Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfzigstes Kapitel.
Aber Gesicht und Haar müßten unter einem Schleier
verborgen werden, und wenn sie so ein bischen gebückt
einherhumpelten, werde man sie ja wohl für zwei
alte Erdmütterchen halten.

"Aber wenn wir Ell besuchen", sagte sie fragend
zu La, "da wirst Du doch nicht in diesem Aufzuge
hingehen?"

Sie waren wieder in den Salon getreten, und La
war gerade damit beschäftigt, ihren Hut abzulegen.
Während dessen antwortete sie unbefangen:

"Ell zu besuchen ist gar nicht meine Absicht.
Wenigstens nicht eher, als es die Höflichkeit unbedingt
erfordert. Weißt Du, wen wir zuerst aufsuchen
werden?"

"Nun dann vielleicht Grunthe?"

La lachte. "Das ist wahr", sagte sie, "den müßten
wir eigentlich auch einmal heimsuchen. Aber im Ernste,
ich will zuerst zu Jsma. Wir haben uns einigemal
geschrieben."

"Mir ist alles recht", antwortete Se. Und nach
einer Pause begann sie ein wenig zögernd, indem
sie La nur verstohlen betrachtete: "Hast Du denn
eigentlich wieder einmal etwas von Saltner gehört?
Er ist doch so ohne Abschied vom Mars verschwunden."

La ergriff das neben ihr liegende Fernglas und
richtete es auf die Landschaft. Dabei sagte sie mit
möglichst gleichgiltiger Stimme:

"Nur indirekt, hin und wieder. Er lebt, soviel ich
weiß, bei seiner Mutter da irgendwo in den Bergen.
Uebrigens hat er sich bei mir verabschiedet, aber, Du

Fünfzigſtes Kapitel.
Aber Geſicht und Haar müßten unter einem Schleier
verborgen werden, und wenn ſie ſo ein bischen gebückt
einherhumpelten, werde man ſie ja wohl für zwei
alte Erdmütterchen halten.

„Aber wenn wir Ell beſuchen‟, ſagte ſie fragend
zu La, „da wirſt Du doch nicht in dieſem Aufzuge
hingehen?‟

Sie waren wieder in den Salon getreten, und La
war gerade damit beſchäftigt, ihren Hut abzulegen.
Während deſſen antwortete ſie unbefangen:

„Ell zu beſuchen iſt gar nicht meine Abſicht.
Wenigſtens nicht eher, als es die Höflichkeit unbedingt
erfordert. Weißt Du, wen wir zuerſt aufſuchen
werden?‟

„Nun dann vielleicht Grunthe?‟

La lachte. „Das iſt wahr‟, ſagte ſie, „den müßten
wir eigentlich auch einmal heimſuchen. Aber im Ernſte,
ich will zuerſt zu Jsma. Wir haben uns einigemal
geſchrieben.‟

„Mir iſt alles recht‟, antwortete Se. Und nach
einer Pauſe begann ſie ein wenig zögernd, indem
ſie La nur verſtohlen betrachtete: „Haſt Du denn
eigentlich wieder einmal etwas von Saltner gehört?
Er iſt doch ſo ohne Abſchied vom Mars verſchwunden.‟

La ergriff das neben ihr liegende Fernglas und
richtete es auf die Landſchaft. Dabei ſagte ſie mit
möglichſt gleichgiltiger Stimme:

„Nur indirekt, hin und wieder. Er lebt, ſoviel ich
weiß, bei ſeiner Mutter da irgendwo in den Bergen.
Uebrigens hat er ſich bei mir verabſchiedet, aber, Du

