Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenundzwanzigstes Kapitel.
schläge den Anbau von Früchten gestatteten, zum
größeren Teile aber im Bergbau und in den Strahlungs-
Sammelstätten thätig waren. Denn jene Wüsten-
gegenden, einst leer und unbewohnt, waren in der gegen-
wärtigen Kulturperiode des Planeten das Hauptreservoir
und die Hauptquelle für die Energie geworden. Aus
den Kalkfelsen, dem ausgetrockneten Thon- und Lehm-
boden und den darunter befindlichen, von Erzgängen
reich durchsetzten Schichten zog die Bevölkerung des
ganzen Planeten ihre Nahrung und ihre Macht. Aber
die klimatischen Verhältnisse gestatteten nicht, die Ver-
arbeitung an Ort und Stelle vorzunehmen. Die Ge-
steinsmassen wurden an den Rändern der Verkehrs-
streifen gebrochen, wodurch diese sich allmählich ver-
breiterten. Die Sonnenstrahlung wurde auf der ganzen
Hochfläche gesammelt und in der Form von Elektrizität
über den Planeten verteilt. Die Bergleute an den
Rändern der Kulturstreifen gelangten dabei zu Wohl-
stand, vermischten sich stetig mit der Bevölkerung der
Niederungen und rekrutierten sich immer aufs neue aus
dem Stande der Beds, den Wüstenbewohnern, die für
die Besorgung der Sammelwerke unentbehrlich waren.
Diese abgehärteten Wüstensöhne durchzogen im Sonnen-
brande die weiten Hochflächen, um im Dienste der
großen Strahlensammelkompagnien die Stromleitungen
bei Sonnenaufgang in Tätigkeit zu setzen und bei
Sonnenuntergang wieder abzustellen. Sie erhielten
einen reichlichen Lohn, der ihnen wohl gestattet hätte,
nach einer Reihe von Jahren ihren beschwerlichen Beruf
aufzugeben, aber sie liebten ihre Hochflächen, wie ihre

Siebenundzwanzigſtes Kapitel.
ſchläge den Anbau von Früchten geſtatteten, zum
größeren Teile aber im Bergbau und in den Strahlungs-
Sammelſtätten thätig waren. Denn jene Wüſten-
gegenden, einſt leer und unbewohnt, waren in der gegen-
wärtigen Kulturperiode des Planeten das Hauptreſervoir
und die Hauptquelle für die Energie geworden. Aus
den Kalkfelſen, dem ausgetrockneten Thon- und Lehm-
boden und den darunter befindlichen, von Erzgängen
reich durchſetzten Schichten zog die Bevölkerung des
ganzen Planeten ihre Nahrung und ihre Macht. Aber
die klimatiſchen Verhältniſſe geſtatteten nicht, die Ver-
arbeitung an Ort und Stelle vorzunehmen. Die Ge-
ſteinsmaſſen wurden an den Rändern der Verkehrs-
ſtreifen gebrochen, wodurch dieſe ſich allmählich ver-
breiterten. Die Sonnenſtrahlung wurde auf der ganzen
Hochfläche geſammelt und in der Form von Elektrizität
über den Planeten verteilt. Die Bergleute an den
Rändern der Kulturſtreifen gelangten dabei zu Wohl-
ſtand, vermiſchten ſich ſtetig mit der Bevölkerung der
Niederungen und rekrutierten ſich immer aufs neue aus
dem Stande der Beds, den Wüſtenbewohnern, die für
die Beſorgung der Sammelwerke unentbehrlich waren.
