Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Martierinnen in Berlin. Kapitän Oß, der zu Saltners Ärger La nicht von derSeite wich, sagte: "Morgen werden wir landen. Es ist ein hübscher Raumschifferglaube, daß der Wunsch in Er- füllung geht, den man bei der Landung ausspricht; es muß aber etwas Praktisches und etwas Kleines sein. Was werden Sie denn sagen?" Er blickte La schmachtend an, die aber nicht antwortete. Da that Saltner in seinem trockenen Ton den klassischen Aus- spruch von den Würstchen. La und Se hatten lange gefragt, was denn dies sei, und er hatte sie immer mit diesem Geheimnis geneckt, bis er es ihnen einmal erklärte, und dann war es eine scherzhafte Redens- art geworden -- -- "Das sind ein paar patente Frauenzimmer", sagte "Es sind Tirolerinnen, ich hab' vorhin die eine Das Essen war gebracht worden. Die Würstchen "Es ist keine Wage unter dem Teller", sagte La, "Jch bringe es überhaupt nicht fertig, vor allen "Es kommt ja kein Nume herein, und niemand Martierinnen in Berlin. Kapitän Oß, der zu Saltners Ärger La nicht von derSeite wich, ſagte: „Morgen werden wir landen. Es iſt ein hübſcher Raumſchifferglaube, daß der Wunſch in Er- füllung geht, den man bei der Landung ausſpricht; es muß aber etwas Praktiſches und etwas Kleines ſein. Was werden Sie denn ſagen?‟ Er blickte La ſchmachtend an, die aber nicht antwortete. Da that Saltner in ſeinem trockenen Ton den klaſſiſchen Aus- ſpruch von den Würſtchen. La und Se hatten lange gefragt, was denn dies ſei, und er hatte ſie immer mit dieſem Geheimnis geneckt, bis er es ihnen einmal erklärte, und dann war es eine ſcherzhafte Redens- art geworden — — „Das ſind ein paar patente Frauenzimmer‟, ſagte „Es ſind Tirolerinnen, ich hab’ vorhin die eine Das Eſſen war gebracht worden. Die Würſtchen „Es iſt keine Wage unter dem Teller‟, ſagte La, „Jch bringe es überhaupt nicht fertig, vor allen „Es kommt ja kein Nume herein, und niemand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0391" n="383"/><fw place="top" type="header">Martierinnen in Berlin.</fw><lb/> Kapitän Oß, der zu Saltners Ärger La nicht von der<lb/> Seite wich, ſagte: „Morgen werden wir landen. Es iſt<lb/> ein hübſcher Raumſchifferglaube, daß der Wunſch in Er-<lb/> füllung geht, den man bei der Landung ausſpricht;<lb/> es muß aber etwas Praktiſches und etwas Kleines<lb/> ſein. Was werden Sie denn ſagen?‟ Er blickte La<lb/> ſchmachtend an, die aber nicht antwortete. Da that<lb/> Saltner in ſeinem trockenen Ton den klaſſiſchen Aus-<lb/> ſpruch von den Würſtchen. La und Se hatten lange<lb/> gefragt, was denn dies ſei, und er hatte ſie immer<lb/> mit dieſem Geheimnis geneckt, bis er es ihnen einmal<lb/> erklärte, und dann war es eine ſcherzhafte Redens-<lb/> art geworden — —</p><lb/> <p>„Das ſind ein paar patente Frauenzimmer‟, ſagte<lb/> ein Herr am Nebentiſch zu ſeinem Nachbar.</p><lb/> <p>„Es ſind Tirolerinnen, ich hab’ vorhin die eine<lb/> ſprechen hören‟, ſagte der andre. „Sie ſind gewiß<lb/> von der Stürzerſchen Sängergeſellſchaft.‟</p><lb/> <p>Das Eſſen war gebracht worden. Die Würſtchen<lb/> dampften verlockend auf den Tellern, nur nicht für<lb/> die Freundinnen. Sie tauſchten verzweifelte Blicke<lb/> miteinander.</p><lb/> <p>„Es iſt keine Wage unter dem Teller‟, ſagte La,<lb/> „man weiß nicht, wieviel man eigentlich zu ſich<lb/> nimmt. Willſt Du Dir vielleicht lieber etwas Che-<lb/> miſches geben laſſen?‟</p><lb/> <p>„Jch bringe es überhaupt nicht fertig, vor allen<lb/> dieſen Leuten zu eſſen. Jch ſchäme mich halbtot.‟</p><lb/> <p>„Es kommt ja kein Nume herein, und niemand<lb/> kennt uns. Jch will Dir etwas ſagen — entweder,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [383/0391]
Martierinnen in Berlin.
Kapitän Oß, der zu Saltners Ärger La nicht von der
Seite wich, ſagte: „Morgen werden wir landen. Es iſt
ein hübſcher Raumſchifferglaube, daß der Wunſch in Er-
füllung geht, den man bei der Landung ausſpricht;
es muß aber etwas Praktiſches und etwas Kleines
ſein. Was werden Sie denn ſagen?‟ Er blickte La
ſchmachtend an, die aber nicht antwortete. Da that
Saltner in ſeinem trockenen Ton den klaſſiſchen Aus-
ſpruch von den Würſtchen. La und Se hatten lange
gefragt, was denn dies ſei, und er hatte ſie immer
mit dieſem Geheimnis geneckt, bis er es ihnen einmal
erklärte, und dann war es eine ſcherzhafte Redens-
art geworden — —
„Das ſind ein paar patente Frauenzimmer‟, ſagte
ein Herr am Nebentiſch zu ſeinem Nachbar.
„Es ſind Tirolerinnen, ich hab’ vorhin die eine
ſprechen hören‟, ſagte der andre. „Sie ſind gewiß
von der Stürzerſchen Sängergeſellſchaft.‟
Das Eſſen war gebracht worden. Die Würſtchen
dampften verlockend auf den Tellern, nur nicht für
die Freundinnen. Sie tauſchten verzweifelte Blicke
miteinander.
„Es iſt keine Wage unter dem Teller‟, ſagte La,
„man weiß nicht, wieviel man eigentlich zu ſich
nimmt. Willſt Du Dir vielleicht lieber etwas Che-
miſches geben laſſen?‟
„Jch bringe es überhaupt nicht fertig, vor allen
dieſen Leuten zu eſſen. Jch ſchäme mich halbtot.‟
„Es kommt ja kein Nume herein, und niemand
kennt uns. Jch will Dir etwas ſagen — entweder,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |