Ernte herabstürzen, wo die Waffen von den Nihilit- strömen der Luftschiffe vernichtet wurden. Noch zwei- mal kehrte die Maschine zurück und mähte gleichsam das Waffenfeld ab. Keine Hand vermochte Säbel oder Lanze festzuhalten, und wo die Befestigung an Roß und Reiter nicht nachgab, wurden beide eine Strecke fortgeschleift. Die Hufeisen wurden in die Höhe gerissen, und dadurch waren sämtliche Pferde zum Sturz gebracht worden. Jene Maschine war die neue, gewaltige Erfindung der Martier, eine Ent- waffnungsmaschine von unwiderstehlicher Kraft für jedes eiserne Gerät -- ein elektrisches Feld von kolossaler Stärke und weiter Ausdehnung. Mit Hilfe dieses in der Luft schwebenden Magneten entrissen die Martier ihren Gegner die Waffen, ohne sie in anderer Weise zu be- schädigen, als es durch das Umreißen unvermeidlich war.
Während die Kavallerie aus ihrer Verwirrung sich aufzuraffen versuchte, war der Luftmagnet schon weiter gezogen und hatte sich der Jnfanterie genähert. Ver- geblich umklammerten die Soldaten mit beiden Händen ihre Gewehre, eine unwiderstehliche Gewalt zerrte sie in die Höhe, und mancher, der nicht nachgeben wollte, wurde ein Stück in die Luft geschleudert, um dann schwer zu Boden zu stürzen. Jn wenigen Minuten war das 1. Garderegiment entwaffnet. Die Maschine flog weiter, um die auf dem Marsch befindlichen Regi- menter einzuholen und dasselbe Manöver an ihnen vorzunehmen. Binnen kurzem mußte so selbst die stärkste Armee kampfunfähig gemacht sein. Auch die Geschütze der Artillerie wurden fortgerissen.
Fünfundvierzigſtes Kapitel.
Ernte herabſtürzen, wo die Waffen von den Nihilit- ſtrömen der Luftſchiffe vernichtet wurden. Noch zwei- mal kehrte die Maſchine zurück und mähte gleichſam das Waffenfeld ab. Keine Hand vermochte Säbel oder Lanze feſtzuhalten, und wo die Befeſtigung an Roß und Reiter nicht nachgab, wurden beide eine Strecke fortgeſchleift. Die Hufeiſen wurden in die Höhe geriſſen, und dadurch waren ſämtliche Pferde zum Sturz gebracht worden. Jene Maſchine war die neue, gewaltige Erfindung der Martier, eine Ent- waffnungsmaſchine von unwiderſtehlicher Kraft für jedes eiſerne Gerät — ein elektriſches Feld von koloſſaler Stärke und weiter Ausdehnung. Mit Hilfe dieſes in der Luft ſchwebenden Magneten entriſſen die Martier ihren Gegner die Waffen, ohne ſie in anderer Weiſe zu be- ſchädigen, als es durch das Umreißen unvermeidlich war.
Während die Kavallerie aus ihrer Verwirrung ſich aufzuraffen verſuchte, war der Luftmagnet ſchon weiter gezogen und hatte ſich der Jnfanterie genähert. Ver- geblich umklammerten die Soldaten mit beiden Händen ihre Gewehre, eine unwiderſtehliche Gewalt zerrte ſie in die Höhe, und mancher, der nicht nachgeben wollte, wurde ein Stück in die Luft geſchleudert, um dann ſchwer zu Boden zu ſtürzen. Jn wenigen Minuten war das 1. Garderegiment entwaffnet. Die Maſchine flog weiter, um die auf dem Marſch befindlichen Regi- menter einzuholen und dasſelbe Manöver an ihnen vorzunehmen. Binnen kurzem mußte ſo ſelbſt die ſtärkſte Armee kampfunfähig gemacht ſein. Auch die Geſchütze der Artillerie wurden fortgeriſſen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0292"n="284"/><fwplace="top"type="header">Fünfundvierzigſtes Kapitel.</fw><lb/>
Ernte herabſtürzen, wo die Waffen von den Nihilit-<lb/>ſtrömen der Luftſchiffe vernichtet wurden. Noch zwei-<lb/>
