Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Der Kultor der Deutschen. lich vom Volke ferngehalten hatte? Brauchte mandem menschlichen Geiste nur die Freiheit und die Ge- legenheit des Denkens zu geben, um sicher zu sein, daß er seinen Aufflug gewinnen werde? Oder waren die Jnstruktoren hier geschickter? Der Kultor las einige der Einzelberichte und er sah mit Vergnügen, wie gut es die Sendboten der Numenheit verstanden hatten, sich vollständig nach den kirchlichen Gewohnheiten der Bevölkerung zu richten. Nirgends suchten sie Zweifel zu erwecken, nirgends gegen die traditionelle Form zu verstoßen. Sie beschränkten sich zunächst auf rein praktische Kenntnisse, deren Wirkung sich sofort in der Hebung des wirtschaftlichen Lebens zeigte. So ge- wannen sie Vertrauen. Der Weg ist lang, dachte der Kultor, aber er ist der einzig mögliche. Der Kultor blickte auf seine Notizen und sprach Eben begann der Kultor den Bericht zu lesen, als Der Kultor der Deutſchen. lich vom Volke ferngehalten hatte? Brauchte mandem menſchlichen Geiſte nur die Freiheit und die Ge- legenheit des Denkens zu geben, um ſicher zu ſein, daß er ſeinen Aufflug gewinnen werde? Oder waren die Jnſtruktoren hier geſchickter? Der Kultor las einige der Einzelberichte und er ſah mit Vergnügen, wie gut es die Sendboten der Numenheit verſtanden hatten, ſich vollſtändig nach den kirchlichen Gewohnheiten der Bevölkerung zu richten. Nirgends ſuchten ſie Zweifel zu erwecken, nirgends gegen die traditionelle Form zu verſtoßen. Sie beſchränkten ſich zunächſt auf rein praktiſche Kenntniſſe, deren Wirkung ſich ſofort in der Hebung des wirtſchaftlichen Lebens zeigte. So ge- wannen ſie Vertrauen. Der Weg iſt lang, dachte der Kultor, aber er iſt der einzig mögliche. Der Kultor blickte auf ſeine Notizen und ſprach Eben begann der Kultor den Bericht zu leſen, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0305" n="297"/><fw place="top" type="header">Der Kultor der Deutſchen.</fw><lb/> lich vom Volke ferngehalten hatte? Brauchte man<lb/> dem menſchlichen Geiſte nur die Freiheit und die Ge-<lb/> legenheit des Denkens zu geben, um ſicher zu ſein, daß<lb/> er ſeinen Aufflug gewinnen werde? Oder waren die<lb/> Jnſtruktoren hier geſchickter? Der Kultor las einige<lb/> der Einzelberichte und er ſah mit Vergnügen, wie gut<lb/> es die Sendboten der Numenheit verſtanden hatten,<lb/> ſich vollſtändig nach den kirchlichen Gewohnheiten der<lb/> Bevölkerung zu richten. Nirgends ſuchten ſie Zweifel<lb/> zu erwecken, nirgends gegen die traditionelle Form<lb/> zu verſtoßen. Sie beſchränkten ſich zunächſt auf rein<lb/> praktiſche Kenntniſſe, deren Wirkung ſich ſofort in der<lb/> Hebung des wirtſchaftlichen Lebens zeigte. So ge-<lb/> wannen ſie Vertrauen. Der Weg iſt lang, dachte der<lb/> Kultor, aber er iſt der einzig mögliche.</p><lb/> <p>Der Kultor blickte auf ſeine Notizen und ſprach<lb/> eifrig in den vom Mars eingeführten Phonographen,<lb/> der ihm zum Feſthalten ſeiner Gedanken diente. Er<lb/> entwarf eine Erläuterung zur Jnſtruktion der einzelnen<lb/> Bezirkskultoren. Die ſüddeutſchen Erfolge ſollten zum<lb/> Vorbild genommen werden. Als er einiges aus der<lb/> Statiſtik anführen wollte, ſtutzte er bei einer Zahl,<lb/> die von den übrigen auffallend abwich. Wie kam es,<lb/> daß in dem Bezirke von Bozen die Reſultate ſo un-<lb/> günſtig waren? Er ſuchte in den Akten den Bericht<lb/> des Jnſtruktors. Es war die erſte Arbeit eines neu<lb/> hingekommenen Beamten. Die Jnſtruktoren mußten<lb/> ſehr häufig wechſeln, das war ein großer Übelſtand;<lb/> ſie vertrugen das Erdklima nicht.</p><lb/> <p>Eben begann der Kultor den Bericht zu leſen, als<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [297/0305]
Der Kultor der Deutſchen.
lich vom Volke ferngehalten hatte? Brauchte man
dem menſchlichen Geiſte nur die Freiheit und die Ge-
legenheit des Denkens zu geben, um ſicher zu ſein, daß
er ſeinen Aufflug gewinnen werde? Oder waren die
Jnſtruktoren hier geſchickter? Der Kultor las einige
der Einzelberichte und er ſah mit Vergnügen, wie gut
es die Sendboten der Numenheit verſtanden hatten,
ſich vollſtändig nach den kirchlichen Gewohnheiten der
Bevölkerung zu richten. Nirgends ſuchten ſie Zweifel
zu erwecken, nirgends gegen die traditionelle Form
zu verſtoßen. Sie beſchränkten ſich zunächſt auf rein
praktiſche Kenntniſſe, deren Wirkung ſich ſofort in der
Hebung des wirtſchaftlichen Lebens zeigte. So ge-
wannen ſie Vertrauen. Der Weg iſt lang, dachte der
Kultor, aber er iſt der einzig mögliche.
Der Kultor blickte auf ſeine Notizen und ſprach
eifrig in den vom Mars eingeführten Phonographen,
der ihm zum Feſthalten ſeiner Gedanken diente. Er
entwarf eine Erläuterung zur Jnſtruktion der einzelnen
Bezirkskultoren. Die ſüddeutſchen Erfolge ſollten zum
Vorbild genommen werden. Als er einiges aus der
Statiſtik anführen wollte, ſtutzte er bei einer Zahl,
die von den übrigen auffallend abwich. Wie kam es,
daß in dem Bezirke von Bozen die Reſultate ſo un-
günſtig waren? Er ſuchte in den Akten den Bericht
des Jnſtruktors. Es war die erſte Arbeit eines neu
hingekommenen Beamten. Die Jnſtruktoren mußten
ſehr häufig wechſeln, das war ein großer Übelſtand;
ſie vertrugen das Erdklima nicht.
Eben begann der Kultor den Bericht zu leſen, als
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