die den Personenverkehr vermittelten. Für eines der Bote, die den höheren Beamten der Nume zur Ver- fügung standen, war es zu groß und prächtig. Es war in der That ein Schiff, wie es bisher auf der Erde nicht verkehrt hatte, eine Privatyacht, von einem reichen Numen zu Vergnügungsreisen erbaut. Seine glatte Oberfläche schimmerte rot und golden, auf beiden Seiten wie auf den jetzt ausgebreiteten Flügeln glänzte weithin sichtbar der Name des Schiffes, als wäre er von riesigen Edelsteinen gebildet, ein nach rechts offener Halbkreis. Wer martisch zu lesen verstand, erkannte darin den Namen "La".
Jn der Mitte des Schiffes, auf dessen unterer Seite, befand sich ein kleiner Salon, ausgestattet in einer ebenso kostbaren als einfach wirkenden Eleganz und mit jeder Bequemlichkeit, die martische Kunst zu er- denken vermochte. Eine hier zum erstenmale ange- wandte Konstruktion ließ nach beiden Seiten erker- artige Ansätze so hervortreten, daß sie, ohne die Be- wegung des Schiffes zu verhindern, eine freie Aussicht nach den Seiten und nach unten gestatteten. Auf einem freihängenden Polster, wie auf einer Schaukel halb liegend, ruhte hier eine graziöse weibliche Gestalt in bequemem Morgenanzuge, den der mit glänzenden Deli-Kristallen bedeckte Lisschleier umhüllte. Es war Se. Sie beugte den schlanken Hals herab, um das Meer zu betrachten. Sobald sie den Kopf bewegte, spielten die braunen Locken in den lichten Farben des Regen- bogens. Von Zeit zu Zeit betrachtete sie Einzelheiten durch ein Glas, dann ließ sie wieder den Blick rück-
Die Luft-Yacht.
die den Perſonenverkehr vermittelten. Für eines der Bote, die den höheren Beamten der Nume zur Ver- fügung ſtanden, war es zu groß und prächtig. Es war in der That ein Schiff, wie es bisher auf der Erde nicht verkehrt hatte, eine Privatyacht, von einem reichen Numen zu Vergnügungsreiſen erbaut. Seine glatte Oberfläche ſchimmerte rot und golden, auf beiden Seiten wie auf den jetzt ausgebreiteten Flügeln glänzte weithin ſichtbar der Name des Schiffes, als wäre er von rieſigen Edelſteinen gebildet, ein nach rechts offener Halbkreis. Wer martiſch zu leſen verſtand, erkannte darin den Namen „La‟.
Jn der Mitte des Schiffes, auf deſſen unterer Seite, befand ſich ein kleiner Salon, ausgeſtattet in einer ebenſo koſtbaren als einfach wirkenden Eleganz und mit jeder Bequemlichkeit, die martiſche Kunſt zu er- denken vermochte. Eine hier zum erſtenmale ange- wandte Konſtruktion ließ nach beiden Seiten erker- artige Anſätze ſo hervortreten, daß ſie, ohne die Be- wegung des Schiffes zu verhindern, eine freie Ausſicht nach den Seiten und nach unten geſtatteten. Auf einem freihängenden Polſter, wie auf einer Schaukel halb liegend, ruhte hier eine graziöſe weibliche Geſtalt in bequemem Morgenanzuge, den der mit glänzenden Deli-Kriſtallen bedeckte Lisſchleier umhüllte. Es war Se. Sie beugte den ſchlanken Hals herab, um das Meer zu betrachten. Sobald ſie den Kopf bewegte, ſpielten die braunen Locken in den lichten Farben des Regen- bogens. Von Zeit zu Zeit betrachtete ſie Einzelheiten durch ein Glas, dann ließ ſie wieder den Blick rück-
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Die Luft-Yacht.
die den Perſonenverkehr vermittelten. Für eines der
Bote, die den höheren Beamten der Nume zur Ver-
fügung ſtanden, war es zu groß und prächtig. Es
war in der That ein Schiff, wie es bisher auf der
Erde nicht verkehrt hatte, eine Privatyacht, von einem
reichen Numen zu Vergnügungsreiſen erbaut. Seine
glatte Oberfläche ſchimmerte rot und golden, auf beiden
Seiten wie auf den jetzt ausgebreiteten Flügeln glänzte
weithin ſichtbar der Name des Schiffes, als wäre er
von rieſigen Edelſteinen gebildet, ein nach rechts offener
Halbkreis. Wer martiſch zu leſen verſtand, erkannte
darin den Namen „La‟.
Jn der Mitte des Schiffes, auf deſſen unterer Seite,
befand ſich ein kleiner Salon, ausgeſtattet in einer
ebenſo koſtbaren als einfach wirkenden Eleganz und
mit jeder Bequemlichkeit, die martiſche Kunſt zu er-
denken vermochte. Eine hier zum erſtenmale ange-
wandte Konſtruktion ließ nach beiden Seiten erker-
artige Anſätze ſo hervortreten, daß ſie, ohne die Be-
wegung des Schiffes zu verhindern, eine freie Ausſicht
nach den Seiten und nach unten geſtatteten. Auf
einem freihängenden Polſter, wie auf einer Schaukel
halb liegend, ruhte hier eine graziöſe weibliche Geſtalt
in bequemem Morgenanzuge, den der mit glänzenden
Deli-Kriſtallen bedeckte Lisſchleier umhüllte. Es war Se.
Sie beugte den ſchlanken Hals herab, um das Meer
zu betrachten. Sobald ſie den Kopf bewegte, ſpielten
die braunen Locken in den lichten Farben des Regen-
bogens. Von Zeit zu Zeit betrachtete ſie Einzelheiten
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/373>, abgerufen am 22.11.2024.
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