Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Fünfundvierzigstes Kapitel. oberste Kriegsherr selbst mit allen Fürsten und Gene-ralen ausgeliefert war, da bebte ihnen wohl das Herz in der Brust unter der Verantwortung, die sie auf sich gelegt fühlten. Aber nun bewährte sich der Geist unseres Heeres in erhebender Weise. Nicht ein Augen- blick der Verwirrung, nicht ein Moment des Schreckens trat ein. Die Truppen einer andern Nation, falls sie sich nicht in zuchtlose Flucht aufgelöst hätten, wären vielleicht in wahnsinnigem Todesmut zur Befreiung ihres Feldherrn vorgestürzt, um in den Repulsitstrahlen und Nihilitsphären der Marsschiffe ihren Untergang zu finden, ohne daß sie auch das Geringste hätten ausrichten können. Die deutschen Offiziere indessen verloren ihre Jnstruktion auch in diesem schrecklichen Moment nicht aus den Augen. Nach den Erfahrungen, die man in England gemacht hatte, war es von der deutschen Heeresleitung als erster Grundsatz ausge- sprochen worden, unter keinen Umständen Munition und Menschenleben gegen ein mit Nihilitsphäre ver- sehenes Marsschiff zu verschwenden, da man wußte, daß dies ein völlig fruchtloses Beginnen sei. Die Truppen waren überhaupt nicht zusammengezogen worden, um sich irgendwo in offenem Kampfe mit den Martiern zu versuchen. Man hatte vielmehr ein ganz anderes System der Verteidigung aufgestellt, und von diesem auch im Moment der äußersten Über- raschung nicht abzuweichen, das war die höchste Auf- gabe, welche die Disziplin zu leisten hatte. Man sagte sich, daß den Machtmitteln der Martier Fünfundvierzigſtes Kapitel. oberſte Kriegsherr ſelbſt mit allen Fürſten und Gene-ralen ausgeliefert war, da bebte ihnen wohl das Herz in der Bruſt unter der Verantwortung, die ſie auf ſich gelegt fühlten. Aber nun bewährte ſich der Geiſt unſeres Heeres in erhebender Weiſe. Nicht ein Augen- blick der Verwirrung, nicht ein Moment des Schreckens trat ein. Die Truppen einer andern Nation, falls ſie ſich nicht in zuchtloſe Flucht aufgelöſt hätten, wären vielleicht in wahnſinnigem Todesmut zur Befreiung ihres Feldherrn vorgeſtürzt, um in den Repulſitſtrahlen und Nihilitſphären der Marsſchiffe ihren Untergang zu finden, ohne daß ſie auch das Geringſte hätten ausrichten können. Die deutſchen Offiziere indeſſen verloren ihre Jnſtruktion auch in dieſem ſchrecklichen Moment nicht aus den Augen. Nach den Erfahrungen, die man in England gemacht hatte, war es von der deutſchen Heeresleitung als erſter Grundſatz ausge- ſprochen worden, unter keinen Umſtänden Munition und Menſchenleben gegen ein mit Nihilitſphäre ver- ſehenes Marsſchiff zu verſchwenden, da man wußte, daß dies ein völlig fruchtloſes Beginnen ſei. Die Truppen waren überhaupt nicht zuſammengezogen worden, um ſich irgendwo in offenem Kampfe mit den Martiern zu verſuchen. Man hatte vielmehr ein ganz anderes Syſtem der Verteidigung aufgeſtellt, und von dieſem auch im Moment der äußerſten Über- raſchung nicht abzuweichen, das war die höchſte Auf- gabe, welche die Disziplin zu leiſten hatte. Man ſagte ſich, daß den Machtmitteln der Martier <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0288" n="280"/><fw place="top" type="header">Fünfundvierzigſtes Kapitel.