Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Die Flucht in die Berge. nicht zurückkehrte, so würde man ihn sicher bei seinerMutter suchen; er konnte jeden Augenblick erwarten, daß man ihn auf Grund einer besonderen Ordre, die der Jnstruktor durchsetzen würde, hier verhaften werde. Jede Minute war ihm kostbar. Das ging ihm durch den Kopf, während er mit dem Assistenten durch die Korridore nach dem Zimmer seiner Mutter schritt. Der Nume blieb vor einer Thür stehen. "Hier ist es", sagte er, "gehen Sie allein hinein. Saltner schoß ein Gedanke durch den Kopf. "Gestatten Sie noch eine Frage", sagte er. "Wer "Dr. Frank, der frühere Stabsarzt." "Jch kenne ihn. Jch möchte mit ihm über meine "Sehr gern." Der Nume verabschiedete sich. Saltner blieb kurze Zeit pochenden Herzens vor Leise klopfte er an. Es erfolgte keine Antwort. Saltner wagte kaum zu atmen. Seine Augen Die Flucht in die Berge. nicht zurückkehrte, ſo würde man ihn ſicher bei ſeinerMutter ſuchen; er konnte jeden Augenblick erwarten, daß man ihn auf Grund einer beſonderen Ordre, die der Jnſtruktor durchſetzen würde, hier verhaften werde. Jede Minute war ihm koſtbar. Das ging ihm durch den Kopf, während er mit dem Aſſiſtenten durch die Korridore nach dem Zimmer ſeiner Mutter ſchritt. Der Nume blieb vor einer Thür ſtehen. „Hier iſt es‟, ſagte er, „gehen Sie allein hinein. Saltner ſchoß ein Gedanke durch den Kopf. „Geſtatten Sie noch eine Frage‟, ſagte er. „Wer „Dr. Frank, der frühere Stabsarzt.‟ „Jch kenne ihn. Jch möchte mit ihm über meine „Sehr gern.‟ Der Nume verabſchiedete ſich. Saltner blieb kurze Zeit pochenden Herzens vor Leiſe klopfte er an. Es erfolgte keine Antwort. Saltner wagte kaum zu atmen. Seine Augen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0359" n="351"/><fw place="top" type="header">Die Flucht in die Berge.</fw><lb/> nicht zurückkehrte, ſo würde man ihn ſicher bei ſeiner<lb/> Mutter ſuchen; er konnte jeden Augenblick erwarten,<lb/> daß man ihn auf Grund einer beſonderen Ordre, die<lb/> der Jnſtruktor durchſetzen würde, hier verhaften werde.<lb/> Jede Minute war ihm koſtbar. Das ging ihm durch<lb/> den Kopf, während er mit dem Aſſiſtenten durch die<lb/> Korridore nach dem Zimmer ſeiner Mutter ſchritt.</p><lb/> <p>Der Nume blieb vor einer Thür ſtehen.</p><lb/> <p>„Hier iſt es‟, ſagte er, „gehen Sie allein hinein.<lb/> Jch will inzwiſchen in Jhrem Jntereſſe eilen.‟</p><lb/> <p>Saltner ſchoß ein Gedanke durch den Kopf.</p><lb/> <p>„Geſtatten Sie noch eine Frage‟, ſagte er. „Wer<lb/> vertritt Sie in Jhrer Abweſenheit von hier?‟</p><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">Dr.</hi> Frank, der frühere Stabsarzt.‟</p><lb/> <p>„Jch kenne ihn. Jch möchte mit ihm über meine<lb/> Mutter ſprechen; würden Sie die Güte haben, ihm<lb/> ſagen zu laſſen, daß er ſich hierher bemühe?‟</p><lb/> <p>„Sehr gern.‟ Der Nume verabſchiedete ſich.</p><lb/> <p>Saltner blieb kurze Zeit pochenden Herzens vor<lb/> der Thür ſtehen.</p><lb/> <p>Leiſe klopfte er an. Es erfolgte keine Antwort.<lb/> Er öffnete die Thür geräuſchlos und trat in das<lb/> Zimmer. Es war faſt dunkel, nur ein letzter Schein<lb/> der Dämmerung ließ noch einen unſichern Ueberblick<lb/> zu. Ueber einem Betſtuhl in der Ecke brannte eine<lb/> ewige Lampe. Davor kniete Frau Saltner, in inbrün-<lb/> ſtigem Gebet begriffen. Er hörte ſie leiſe Worte murmeln.</p><lb/> <p>Saltner wagte kaum zu atmen. Seine Augen<lb/> füllten ſich mit Thränen. Und doch hing vielleicht<lb/> alles an einer Minute.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [351/0359]
Die Flucht in die Berge.
nicht zurückkehrte, ſo würde man ihn ſicher bei ſeiner
Mutter ſuchen; er konnte jeden Augenblick erwarten,
daß man ihn auf Grund einer beſonderen Ordre, die
der Jnſtruktor durchſetzen würde, hier verhaften werde.
Jede Minute war ihm koſtbar. Das ging ihm durch
den Kopf, während er mit dem Aſſiſtenten durch die
Korridore nach dem Zimmer ſeiner Mutter ſchritt.
Der Nume blieb vor einer Thür ſtehen.
„Hier iſt es‟, ſagte er, „gehen Sie allein hinein.
Jch will inzwiſchen in Jhrem Jntereſſe eilen.‟
Saltner ſchoß ein Gedanke durch den Kopf.
„Geſtatten Sie noch eine Frage‟, ſagte er. „Wer
vertritt Sie in Jhrer Abweſenheit von hier?‟
„Dr. Frank, der frühere Stabsarzt.‟
„Jch kenne ihn. Jch möchte mit ihm über meine
Mutter ſprechen; würden Sie die Güte haben, ihm
ſagen zu laſſen, daß er ſich hierher bemühe?‟
„Sehr gern.‟ Der Nume verabſchiedete ſich.
Saltner blieb kurze Zeit pochenden Herzens vor
der Thür ſtehen.
Leiſe klopfte er an. Es erfolgte keine Antwort.
Er öffnete die Thür geräuſchlos und trat in das
Zimmer. Es war faſt dunkel, nur ein letzter Schein
der Dämmerung ließ noch einen unſichern Ueberblick
zu. Ueber einem Betſtuhl in der Ecke brannte eine
ewige Lampe. Davor kniete Frau Saltner, in inbrün-
ſtigem Gebet begriffen. Er hörte ſie leiſe Worte murmeln.
Saltner wagte kaum zu atmen. Seine Augen
füllten ſich mit Thränen. Und doch hing vielleicht
alles an einer Minute.
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