Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Jsma. fühle, daß wir der Menschheit dienen müssen, und ichwar stolz und glücklich, in dem Augenblicke bei Jhnen sein zu dürfen, da von Jhrem Entschluß der Beginn eines neuen Zeitalters abhing. Sie wiesen hinab, wo zwischen dem Laub die weiten Wasserflächen schimmerten, und sagten: Da unten, wo die Schmelz- wasser des Pols in ihrem natürlichen Bett sich sammeln, sind sie klar und ruhig und versiegen nimmer. Aber wir heben sie mit unsern Maschinen in den Sonnen- brand der Wüste, und trübe verrinnen sie allmählich in dem Bette, das tausende von Kilometern sich hin- zieht. Wer sagt uns, wie der heitere Seelenspiegel des Numen sich trübt, wenn wir ihn künstlich auf die Erde versetzen und auf unübersehbare Jahre seine Reinheit im Schlamm der Menschheit vergraben? Und da erwiderte ich Jhnen: Soweit die Kanäle sich füllen, sproßt das Leben in der Wüste, und die Kultur des Mars beruht auf diesen sich selbst verzehrenden Adern. -- Würden die Nume diese Riesenlasten von Wasser heben und verrinnen lassen, wenn sie nicht glaubten, daß es seine belebende Kraft auch behält in dem künstlichen Bette? Und wer schafft es herauf? Es ist doch die Vernunft, die die Natur leitet. Glauben Sie nicht an die Vernunft? Und als ich dies sagte, da blitzte es drunten auf über den Bäumen, und helle Strahlen stiegen in die Höhe, und mehrten sich, und soweit der Blick reichte, zitterten die Lichtfontänen in der Luft, und die Leute liefen durcheinander und riefen sich zu: "Der Friede ist geschlossen! Die Erde gehört uns -- --" Und Sie faßten meine Hand und sagten: Jsma. fühle, daß wir der Menſchheit dienen müſſen, und ichwar ſtolz und glücklich, in dem Augenblicke bei Jhnen ſein zu dürfen, da von Jhrem Entſchluß der Beginn eines neuen Zeitalters abhing. Sie wieſen hinab, wo zwiſchen dem Laub die weiten Waſſerflächen ſchimmerten, und ſagten: Da unten, wo die Schmelz- waſſer des Pols in ihrem natürlichen Bett ſich ſammeln, ſind ſie klar und ruhig und verſiegen nimmer. Aber wir heben ſie mit unſern Maſchinen in den Sonnen- brand der Wüſte, und trübe verrinnen ſie allmählich in dem Bette, das tauſende von Kilometern ſich hin- zieht. Wer ſagt uns, wie der heitere Seelenſpiegel des Numen ſich trübt, wenn wir ihn künſtlich auf die Erde verſetzen und auf unüberſehbare Jahre ſeine Reinheit im Schlamm der Menſchheit vergraben? Und da erwiderte ich Jhnen: Soweit die Kanäle ſich füllen, ſproßt das Leben in der Wüſte, und die Kultur des Mars beruht auf dieſen ſich ſelbſt verzehrenden Adern. — Würden die Nume dieſe Rieſenlaſten von Waſſer heben und verrinnen laſſen, wenn ſie nicht glaubten, daß es ſeine belebende Kraft auch behält in dem künſtlichen Bette? Und wer ſchafft es herauf? Es iſt doch die Vernunft, die die Natur leitet. Glauben Sie nicht an die Vernunft? Und als ich dies ſagte, da blitzte es drunten auf über den Bäumen, und helle Strahlen ſtiegen in die Höhe, und mehrten ſich, und ſoweit der Blick reichte, zitterten die Lichtfontänen in der Luft, und die Leute liefen durcheinander und riefen ſich zu: „Der Friede iſt geſchloſſen! Die Erde gehört uns — —‟ Und Sie faßten meine Hand und ſagten: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0325" n="317"/><fw place="top" type="header">Jsma.</fw><lb/> fühle, daß wir der Menſchheit dienen müſſen, und ich<lb/> war ſtolz und glücklich, in dem Augenblicke bei Jhnen<lb/> ſein zu dürfen, da von Jhrem Entſchluß der Beginn<lb/> eines neuen Zeitalters abhing. Sie wieſen hinab,<lb/> wo zwiſchen dem Laub die weiten Waſſerflächen<lb/> ſchimmerten, und ſagten: Da unten, wo die Schmelz-<lb/> waſſer des Pols in ihrem natürlichen Bett ſich ſammeln,<lb/> ſind ſie klar und ruhig und verſiegen nimmer. 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Jsma.
fühle, daß wir der Menſchheit dienen müſſen, und ich
war ſtolz und glücklich, in dem Augenblicke bei Jhnen
ſein zu dürfen, da von Jhrem Entſchluß der Beginn
eines neuen Zeitalters abhing. Sie wieſen hinab,
wo zwiſchen dem Laub die weiten Waſſerflächen
ſchimmerten, und ſagten: Da unten, wo die Schmelz-
waſſer des Pols in ihrem natürlichen Bett ſich ſammeln,
ſind ſie klar und ruhig und verſiegen nimmer. Aber
wir heben ſie mit unſern Maſchinen in den Sonnen-
brand der Wüſte, und trübe verrinnen ſie allmählich
in dem Bette, das tauſende von Kilometern ſich hin-
zieht. Wer ſagt uns, wie der heitere Seelenſpiegel
des Numen ſich trübt, wenn wir ihn künſtlich auf die
Erde verſetzen und auf unüberſehbare Jahre ſeine
Reinheit im Schlamm der Menſchheit vergraben? Und
da erwiderte ich Jhnen: Soweit die Kanäle ſich füllen,
ſproßt das Leben in der Wüſte, und die Kultur des
Mars beruht auf dieſen ſich ſelbſt verzehrenden Adern.
— Würden die Nume dieſe Rieſenlaſten von Waſſer
heben und verrinnen laſſen, wenn ſie nicht glaubten,
daß es ſeine belebende Kraft auch behält in dem
künſtlichen Bette? Und wer ſchafft es herauf? Es
iſt doch die Vernunft, die die Natur leitet. Glauben
Sie nicht an die Vernunft? Und als ich dies ſagte,
da blitzte es drunten auf über den Bäumen, und helle
Strahlen ſtiegen in die Höhe, und mehrten ſich, und
ſoweit der Blick reichte, zitterten die Lichtfontänen in
der Luft, und die Leute liefen durcheinander und riefen
ſich zu: „Der Friede iſt geſchloſſen! Die Erde gehört
uns — —‟ Und Sie faßten meine Hand und ſagten:
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