mal kehrte die Maſchine zurück und mähte gleichſam<lb/>
das Waffenfeld ab. Keine Hand vermochte Säbel<lb/>
oder Lanze feſtzuhalten, und wo die Befeſtigung an<lb/>
Roß und Reiter nicht nachgab, wurden beide eine<lb/>
Strecke fortgeſchleift. Die Hufeiſen wurden in die<lb/>
Höhe geriſſen, und dadurch waren ſämtliche Pferde<lb/>
zum Sturz gebracht worden. Jene Maſchine war die<lb/>
neue, gewaltige Erfindung der Martier, eine Ent-<lb/>
waffnungsmaſchine von unwiderſtehlicher Kraft für jedes<lb/>
eiſerne Gerät — ein elektriſches Feld von koloſſaler<lb/>
Stärke und weiter Ausdehnung. Mit Hilfe dieſes in<lb/>
der Luft ſchwebenden Magneten entriſſen die Martier<lb/>
ihren Gegner die Waffen, ohne ſie in anderer Weiſe zu be-<lb/>ſchädigen, als es durch das Umreißen unvermeidlich war.</p><lb/><p>Während die Kavallerie aus ihrer Verwirrung ſich<lb/>
aufzuraffen verſuchte, war der Luftmagnet ſchon weiter<lb/>
gezogen und hatte ſich der Jnfanterie genähert. Ver-<lb/>
geblich umklammerten die Soldaten mit beiden Händen<lb/>
ihre Gewehre, eine unwiderſtehliche Gewalt zerrte ſie<lb/>
in die Höhe, und mancher, der nicht nachgeben wollte,<lb/>
wurde ein Stück in die Luft geſchleudert, um dann<lb/>ſchwer zu Boden zu ſtürzen. Jn wenigen Minuten<lb/>
war das 1. Garderegiment entwaffnet. Die Maſchine<lb/>
flog weiter, um die auf dem Marſch befindlichen Regi-<lb/>
menter einzuholen und dasſelbe Manöver an ihnen<lb/>
vorzunehmen. Binnen kurzem mußte ſo ſelbſt die<lb/>ſtärkſte Armee kampfunfähig gemacht ſein. Auch die<lb/>
Geſchütze der Artillerie wurden fortgeriſſen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[284/0292]
Fünfundvierzigſtes Kapitel.
Ernte herabſtürzen, wo die Waffen von den Nihilit-
ſtrömen der Luftſchiffe vernichtet wurden. Noch zwei-
mal kehrte die Maſchine zurück und mähte gleichſam
das Waffenfeld ab. Keine Hand vermochte Säbel
oder Lanze feſtzuhalten, und wo die Befeſtigung an
Roß und Reiter nicht nachgab, wurden beide eine
Strecke fortgeſchleift. Die Hufeiſen wurden in die
Höhe geriſſen, und dadurch waren ſämtliche Pferde
zum Sturz gebracht worden. Jene Maſchine war die
neue, gewaltige Erfindung der Martier, eine Ent-
waffnungsmaſchine von unwiderſtehlicher Kraft für jedes
eiſerne Gerät — ein elektriſches Feld von koloſſaler
Stärke und weiter Ausdehnung. Mit Hilfe dieſes in
der Luft ſchwebenden Magneten entriſſen die Martier
ihren Gegner die Waffen, ohne ſie in anderer Weiſe zu be-
ſchädigen, als es durch das Umreißen unvermeidlich war.
Während die Kavallerie aus ihrer Verwirrung ſich
aufzuraffen verſuchte, war der Luftmagnet ſchon weiter
gezogen und hatte ſich der Jnfanterie genähert. Ver-
geblich umklammerten die Soldaten mit beiden Händen
ihre Gewehre, eine unwiderſtehliche Gewalt zerrte ſie
in die Höhe, und mancher, der nicht nachgeben wollte,
wurde ein Stück in die Luft geſchleudert, um dann
ſchwer zu Boden zu ſtürzen. Jn wenigen Minuten
war das 1. Garderegiment entwaffnet. Die Maſchine
flog weiter, um die auf dem Marſch befindlichen Regi-
menter einzuholen und dasſelbe Manöver an ihnen
vorzunehmen. Binnen kurzem mußte ſo ſelbſt die
ſtärkſte Armee kampfunfähig gemacht ſein. Auch die
Geſchütze der Artillerie wurden fortgeriſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/292>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.