Dieſe abgehärteten Wüſtenſöhne durchzogen im Sonnen-
brande die weiten Hochflächen, um im Dienſte der
großen Strahlenſammelkompagnien die Stromleitungen
bei Sonnenaufgang in Tätigkeit zu ſetzen und bei
Sonnenuntergang wieder abzuſtellen. Sie erhielten
einen reichlichen Lohn, der ihnen wohl geſtattet hätte,
nach einer Reihe von Jahren ihren beſchwerlichen Beruf
aufzugeben, aber ſie liebten ihre Hochflächen, wie ihre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0028" n="20"/><fw place="top" type="header">Siebenundzwanzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
&#x017F;chläge den Anbau von Früchten ge&#x017F;tatteten, zum<lb/>
größeren Teile aber im Bergbau und in den Strahlungs-<lb/>
Sammel&#x017F;tätten thätig waren. Denn jene Wü&#x017F;ten-<lb/>
gegenden, ein&#x017F;t leer und unbewohnt, waren in der gegen-<lb/>
wärtigen Kulturperiode des Planeten das Hauptre&#x017F;ervoir<lb/>
und die Hauptquelle für die Energie geworden. Aus<lb/>
den Kalkfel&#x017F;en, dem ausgetrockneten Thon- und Lehm-<lb/>
boden und den darunter befindlichen, von Erzgängen<lb/>
reich durch&#x017F;etzten Schichten zog die Bevölkerung des<lb/>
ganzen Planeten ihre Nahrung und ihre Macht. Aber<lb/>
die klimati&#x017F;chen Verhältni&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;tatteten nicht, die Ver-<lb/>
arbeitung an Ort und Stelle vorzunehmen. Die Ge-<lb/>
&#x017F;teinsma&#x017F;&#x017F;en wurden an den Rändern der Verkehrs-<lb/>
&#x017F;treifen gebrochen, wodurch die&#x017F;e &#x017F;ich allmählich ver-<lb/>
breiterten. Die Sonnen&#x017F;trahlung wurde auf der ganzen<lb/>
Hochfläche ge&#x017F;ammelt und in der Form von Elektrizität<lb/>
über den Planeten verteilt. Die Bergleute an den<lb/>
Rändern der Kultur&#x017F;treifen gelangten dabei zu Wohl-<lb/>
&#x017F;tand, vermi&#x017F;chten &#x017F;ich &#x017F;tetig mit der Bevölkerung der<lb/>
Niederungen und rekrutierten &#x017F;ich immer aufs neue aus<lb/>
dem Stande der Beds, den Wü&#x017F;tenbewohnern, die für<lb/>
die Be&#x017F;orgung der Sammelwerke unentbehrlich waren.<lb/>
Die&#x017F;e abgehärteten Wü&#x017F;ten&#x017F;öhne durchzogen im Sonnen-<lb/>
brande die weiten Hochflächen, um im Dien&#x017F;te der<lb/>
großen Strahlen&#x017F;ammelkompagnien die Stromleitungen<lb/>
bei Sonnenaufgang in Tätigkeit zu &#x017F;etzen und bei<lb/>
Sonnenuntergang wieder abzu&#x017F;tellen. Sie erhielten<lb/>
einen reichlichen Lohn, der ihnen wohl ge&#x017F;tattet hätte,<lb/>
nach einer Reihe von Jahren ihren be&#x017F;chwerlichen Beruf<lb/>
aufzugeben, aber &#x017F;ie liebten ihre Hochflächen, wie ihre<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0028] Siebenundzwanzigſtes Kapitel. ſchläge den Anbau von Früchten geſtatteten, zum größeren Teile aber im Bergbau und in den Strahlungs- Sammelſtätten thätig waren. Denn jene Wüſten- gegenden, einſt leer und unbewohnt, waren in der gegen- wärtigen Kulturperiode des Planeten das Hauptreſervoir und die Hauptquelle für die Energie geworden. Aus den Kalkfelſen, dem ausgetrockneten Thon- und Lehm- boden und den darunter befindlichen, von Erzgängen reich durchſetzten Schichten zog die Bevölkerung des ganzen Planeten ihre Nahrung und ihre Macht. Aber die klimatiſchen Verhältniſſe geſtatteten nicht, die Ver- arbeitung an Ort und Stelle vorzunehmen. Die Ge- ſteinsmaſſen wurden an den Rändern der Verkehrs- ſtreifen gebrochen, wodurch dieſe ſich allmählich ver- breiterten. Die Sonnenſtrahlung wurde auf der ganzen Hochfläche geſammelt und in der Form von Elektrizität über den Planeten verteilt. Die Bergleute an den Rändern der Kulturſtreifen gelangten dabei zu Wohl- ſtand, vermiſchten ſich ſtetig mit der Bevölkerung der Niederungen und rekrutierten ſich immer aufs neue aus dem Stande der Beds, den Wüſtenbewohnern, die für die Beſorgung der Sammelwerke unentbehrlich waren. Dieſe abgehärteten Wüſtenſöhne durchzogen im Sonnen- brande die weiten Hochflächen, um im Dienſte der großen Strahlenſammelkompagnien die Stromleitungen bei Sonnenaufgang in Tätigkeit zu ſetzen und bei Sonnenuntergang wieder abzuſtellen. Sie erhielten einen reichlichen Lohn, der ihnen wohl geſtattet hätte, nach einer Reihe von Jahren ihren beſchwerlichen Beruf aufzugeben, aber ſie liebten ihre Hochflächen, wie ihre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/28
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/28>, abgerufen am 23.11.2024.