</fw><lb/> oberſte Kriegsherr ſelbſt mit allen Fürſten und Gene-<lb/> ralen ausgeliefert war, da bebte ihnen wohl das Herz<lb/> in der Bruſt unter der Verantwortung, die ſie auf<lb/> ſich gelegt fühlten. Aber nun bewährte ſich der Geiſt<lb/> unſeres Heeres in erhebender Weiſe. Nicht ein Augen-<lb/> blick der Verwirrung, nicht ein Moment des Schreckens<lb/> trat ein. Die Truppen einer andern Nation, falls ſie<lb/> ſich nicht in zuchtloſe Flucht aufgelöſt hätten, wären<lb/> vielleicht in wahnſinnigem Todesmut zur Befreiung<lb/> ihres Feldherrn vorgeſtürzt, um in den Repulſitſtrahlen<lb/> und Nihilitſphären der Marsſchiffe ihren Untergang<lb/> zu finden, ohne daß ſie auch das Geringſte hätten<lb/> ausrichten können. Die deutſchen Offiziere indeſſen<lb/> verloren ihre Jnſtruktion auch in dieſem ſchrecklichen<lb/> Moment nicht aus den Augen. Nach den Erfahrungen,<lb/> die man in England gemacht hatte, war es von der<lb/> deutſchen Heeresleitung als erſter Grundſatz ausge-<lb/> ſprochen worden, unter keinen Umſtänden Munition<lb/> und Menſchenleben gegen ein mit Nihilitſphäre ver-<lb/> ſehenes Marsſchiff zu verſchwenden, da man wußte,<lb/> daß dies ein völlig fruchtloſes Beginnen ſei. Die<lb/> Truppen waren überhaupt nicht zuſammengezogen<lb/> worden, um ſich irgendwo in offenem Kampfe mit<lb/> den Martiern zu verſuchen. Man hatte vielmehr ein<lb/> ganz anderes Syſtem der Verteidigung aufgeſtellt,<lb/> und von dieſem auch im Moment der äußerſten Über-<lb/> raſchung nicht abzuweichen, das war die höchſte Auf-<lb/> gabe, welche die Disziplin zu leiſten hatte.</p><lb/> <p>Man ſagte ſich, daß den Machtmitteln der Martier<lb/> gegenüber eine Armee im freien Felde wie in den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0288]
Fünfundvierzigſtes Kapitel.
oberſte Kriegsherr ſelbſt mit allen Fürſten und Gene-
ralen ausgeliefert war, da bebte ihnen wohl das Herz
in der Bruſt unter der Verantwortung, die ſie auf
ſich gelegt fühlten. Aber nun bewährte ſich der Geiſt
unſeres Heeres in erhebender Weiſe. Nicht ein Augen-
blick der Verwirrung, nicht ein Moment des Schreckens
trat ein. Die Truppen einer andern Nation, falls ſie
ſich nicht in zuchtloſe Flucht aufgelöſt hätten, wären
vielleicht in wahnſinnigem Todesmut zur Befreiung
ihres Feldherrn vorgeſtürzt, um in den Repulſitſtrahlen
und Nihilitſphären der Marsſchiffe ihren Untergang
zu finden, ohne daß ſie auch das Geringſte hätten
ausrichten können. Die deutſchen Offiziere indeſſen
verloren ihre Jnſtruktion auch in dieſem ſchrecklichen
Moment nicht aus den Augen. Nach den Erfahrungen,
die man in England gemacht hatte, war es von der
deutſchen Heeresleitung als erſter Grundſatz ausge-
ſprochen worden, unter keinen Umſtänden Munition
und Menſchenleben gegen ein mit Nihilitſphäre ver-
ſehenes Marsſchiff zu verſchwenden, da man wußte,
daß dies ein völlig fruchtloſes Beginnen ſei. Die
Truppen waren überhaupt nicht zuſammengezogen
worden, um ſich irgendwo in offenem Kampfe mit
den Martiern zu verſuchen. Man hatte vielmehr ein
ganz anderes Syſtem der Verteidigung aufgeſtellt,
und von dieſem auch im Moment der äußerſten Über-
raſchung nicht abzuweichen, das war die höchſte Auf-
gabe, welche die Disziplin zu leiſten hatte.
Man ſagte ſich, daß den Machtmitteln der Martier
gegenüber eine Armee im freien Felde wie in den
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