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0382" n="374"/><fw place="top" type="header">Fünfzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
Aber Ge&#x017F;icht und Haar müßten unter einem Schleier<lb/>
verborgen werden, und wenn &#x017F;ie &#x017F;o ein bischen gebückt<lb/>
einherhumpelten, werde man &#x017F;ie ja wohl für zwei<lb/>
alte Erdmütterchen halten.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Aber wenn wir Ell be&#x017F;uchen&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie fragend<lb/>
zu La, &#x201E;da wir&#x017F;t Du doch nicht in die&#x017F;em Aufzuge<lb/>
hingehen?&#x201F;</p><lb/>
          <p>Sie waren wieder in den Salon getreten, und La<lb/>
war gerade damit be&#x017F;chäftigt, ihren Hut abzulegen.<lb/>
Während de&#x017F;&#x017F;en antwortete &#x017F;ie unbefangen:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ell zu be&#x017F;uchen i&#x017F;t gar nicht meine Ab&#x017F;icht.<lb/>
Wenig&#x017F;tens nicht eher, als es die Höflichkeit unbedingt<lb/>
erfordert. Weißt Du, wen wir zuer&#x017F;t auf&#x017F;uchen<lb/>
werden?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nun dann vielleicht Grunthe?&#x201F;</p><lb/>
          <p>La lachte. &#x201E;Das i&#x017F;t wahr&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie, &#x201E;den müßten<lb/>
wir eigentlich auch einmal heim&#x017F;uchen. Aber im Ern&#x017F;te,<lb/>
ich will zuer&#x017F;t zu Jsma. Wir haben uns einigemal<lb/>
ge&#x017F;chrieben.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Mir i&#x017F;t alles recht&#x201F;, antwortete Se. Und nach<lb/>
einer Pau&#x017F;e begann &#x017F;ie ein wenig zögernd, indem<lb/>
&#x017F;ie La nur ver&#x017F;tohlen betrachtete: &#x201E;Ha&#x017F;t Du denn<lb/>
eigentlich wieder einmal etwas von Saltner gehört?<lb/>
Er i&#x017F;t doch &#x017F;o ohne Ab&#x017F;chied vom Mars ver&#x017F;chwunden.&#x201F;</p><lb/>
          <p>La ergriff das neben ihr liegende Fernglas und<lb/>
richtete es auf die Land&#x017F;chaft. Dabei &#x017F;agte &#x017F;ie mit<lb/>
möglich&#x017F;t gleichgiltiger Stimme:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nur indirekt, hin und wieder. Er lebt, &#x017F;oviel ich<lb/>
weiß, bei &#x017F;einer Mutter da irgendwo in den Bergen.<lb/>
Uebrigens hat er &#x017F;ich bei mir verab&#x017F;chiedet, aber, Du<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0382] Fünfzigſtes Kapitel. Aber Geſicht und Haar müßten unter einem Schleier verborgen werden, und wenn ſie ſo ein bischen gebückt einherhumpelten, werde man ſie ja wohl für zwei alte Erdmütterchen halten. „Aber wenn wir Ell beſuchen‟, ſagte ſie fragend zu La, „da wirſt Du doch nicht in dieſem Aufzuge hingehen?‟ Sie waren wieder in den Salon getreten, und La war gerade damit beſchäftigt, ihren Hut abzulegen. Während deſſen antwortete ſie unbefangen: „Ell zu beſuchen iſt gar nicht meine Abſicht. Wenigſtens nicht eher, als es die Höflichkeit unbedingt erfordert. Weißt Du, wen wir zuerſt aufſuchen werden?‟ „Nun dann vielleicht Grunthe?‟ La lachte. „Das iſt wahr‟, ſagte ſie, „den müßten wir eigentlich auch einmal heimſuchen. Aber im Ernſte, ich will zuerſt zu Jsma. Wir haben uns einigemal geſchrieben.‟ „Mir iſt alles recht‟, antwortete Se. Und nach einer Pauſe begann ſie ein wenig zögernd, indem ſie La nur verſtohlen betrachtete: „Haſt Du denn eigentlich wieder einmal etwas von Saltner gehört? Er iſt doch ſo ohne Abſchied vom Mars verſchwunden.‟ La ergriff das neben ihr liegende Fernglas und richtete es auf die Landſchaft. Dabei ſagte ſie mit möglichſt gleichgiltiger Stimme: „Nur indirekt, hin und wieder. Er lebt, ſoviel ich weiß, bei ſeiner Mutter da irgendwo in den Bergen. Uebrigens hat er ſich bei mir verabſchiedet, aber, Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/382
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/382>, abgerufen am 25.11.2024.