und an uns ſelbſt zu glauben!<lb/> Fahren wir fort zu lehren und zu lernen, damit wir<lb/> verſtehen, was menſchliche Freiheit erfordert! Und aus<lb/> der Vertiefung des befreiten Menſchengefühls heraus<lb/> einigen wir uns in einem großen geiſtigen Bunde,<lb/> daß wir von uns ſagen können: Hier iſt die Menſch-<lb/> heit, hier iſt die Gemeinſchaft des Willens, uns frei<lb/> unterzuordnen dem Geſetze der Vernunft, hier iſt die<lb/> Erde, um dem Mars die Bruderhand zu reichen!<lb/> Und dann, das laßt uns mit Gewißheit glauben,<lb/> wird der ältere Bruder uns ebenſo frei die Hand<lb/> entgegenſtrecken und ſprechen: Jhr ſeid würdig der<lb/> Freiheit, die Jhr euch gewonnen habt, nehmt ſie hin, wir<lb/> verzichten freiwillig auf unſre Herrſchaft. Unſer Ziel iſt<lb/> erreicht, wenn Jhr Menſchen ſeid.‟ — Daran waren Mit-<lb/> teilungen über die Organiſation des Bundes geknüpft.</p><lb/> <p>Jndeſſen hatte Se in den Zeitungen geblättert,<lb/> als ſie plötzlich ausrief:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [388/0396]
Einundfünfzigſtes Kapitel.
in dem gemeinſamen Bewußtſein, daß ſie als Kinder
der Erde zuſammengehören und ihre häuslichen Streitig-
keiten zu begraben haben, um die Kräfte des Planeten
zuſammenzufaſſen; er hat uns gezeigt, daß es gilt,
dem überlegenen und geeinten Planeten zu begegnen,
nicht um ihn zu bekämpfen als einen Feind, ſondern
um ſeiner Freundſchaft würdig zu werden und ihn
als Bundesgenoſſen zu begreifen. Menſchliche Wiſſen-
ſchaft und menſchliche Arbeit möge unſer Leben mit
dem Bewußtſein durchdringen, daß es nur nötig iſt,
dem Geſetze der Vernunft zu folgen, um auch unſern
Willen auf der Höhe des ſittlichen Jdeals zu halten.
Wagen wir es zu denken und an uns ſelbſt zu glauben!
Fahren wir fort zu lehren und zu lernen, damit wir
verſtehen, was menſchliche Freiheit erfordert! Und aus
der Vertiefung des befreiten Menſchengefühls heraus
einigen wir uns in einem großen geiſtigen Bunde,
daß wir von uns ſagen können: Hier iſt die Menſch-
heit, hier iſt die Gemeinſchaft des Willens, uns frei
unterzuordnen dem Geſetze der Vernunft, hier iſt die
Erde, um dem Mars die Bruderhand zu reichen!
Und dann, das laßt uns mit Gewißheit glauben,
wird der ältere Bruder uns ebenſo frei die Hand
entgegenſtrecken und ſprechen: Jhr ſeid würdig der
Freiheit, die Jhr euch gewonnen habt, nehmt ſie hin, wir
verzichten freiwillig auf unſre Herrſchaft. Unſer Ziel iſt
erreicht, wenn Jhr Menſchen ſeid.‟ — Daran waren Mit-
teilungen über die Organiſation des Bundes geknüpft.
Jndeſſen hatte Se in den Zeitungen geblättert,
als ſie plötzlich ausrief:
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