Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtundzwanzigstes Kapitel.

Die beiden anmutigen Pförtnerinnen waren Auto-
maten. Die Bestrahlung der Augen der rechtssitzenden
löste eine chemische Reaktion aus und öffnete dadurch
die Pforte. Zugleich wurde damit der Eintritt eines
Ankommenden im Jnnern des Hauses signalisiert.

Ell sprang aus dem Schlitten und eilte die Stufen
der Veranda empor.

Eine schlanke Frauengestalt trat ihm aus dem
Hause entgegen.

Ell blieb erstaunt stehen. Er erkannte nicht sogleich,
wen er vor sich hatte. Er hatte Jsma noch nicht im
Kostüm der Martierinnen gesehen.

"Jsma!" rief er jetzt, mit bewundernden Blicken
sie anstarrend. Er wollte nach Martiersitte die Hände
auf ihre Schultern legen, aber sie ergriff sie nach
alter Gewohnheit mit den ihrigen und drückte sie
freundschaftlich.

"Jch kann nicht dafür", sagte sie verlegen errötend,
"Frau Ma hat es nicht anders gewollt."

"Sie konnte es nicht besser treffen", sagte Ell heiter,
"ich wünschte, ich könnte so mit Jhnen durch die Straßen
von Friedau gehen. Passen Sie auf, das kommt
auch noch."

Jsma schüttelte leise den Kopf. "Lassen Sie uns
jetzt nicht an die Erde denken. Wenn ich allein bin,
kommen meine Gedanken nicht fort davon, immer sehe
ich den Zettel auf dem Tische meines Zimmers, als ich
die Lampe abdrehte, und dann die Gletscher zwischen
den Felsen, wo -- -- Nein, Ell, bis wir nicht handeln
können und nichts Neues erfahren, lassen Sie mich in

Achtundzwanzigſtes Kapitel.

Die beiden anmutigen Pförtnerinnen waren Auto-
maten. Die Beſtrahlung der Augen der rechtsſitzenden
löſte eine chemiſche Reaktion aus und öffnete dadurch
die Pforte. Zugleich wurde damit der Eintritt eines
Ankommenden im Jnnern des Hauſes ſignaliſiert.

Ell ſprang aus dem Schlitten und eilte die Stufen
der Veranda empor.

Eine ſchlanke Frauengeſtalt trat ihm aus dem
Hauſe entgegen.

Ell blieb erſtaunt ſtehen. Er erkannte nicht ſogleich,
wen er vor ſich hatte. Er hatte Jsma noch nicht im
Koſtüm der Martierinnen geſehen.

„Jsma!‟ rief er jetzt, mit bewundernden Blicken
ſie anſtarrend. Er wollte nach Martierſitte die Hände
auf ihre Schultern legen, aber ſie ergriff ſie nach
alter Gewohnheit mit den ihrigen und drückte ſie
freundſchaftlich.

„Jch kann nicht dafür‟, ſagte ſie verlegen errötend,
„Frau Ma hat es nicht anders gewollt.‟

„Sie konnte es nicht beſſer treffen‟, ſagte Ell heiter,
„ich wünſchte, ich könnte ſo mit Jhnen durch die Straßen
von Friedau gehen. Paſſen Sie auf, das kommt
auch noch.‟

