des Gebäudes. Er nahm den Hut ab und trocknete die Stirn. Sein Gesicht war tief gebräunt und trug die Spuren harter Entbehrungen und schwerer Sorgen, die ihm das Haar gebleicht hatten. Mit einem plötz- lichen Entschluß zog er die Klingel.
Es dauerte lange, ehe sich ein Schritt hören ließ. Ein junger Hausbursche öffnete die Thür.
"Jst der Herr Direktor zu sprechen?" fragte der Fremde mit tiefer Stimme.
"Der Herr Doktor Grunthe ist ausgegangen," antwortete der Diener. "Aber um halb neun kommt er wieder."
"Jst denn Herr Dr. Ell nicht mehr hier?"
"Den kenne ich nicht. Oder -- Sie meinen doch nicht etwa -- aber das wissen Sie ja --"
"Jch meine den Herrn Dr. Ell, der die Stern- warte gebaut hat."
"Ja -- der Herr Kultor residieren doch in Berlin --"
Der Fremde schüttelte den Kopf. "Jch werde in einer Stunde wiederkommen", sagte er dann kurz.
Er wandte sich um und ging. Der Herr Kultor? Was sollte das heißen? Er wußte es nicht. Gleichviel, er würde ihn finden. Also Grunthe war hier. Das war ihm lieb, bei ihm konnte er Auskunft erhalten. Aber wohin inzwischen?
Einige Häuser weiter, in einem Nebengäßchen, leuchtete eine rote Laterne. Er fühlte das Bedürfnis nach Speise und Trank. Er wußte, die Laterne be- zeichnete ein untergeordnetes Vorstadtlokal; von den Gästen, die dort verkehrten, kannte ihn gewiß niemand,
Dreiundvierzigſtes Kapitel.
des Gebäudes. Er nahm den Hut ab und trocknete die Stirn. Sein Geſicht war tief gebräunt und trug die Spuren harter Entbehrungen und ſchwerer Sorgen, die ihm das Haar gebleicht hatten. Mit einem plötz- lichen Entſchluß zog er die Klingel.
Es dauerte lange, ehe ſich ein Schritt hören ließ. Ein junger Hausburſche öffnete die Thür.
„Jſt der Herr Direktor zu ſprechen?‟ fragte der Fremde mit tiefer Stimme.
„Der Herr Doktor Grunthe iſt ausgegangen,‟ antwortete der Diener. „Aber um halb neun kommt er wieder.‟
„Jſt denn Herr Dr. Ell nicht mehr hier?‟
„Den kenne ich nicht. Oder — Sie meinen doch nicht etwa — aber das wiſſen Sie ja —‟
„Jch meine den Herrn Dr. Ell, der die Stern- warte gebaut hat.‟
„Ja — der Herr Kultor reſidieren doch in Berlin —‟
Der Fremde ſchüttelte den Kopf. „Jch werde in einer Stunde wiederkommen‟, ſagte er dann kurz.
Er wandte ſich um und ging. Der Herr Kultor? Was ſollte das heißen? Er wußte es nicht. Gleichviel, er würde ihn finden. Alſo Grunthe war hier. Das war ihm lieb, bei ihm konnte er Auskunft erhalten. Aber wohin inzwiſchen?
Einige Häuſer weiter, in einem Nebengäßchen, leuchtete eine rote Laterne. Er fühlte das Bedürfnis nach Speiſe und Trank. Er wußte, die Laterne be- zeichnete ein untergeordnetes Vorſtadtlokal; von den Gäſten, die dort verkehrten, kannte ihn gewiß niemand,
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Dreiundvierzigſtes Kapitel.
des Gebäudes. Er nahm den Hut ab und trocknete
die Stirn. Sein Geſicht war tief gebräunt und trug
die Spuren harter Entbehrungen und ſchwerer Sorgen,
die ihm das Haar gebleicht hatten. Mit einem plötz-
lichen Entſchluß zog er die Klingel.
Es dauerte lange, ehe ſich ein Schritt hören ließ.
Ein junger Hausburſche öffnete die Thür.
„Jſt der Herr Direktor zu ſprechen?‟ fragte der
Fremde mit tiefer Stimme.
„Der Herr Doktor Grunthe iſt ausgegangen,‟
antwortete der Diener. „Aber um halb neun kommt
er wieder.‟
„Jſt denn Herr Dr. Ell nicht mehr hier?‟
„Den kenne ich nicht. Oder — Sie meinen doch
nicht etwa — aber das wiſſen Sie ja —‟
„Jch meine den Herrn Dr. Ell, der die Stern-
warte gebaut hat.‟
„Ja — der Herr Kultor reſidieren doch in Berlin —‟
Der Fremde ſchüttelte den Kopf. „Jch werde in
einer Stunde wiederkommen‟, ſagte er dann kurz.
Er wandte ſich um und ging. Der Herr Kultor?
Was ſollte das heißen? Er wußte es nicht. Gleichviel,
er würde ihn finden. Alſo Grunthe war hier. Das
war ihm lieb, bei ihm konnte er Auskunft erhalten.
Aber wohin inzwiſchen?
Einige Häuſer weiter, in einem Nebengäßchen,
leuchtete eine rote Laterne. Er fühlte das Bedürfnis
nach Speiſe und Trank. Er wußte, die Laterne be-
zeichnete ein untergeordnetes Vorſtadtlokal; von den
Gäſten, die dort verkehrten, kannte ihn gewiß niemand,
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/254>, abgerufen am 25.11.2024.
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