Jsma ſchüttelte leiſe den Kopf. „Laſſen Sie uns
jetzt nicht an die Erde denken. Wenn ich allein bin,
kommen meine Gedanken nicht fort davon, immer ſehe
ich den Zettel auf dem Tiſche meines Zimmers, als ich
die Lampe abdrehte, und dann die Gletſcher zwiſchen
den Felſen, wo — — Nein, Ell, bis wir nicht handeln
können und nichts Neues erfahren, laſſen Sie mich in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0032" n="24"/>
          <fw place="top" type="header">Achtundzwanzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
          <p>Die beiden anmutigen Pförtnerinnen waren Auto-<lb/>
maten. Die Be&#x017F;trahlung der Augen der rechts&#x017F;itzenden<lb/>&#x017F;te eine chemi&#x017F;che Reaktion aus und öffnete dadurch<lb/>
die Pforte. Zugleich wurde damit der Eintritt eines<lb/>
Ankommenden im Jnnern des Hau&#x017F;es &#x017F;ignali&#x017F;iert.</p><lb/>
          <p>Ell &#x017F;prang aus dem Schlitten und eilte die Stufen<lb/>
der Veranda empor.</p><lb/>
          <p>Eine &#x017F;chlanke Frauenge&#x017F;talt trat ihm aus dem<lb/>
Hau&#x017F;e entgegen.</p><lb/>
          <p>Ell blieb er&#x017F;taunt &#x017F;tehen. Er erkannte nicht &#x017F;ogleich,<lb/>
wen er vor &#x017F;ich hatte. Er hatte Jsma noch nicht im<lb/>
Ko&#x017F;tüm der Martierinnen ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jsma!&#x201F; rief er jetzt, mit bewundernden Blicken<lb/>
&#x017F;ie an&#x017F;tarrend. Er wollte nach Martier&#x017F;itte die Hände<lb/>
auf ihre Schultern legen, aber &#x017F;ie ergriff &#x017F;ie nach<lb/>
alter Gewohnheit mit den ihrigen und drückte &#x017F;ie<lb/>
freund&#x017F;chaftlich.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch kann nicht dafür&#x201F;, &#x017F;agte &#x017F;ie verlegen errötend,<lb/>
&#x201E;Frau Ma hat es nicht anders gewollt.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie konnte es nicht be&#x017F;&#x017F;er treffen&#x201F;, &#x017F;agte Ell heiter,<lb/>
&#x201E;ich wün&#x017F;chte, ich könnte &#x017F;o mit Jhnen durch die Straßen<lb/>
von Friedau gehen. Pa&#x017F;&#x017F;en Sie auf, das kommt<lb/>
auch noch.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Jsma &#x017F;chüttelte lei&#x017F;e den Kopf. &#x201E;La&#x017F;&#x017F;en Sie uns<lb/>
jetzt nicht an die Erde denken. Wenn ich allein bin,<lb/>
kommen meine Gedanken nicht fort davon, immer &#x017F;ehe<lb/>
ich den Zettel auf dem Ti&#x017F;che meines Zimmers, als ich<lb/>
die Lampe abdrehte, und dann die Glet&#x017F;cher zwi&#x017F;chen<lb/>
den Fel&#x017F;en, wo &#x2014; &#x2014; Nein, Ell, bis wir nicht handeln<lb/>
können und nichts Neues erfahren, la&#x017F;&#x017F;en Sie mich in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0032] Achtundzwanzigſtes Kapitel. Die beiden anmutigen Pförtnerinnen waren Auto- maten. Die Beſtrahlung der Augen der rechtsſitzenden löſte eine chemiſche Reaktion aus und öffnete dadurch die Pforte. Zugleich wurde damit der Eintritt eines Ankommenden im Jnnern des Hauſes ſignaliſiert. Ell ſprang aus dem Schlitten und eilte die Stufen der Veranda empor. Eine ſchlanke Frauengeſtalt trat ihm aus dem Hauſe entgegen. Ell blieb erſtaunt ſtehen. Er erkannte nicht ſogleich, wen er vor ſich hatte. Er hatte Jsma noch nicht im Koſtüm der Martierinnen geſehen. „Jsma!‟ rief er jetzt, mit bewundernden Blicken ſie anſtarrend. Er wollte nach Martierſitte die Hände auf ihre Schultern legen, aber ſie ergriff ſie nach alter Gewohnheit mit den ihrigen und drückte ſie freundſchaftlich. „Jch kann nicht dafür‟, ſagte ſie verlegen errötend, „Frau Ma hat es nicht anders gewollt.‟ „Sie konnte es nicht beſſer treffen‟, ſagte Ell heiter, „ich wünſchte, ich könnte ſo mit Jhnen durch die Straßen von Friedau gehen. Paſſen Sie auf, das kommt auch noch.‟ Jsma ſchüttelte leiſe den Kopf. „Laſſen Sie uns jetzt nicht an die Erde denken. Wenn ich allein bin, kommen meine Gedanken nicht fort davon, immer ſehe ich den Zettel auf dem Tiſche meines Zimmers, als ich die Lampe abdrehte, und dann die Gletſcher zwiſchen den Felſen, wo — — Nein, Ell, bis wir nicht handeln können und nichts Neues erfahren, laſſen Sie mich in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/32
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/32>, abgerufen am 21.11.2024.